Für die Bürger wird's teurer
Autor: Michael Wunder
Tschirn, Mittwoch, 17. Juni 2020
Die Gemeinde Tschirn rechnet mit einem großen Einbruch bei der Gewerbesteuer und muss auch eine hohe Summe an Gewerbesteuern zurückzahlen.
Die Gemeinde Tschirn kann derzeit ihre dauernde Leistungsfähigkeit nicht nachweisen. "Wir rutschen in diesem Jahr in eine besondere Situation", sagte Bürgermeister Peter Klinger (CSU) vor der Bekanntgabe der Haushaltszahlen durch Geschäftsleiter Sven Schuster in der Gemeinderatssitzung am Dienstag. So hat man nicht nur mit verhältnismäßig hohen Summen beim Gewerbesteuereinbruch zu rechnen, sondern muss auch noch gewaltig an Gewerbesteuer zurückzahlen.
"Wir wurden kürzlich von der Entwicklung überrascht und haben auch gleich reagiert", sagte Klinger. Er verwies darauf, dass es schon immer mal wieder eine Situation gab, in der die vorgesehenen Gewerbesteuerzahlungen nicht so geflossen sind, aber eine Rückzahlung in der jetzigen Höhe sei noch nicht der Fall gewesen. Für die Bürger heißt dies, dass sie künftig viel tiefer in die Tasche greifen müssen.
Geschäftsleiter Schuster erklärte den Gemeinderäten, dass man um eine Beantragung von Bedarfszuweisungen nicht umhin komme. Gerade für solche Ausnahmefälle habe der Gesetzgeber die Möglichkeit, der Gemeinde unter die Arme zu greifen. Hierzu müsse allerdings die Gemeinde ihre eigenen Einnahmequellen konsequent ausnutzen. Voraussetzung für den Erhalt von staatlichen Hilfen sei es, dass die Realsteuersätze in Höhe des Landesdurchschnitts liegen. Hier gebe es jedoch einen gewaltigen Nachholbedarf.
Grundsteuer wird erhöht
So muss der Hebesatz für die Grundsteuer A von 300 auf 400 Prozentpunkte und von der Grundsteuer B von 300 auf 370 Prozentpunkte erhöht werden. Bei der Gewerbesteuer sei man mit einem Hebesatz von 300 Prozentpunkten ebenfalls weit unter dem Landesdurchschnitt, der bei rund 340 Punkten liegt.
"Wir müssen einfach in den saueren Apfel beißen", meinte Gemeinderat Michael Hader (AfT). Er kritisierte allerdings, dass man immer wieder vor vollendete Tatsachen gestellt werde. Nach einer längeren intensiven Diskussion wurde den vorgeschlagenen Erhöhungen - bei der Gewerbesteuer einigte man sich auf 350 Prozentpunkte - bei einer Gegenstimme von Klaus Daum (AfT) zugestimmt. Dieser Beschluss bringt der Gemeinde rund 14 000 Euro Mehreinnahmen und tritt rückwirkend zum 1. Januar in Kraft.
Die Entwicklung der Finanzwirtschaft sei in den letzten Jahren absehbar gewesen. So konnte laut Schuster das Rechnungsergebnis 2018, trotz schlechterer Einnahmen als geplant, noch ausgeglichen werden. Ähnlich verhielt es sich 2019, wo man auch noch auf Rücklagen zurückgreifen konnte.
Der von der Kämmerin Sabine Suffa ausgearbeitete Haushaltsplan sei maßgeblich von den Gewerbesteuerausfällen geprägt. Die Rechtsaufsicht habe im Vorfeld zu erkennen gegeben, dass eingeplante Maßnahmen auf ihre Unabweisbarkeit zu überprüfen und die eigenen Einnahmequellen auszuschöpfen sind. Aufgrund der benötigten Kreditaufnahme in Höhe von knapp 163 000 Euro und der nicht gegebenen Leistungsfähigkeit sei das rund 1,3 Millionen umfassende Zahlenwerk genehmigungspflichtig.