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Fußball im Betrieb, oder: Wie die Deutsche Bahn kickt und trainiert


Autor: Sarah Seewald

Forchheim, Mittwoch, 02. Juli 2014

Bei der Sichtung in Potsdam laufen sich die Spieler schon einmal warm. Foto: Klaus Obst



Leutenbach — Seit seinem siebten Lebensjahr ist Klaus Obst auf den Ball fixiert. Spielte bei Jahn Forchheim, in Eggolsheim, lange beim FC Burk. Seit seinem 27. Lebensjahr ist er Trainer im Herrenbereich. Hauptberuflich steuert Klaus Obst sein 40. Dienstjubiläum bei der Deutschen Bahn an, deren Nationalmannschaft er trainiert. Dass sich privat und beruflich in seinem Fall gut verbinden lassen, berichtet der Leutenbacher im Interview.

Herr Obst, was haben Fußball und Eisenbahn gemeinsam?
Klaus Obst: Im Rampenlicht stehen, die Geschwindigkeit und die Schlagzahlen erhöhen, immer weiter technische Raffinessen hervorbringen. Die Bahn hat weltweit 230 000 Mitarbeiter und ist Sponsor des Bundesligisten Hertha BSC und von Eintracht Frankfurt. Großkonzerne fördern die sportliche Aktivitäten ihrer Beschäftigten. Ist ja klar, dass darunter auch der Deutschen liebstes Hobby fällt - Fußball.

Wie kommt es, dass die Bahn eine eigene Fußballauswahl stellt?
Der Verband Deutscher Eisenbahn Sport (VDES) ist bei der Bahn angesiedelt und gibt den Mitarbeitern die Möglichkeit, sich in vielen Sportarten zu beteiligen. Es gibt auch eine Mannschaft im Handball, Basketball, Tennis, Ski fahren und so weiter. Die Fußballmannschaft ist unser Aushängeschild.

Was ist das Besondere, wenn man nicht nur Angestellter, sondern auch Trainer bei der Bahn ist?
Ich bin nun seit fast drei Jahren Trainer und unser vierköpfiges Funktionsteam um Manager Henry Fischer, Zeugwart Herbert Kuby, Robert Reißner hat sich das Ziel gesetzt, erfolgreichen, dynamischen, ehrlichen Fußball zu präsentieren. Unseren Vorgesetzten im VDES und sogar dem Vorstand der Bahn ist aufgefallen, das wir hier gute, erfolgreiche Arbeit leisten.

Wie oft trainieren Sie ihre Mannschaft?
Wir treffen uns drei- bis fünfmal im Jahr und das in allen Regionen. Vor zwei Wochen waren wir in Potsdam. Wichtig für mich sind die Trainingseinheiten in Hinsicht auf Technik, Schuss und Passgenauigkeit. Natürlich ist auch der Charakter in jedem Team wichtig. Die Fitness und Kondition erhalten die Spieler ja bei ihren Heimatvereinen. Unser Kader ist zwischen 22 und 35 Spieler groß. Natürlich haben wir Stammspieler, aber nach unten, bei den anderen Spielern, herrscht teils schon auch Konkurrenzdenken. Die Entscheidungen von uns sind dann teils hart für die Spieler. Da kann ich mich auch ins Funktionsteam der Löw-Truppe hineinversetzen.

Was sind die Voraussetzungen, um bei Ihnen im Team als Spieler gute Chancen für eine Nominierung zu haben?
Die Spieler müssen bei der Bahn angestellt sein. Egal, ob Handwerker oder auch Abteilungsleiter. Hier erkennt man: Wir sind eine große Eisenbahner-Familie. Um unseren Ehrgeiz und unsere Ziele zu befriedigen, sollten die Spieler höherklassig bei einem Verein im Bundesgebiet spielen. Was bei uns in Bayern mit der Kreisliga bis zur Bayernliga vergleichbar ist. Drei Spieler haben wir auch aus Franken.

Welchen Spieler wünscht sich jeder Trainer in seinem Team?
Es gibt einige Stars, jeder auf seiner Position und mit seiner Art: Manuel Neuer, Mats Hummels, Luiz Gustavo, Arjen Robben, ja und Messi. Alle erfüllen ihre Aufgaben für den Erfolg unterschiedlich.

Ein guterSpieler braucht immer einenTrainer. Wie geht es mit Joachim Löw nach der WM weiter?
Löw soll weitermachen. Auf jeden Fall bis zur Europameisterschaft in zwei Jahren - am besten gemeinsam mit Thomas Tuchel, damit er ihm danach das Amt übergeben kann.

Welchen Tipp haben Sie für ihn, so von Kollege zu Kollege?
Lass den Spielern mehr Freiheiten! Ohne, dass die Spieler ihre Aufgaben vernachlässigen. Wir haben die beste Kondition und Psyche, also lass sie mehr Freude am Spiel haben. Das ständige Quergeschiebe, wie teils beim Handball, brauchen wir nicht. Da muss man ja wenigstens zum Abschluss kommen in einer bestimmten Zeit.

An dieser Frage führt kein Weg vorbei. Wer wird Weltmeister?
Deutschland. Nicht nur wegen dem 7:1, sondern weil wir gut strukturiert sind und nicht nur auf einen Spieler angewiesen sind. Unsere zwei Sechser, Khedira und Schweinsteiger, müssen die Akzente setzen. Und wer gesehen hat, wie konzentriert Neuer noch nach dem 5:0 hält, kann sich auf die Elf verlassen.

Das Gespräch führte Sarah Dann.