Sitzung 1 Der Zapfendorfer Gemeinderat erfuhr erst kurzfristig von der geplanten Unterbringung von jungen Asylbewerbern in einer ehemaligen Gaststätte an der Hauptstraße.
von unserem Mitarbeiter Johannes Michel
Zapfendorf — "Unbegleitete jugendliche Asylbewerber", so hieß ein Tagesordnungspunkt auf der jüngsten Sitzung des Zapfendorfer Gemeinderates, der erst kurzfristig auf die Tagesordnung kam. Denn die Gemeinde wurde über die Pläne sehr spät informiert, was Kritik hervorrief.
Zu Gast in der Sitzung war Awo-Geschäftsführer Werner Dippold, der künftige Träger der Einrichtung: "Unter dem Tagesordnungspunkt 5 ,Verschiedenes' informierte er über die Einrichtung einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Das Thema war zum Zeitpunkt der Sitzungsladung noch nicht bekannt und wird aufgrund der Dringlichkeit eingeschoben", war in einer E-Mail aus dem Rathaus vom Freitag, 17. Juli, zu lesen.
Die Mitteilung traf auch viele Gemeinderäte unvorbereitet - und sie machten ihrem Unmut in der Sitzung Luft.
Hintergrund ist folgender: In Zapfendorf sollen ab 1. September 24 jugendliche Flüchtlinge im Alter von 12 bis 17 Jahren untergebracht werden, die ohne Begleitung ihrer Eltern nach Deutschland gekommen sind. Dazu hat die Familie Hofmann, die das Areal in der Zapfendorfer Hauptstraße im vergangenen Jahr bis auf das ehemalige Gasthaus an die Gemeinde verkauft hat, die ehemaligen Fremdenzimmer sowie die Gaststätte an den Landkreis Bamberg vermietet - für zunächst drei Jahre mit Option auf Verlängerung. "Den Kontakt zwischen der Familie Hofmann und dem Landkreis gab es schon länger. In der Wahlkampfzeit wurde bewusst kein Kontakt mit den Verantwortlichen in Zapfendorf gesucht", sagte Dippold. Die Awo wird der Betreiber der Einrichtung sein.
Genau diese Informationspolitik stieß auf Kritik. Gemeinderat Dr.
Andreas Büttner (Bürger-Vertretung-Lauf) meinte: "Wir haben vom Landratsamt nichts erfahren. Und für die heutige Sitzung schickt man uns nur den Träger." Er wies darauf hin, dass auf dem Areal schon bald Baustelle sei, die Gemeinde Zapfendorf plane dort neue Baugrundstücke sowie ein Medizinisches Versorgungszentrum. Ähnlicher Meinung war Andreas Schonath (Wählergemeinschaft Oberleiterbach): "Wir fühlen uns vom Besitzer verarscht. Es war angekündigt, dass das Gebäude wieder zu einer Gastwirtschaft werden soll."
Dippold erklärte, dass nach kleineren Umbauten ab 1. September die Kinder und Jugendlichen einziehen sollen. Rund um die Uhr sei Personal der Awo anwesend. Mit der Kommune sei ein intensiver Austausch notwendig. Wichtig werde zudem ein Freizeitprogramm, organisiert etwa in Zusammenarbeit mit den Vereinen.
Und auch auf die Schule kämen Aufgaben - es sei angedacht, dass die Kinder nach einiger Zeit die Regelschule besuchen. Dies wurde ebenfalls von einigen Gemeinderäten skeptisch gesehen, insbesondere aufgrund der Klassengröße. Das Argument: Aktuell sei die Mittelschule nur noch einzügig, eine derart hohe Anzahl neuer Kinder würde die Anzahl unverhältnismäßig erhöhen. Zu beschließen hatten die Räte zu diesem Tagesordnungspunkt nichts, er diente lediglich der Information.