Funde vom Neandertaler
Autor: Werner Baier
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 21. April 2016
Eine beeindruckende Bilanz legte der Heimat- und Verschönerungsverein Höchstadt vor: Von Archäologie bis zur Zeitgeschichte reicht der Handlungsspielraum.
Einen Bohrkern oder einen Kernstein berühren, der vor rund 35 000 Jahren einem Neandertaler abhanden kam - so was ist möglich in der Jahreshauptversammlung des Heimat- und -Verschönerungsvereins.
Die unermüdliche Abteilung Archäologie um Karl Heinz Feuerlein und Gerlinde Ruhmann kann alljährlich sensationelle Funde aus den Böden des Aischgrundes oder des angrenzenden Steigerwaldes vorzeigen. Diesmal eben von unseren Urahnen bearbeitete vulkanische Steine aus der Eifel, aber auch zwei Jadebeile, die als wertvolle Tauschgegenstände vor etwa 5000 Jahren in unsere Gegend gelangten.
So viel weiß man schon: Abgebaut wurde Jadehit zwischen 5300 und 3000 vor unserer Zeitrechnung in 1400 bis 2400 Meter Höhe am Monte Viso südwestlich von Turin und am Monte Beigua nördlich von Genua. Wissenschaftliche Untersuchungen der neuen Funde Höchstadter Archäologen stehen noch aus.
Und zu gegebener Zeit will der Heimatverein näher informieren, was die steinzeitlichen Gerätschaften verraten.
Nicht weniger verheißungsvoll klangen die Berichte der Sparte Heimatforschung. Kreisheimatpfleger Manfred Welker kündigte an, dass anlässlich des 500. Jubiläums des Reinheitsgebotes natürlich das Bier zum Jahresthema erkoren wurde. Auf Kreisebene werde deshalb am Tag des offenen Denkmals auf den Höchstadter Kellerberg geladen. Ferner will sich Welker darum bemühen, den bis 1937 im Umland verbreiteten Hopfenanbau stärker in Erinnerung zu rufen.
Theatergruppe in Warteposition
Der nach dreijährigem Auslandsaufenthalt wieder in die Heimatforschung des HVH eingestiegene frühere Vorsitzende Wolfgang Epple kam mit seinem Vorschlag, die bisherigen Veröffentlichungen des Vereins auf der Homepage zugänglich zu machen, sehr gut an.
Auf diese Weise ließen sich Ergänzungen aufgrund neuer Erkenntnisse problemlos einfügen, meinte er.Die gedruckte Version in Form der traditionellen Jahresgabe sollte jedoch für die Mitglieder, die dies wünschen, beibehalten werden. Als Projektbeispiele nannte der Heimatforscher die Biografie von Pfarrer Görres, vor allem während des Dritten Reiches, und diejenige des Generalleutnants Joseph Russwurm, des Sohnes des Gründers des Heimatvereins. Dieser fiel nach Informationen Epples wiederholt durch kritische Äußerungen gegenüber der Naziführung auf. Von seiner Gefangennahme durch die Amerikaner 1945 hat Epple sogar eine Filmaufnahme entdeckt.
Die von Reinhard Grasse geleitete Theatergruppe ist derzeit in Warteposition. Sie bereitet sich weiterhin auf ein Passionsspiel vor.
Wie alle Abteilungen des Heimat- und -Verschönerungsvereins könnte auch die Foto- und Multimediagruppe weitere Mitwirkende vertragen, erklärte deren Leiter Wolfgang Kinder. Er verwies auf diverse Projekte zur Darstellung von Land und Leuten, die Herausgabe eines Kalenders (dem allerdings nur ein mäßiger Verkaufserfolg beschieden war) und die Absicht, eine Ausstellung von Fotos der Flurdenkmäler zu organisieren. Für 4. bis 7. August avisierte Kinder ein erneutes Oldtimer-Treffen im Aischgrund mit Ausfahrten in die Fränkische Schweiz, nach Bad Windsheim sowie Herzogenaurach.
Georg Schockel wird der Arbeit an Haus- und Flurdenkmälern nicht müde. Im letzten Jahr hat er sich um die Ergänzung des Brunnenhauses von Kleinweisach gekümmert. Ein neues Glanzstück sei dank eines Aufwands von 7900 Euro die Müllermarter in Volksdorf geworden, freute sich der Denkmalpfleger. Nach neuer Vergoldung sei das alte Friedhofskreuz wieder an die Aussegnungshalle des Gottesackers von Sterpersdorf zurückgekehrt.
Derzeit bei einem Bamberger Künstler in Auftrag gegeben sei die Restaurierung der alten Hausmadonna des Wohnhauses neben dem Stadtturm. Sie befinde sich in einem sehr schlechten Zustand, bedauerte Schockel. Wenn sie wieder an der Fassade angebracht werde, müsse die Plastik besser gegen die Verwitterung geschützt werden.
Dieter Gropp spendet 175 Euro
Dieter Gropp verwies für den Autorenkreis auf die Veröffentlichung von bisher drei Anthologien, die nächste sei in Arbeit. Der Autorenkreis erfreue sich mit seinen Veranstaltungen und Veröffentlichungen großen Zuspruchs. In Verbundenheit mit dem Heimatverein überreichte Gropp dem Vereinsvorsitzenden Georg Römer eine Spende von 175 Euro.
Römer erinnerte als Sprecher der Volksmusikgruppe an diverse Konzerte der Musikanten und erwähnte besonders das Spiel vor 600 Zuhörern im Nürnberger Bratwurstglöcklein. Auch die Harfengruppe des HVH bereite sich bei regelmäßigen Zusammenkünften im St.Anna-Heim auf ihre Auftritte bei Veranstaltungen des Höchstadter Raumes vor. Aus seiner Arbeit als Vorsitzender informierte Georg Römer über eine Anfrage nach möglichen Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg entlang der Autobahn. Seine Erkundungen bei Zeitzeugen hätten jedoch keinen Hinweis erbracht.
Dass ein so breit aufgestellter Heimatverein seinem Vorstand viel Arbeit bereitet, liegt auf der Hand. Die Übersicht dürfe man halt nicht verlieren, japste der Vorsitzende und erntete dafür ein Schmunzeln der zahlreich im Gasthaus Zum goldenen Hirschen versammelten Mitglieder. Dieser bat zum Schluss auch noch der Stadtpfarrer Kilian Kemmer um sachkundigen Rat bei der bevorstehenden Erneuerung der Pfarrkirche St. Georg. "Tief beeindruckt von den Berichten" der Abteilungsleiter gab der Geistliche dem Heimatverein für seine kulturellen Leistungen das Prädikat "wertvoll, unbezahlbar".