Druckartikel: Für den Erfolg die Pedale treten

Für den Erfolg die Pedale treten


Autor: Michael Busch

Herzogenaurach, Montag, 20. Oktober 2014

Bewertung  Herzogenaurach möchte sich gerne offiziell als fahrradfreundliche Kommune in Bayern bezeichnen. Doch der Kriterienkatalog der zuständigen Arbeitsgemeinschaft ist nicht leicht zu erfüllen.
Eines der hervorstechendsten Teilprojekte innerhalb der Veränderungen in der Stadt: ein Radparkplatz, der nebenbei anzeigt, wie viel Platz ein Auto wegnimmt und wie viel Räder dort stehen können. Die Idee stammt aus England.  Fotos: Michael Busch


von unserem Redaktionsmitglied 
Michael Busch

Herzogenaurach — Der Begriff "Radlwege" gefällt dem Herzogenauracher Bürgermeister German Hacker (SPD) so gar nicht. "Das impliziert, dass es eine reine Freizeitbeschäftigung ist - Ich geh' mal radeln - , dabei sollte das Fahrrad als Verkehrsmittel wahrgenommen werden." Nur für das "Freizeitvergnügen" hätte man sich auch nicht so ins Zeug gelegt, oder besser in die Pedale getreten, um die Auszeichnung "Fahrradfreundliche Kommune in Bayern" zu erlangen.

In das Rad investiert

Die Aufnahmekriterien für die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK) sind auch nicht ohne. Selbst Herzogenaurach, eine von 38 Städten und selber Gründungsmitglied, musste seit der Geburtsstunde dieser Gemeinschaft vor gut zweieinhalb Jahren noch kräftig nachbessern, um den Ansprüchen gerecht zu werden. Bevor diese Änderungen in Augenschein genommen wurden, führte Hacker zunächst theoretisch in das bewegende Projekt ein.
Denn die grundsätzliche Idee, eine fahrradfreundliche Kommune zu werden, ist deutlich älter als die AGFK. Bereits 1991 wurde ein Radverkehrsgutachten erstellt. "Der Verkehrsentwicklungsplan 2002/2005 enthält Maßnahmen zum Radverkehr" , berichtete Hacker vor den Mitgliedern der AGFK, u.a. dem Geschäftsführer Thomas Neubauer und der Vorsitzenden Marlene Wüstner. "Ein Radwegenetzkonzept wurde 2008 erstellt."
Sportlich war der Beschluss des Stadtrates im Jahr 2013, den Radverkehranteil im Binnenverkehr bis 2020 von 20 auf 25 Prozent zu steigern. Sportlich, weil der direkte Einfluss auf die Radfahrer nur gering ist. Diese werden aber auch durch ein optimiertes Radwegenetz, das stufenweise erfolgt, gelockt und in die Gänge gebracht. "Wir haben so gut wie keine Sackgassen, wo es für den Radfahrer nicht mehr weiter geht." Sonderstreifen, Beschilderungen und genügend Parkplätze für die Zweiräder sollten die Attraktivität und die Vorteile gegenüber dem Auto weiter bewusst machen.
"Ja, das kostet natürlich auch Geld", sagt Hacker. Überraschenderweise so manches scheinbar kleines Projekt deutlich mehr als größere Lückenschlüsse. Insgesamt habe die Stadt von 2010 bis heute 843 700 Euro in die Hand genommen. Die Baumaßnahmen verschlingen den Löwenanteil mit 534 600 Euro. "Schwierig ist immer der Grunderwerb, da wir sehr eng und sehr zentral besiedelt sind", erklärte Hacker die Probleme, vor denen die Organisatoren standen und stehen.
Vertreter der Polizei, anderer Umweltorganisationen, der Verkehrswacht sowie die beiden Landtagsabgeordneten Walter Nussel (CSU) und Markus Ganserer (Grüne) bekamen aber auch den Erfolg vorgelegt.

Keine großen Entfernungen

Der Radverkehr wurde von 2002 und einer Beteiligung von zwölf Prozent Anteil am gesamten Verkehrsgeschehen auf 16 Prozent im Zeitraum von zehn Jahren gesteigert. Noch besser sei der Wert im reinen Binnenverkehr, dort wird mittlerweile jeder fünfte Kilometer mit dem Rad absolviert.
"Dennoch bleibt es schade, dass immer noch so viele Menschen das Auto innerhalb Herzogenaurachs nutzen", meint Hacker. "Denn von Stadtgrenze zu Stadtgrenze sind es vier Kilometer - keine Entfernung für einen Fahrradfahrer."
AGFK-Vorsitzende Wüstner signalisierte bereits nach diesen Ausführungen, dass "ich sicher bin, dass die Kriterien erfüllt sein werden, um Herzogenaurach als fünfte Stadt als fahrradfreundliche Kommune in Bayern aufzunehmen".
Die Herzogenauracher jedenfalls sind es. Michael Bauer, Rad-Pendler zu einer der Sportfirmen, erklärte auf die Kurzumfrage nach der Präsentation: "Lediglich die Hügel von Haundorf her machen mir zu schaffen, aber dafür kann die Stadt nichts." Und seine Kollegin Anna-Maria Gerbl fügte hinzu: "Ich muss zumindest an keiner Stelle auf einer viel befahrenen Hauptstraße fahren."
Randnotiz: Ausgerechnet das Wetter spielte nicht mit. Es regnete während der sogenannten Hauptbereisung. Damit schließt sich wieder der Kreis zu Hackers Anfangsbemerkung: Es ging ja nicht ums Radeln, sondern um ein gleichberechtigtes Verkehrsmittel gegenüber den anderen Fahrzeugen - und da sollte ein wenig Wasser von oben auch nicht abschrecken.