Füße als gestiefelter Kater
Autor: Gerda Völk
Lichtenfels, Sonntag, 18. Februar 2018
Die Handlung des Märchens vom gestiefelten Kater dürfte jedem bekannt sein. Was Anne Klinge mit ihrem Fußtheater aus der Geschichte machte, das begeisterte ...
Die Handlung des Märchens vom gestiefelten Kater dürfte jedem bekannt sein. Was Anne Klinge mit ihrem Fußtheater aus der Geschichte machte, das begeisterte nicht nur die Kinder im Stadtschloss, sondern verblüffte auch die Erwachsenen.
Mit einem gekonnten Satz erklomm die Künstlerin, die in Thüringen aufgewachsen ist, in Erlangen Theaterwissenschaft studierte und heute in der Nähe von Nürnberg lebt, ein Podest. Dies diente ihr nicht nur als Bühne, sondern beherbergte alle ihre Requisiten. Mit einem Lächeln entledigte sie sich ihrer Socken, winkte nacheinander mit ihren Füßen ihrem Publikum zu und begann sich anzukleiden. Ihr rechter Fuß bekam die Rolle des armen Müllersohns zugewiesen, ihr linker Fuß die des Königs. Der gestiefelte Kater namens Kasimir trat als Plüschtier in Erscheinung.
Anne Klinge bezog die Kinder mit in die Handlung ein. Sie mussten die Geschichte bestätigen, die der Kater vor dem König ausbreitete. Willibald vertraute Kasimir und mimte einen Bauern, einen Förster sowie eine Gärtnerin.
Zunächst aber trat des Königs Tochter in Erscheinung. Bei ihrem Anblick brachen die kleinen Zuschauer in prustendes Lachen aus. "Ach, ich hab ja noch die Schlafhaare auf", sagte Prinzessin Rosalia ganz verwundert und konnte es nicht verstehen, dass die Kinder nicht auch zweierlei Haare haben - Schlafhaare und eine Frisur für tagsüber.
Solche Details machten die Geschichte liebenswert, gaben ihr einen besonderen Reiz. Auch die Sprache und Tonlage der jeweiligen Figuren trugen dazu bei, das Märchen zu entstauben. Der König beispielsweise lispelte und die Prinzessin flötete wie ein junges Mädchen.
Eine knappe Stunde dauerte die Vorstellung. Was Anne Klinge mit ihren Füßen zum Ausdruck brachte, war einzigartig. Rund 80 Personen sahen die Vorstellung im Stadtschloss.