Für Ausweise in die Hölle
Autor: Lisa Kieslinger
LKR Kronach, Donnerstag, 14. Sept. 2017
Langsam kann ich es wirklich nicht mehr hören: "Die faulen Flüchtlinge können doch arbeiten gehen, dann hätten sie wenigstens etwas Sinnvolles zu tun". Imme...
Langsam kann ich es wirklich nicht mehr hören: "Die faulen Flüchtlinge können doch arbeiten gehen, dann hätten sie wenigstens etwas Sinnvolles zu tun". Immer wieder stößt man auf dieses Argument. Die meisten Flüchtlinge wollen auch arbeiten, ihr eigenes Geld verdienen und dem deutschen Staat eben nicht auf der Tasche liegen. Die Leute, die das Gegenteil behaupten, scheinen sich noch nie mit einem Flüchtling länger unterhalten zu haben. Dass diese nämlich nicht arbeiten, liegt meist nicht an ihrem fehlenden Willen, sondern viel mehr an den bürokratischen Hürden, die auferlegt werden.
Nachvollziehen kann ich durchaus, dass für die Erteilung eines Arbeitsverhältnisses die wahre Identität des Asylbewerbers bei der Behörde bekannt sein muss. Doch leider gestaltet sich das eben nicht so einfach. Die meisten Flüchtlinge haben auf ihrem Weg nach Deutschland ihre Papiere vernichtet - und die meisten nicht, weil sie Terroristen sind und unentdeckt ins Land reisen wollen. Die meisten haben das auf Anweisung ihrer Schleuser gemacht und damit ihr Leben gerettet.
Die Möglichkeit, das Asylbewerber freiwillig ausreisen, sich in ihrem Heimatland die nötigen Papiere beschaffen und dann wieder nach Deutschland zurückkommen, um ihre Arbeitserlaubnis zu beantragen, klingt nach einem richtig schlechten Witz. Menschen, die aus der Hölle geflohen sind, weil sie Angst um ihr Leben hatten, sollen genau dorthin zurück und Papierkram erledigen? Hand aufs Herz: Wer von uns würde das machen?
Ganz klar: Es ist wichtig, dass die Identität eines Asylbewerbers geklärt ist. Aber eine solche Vorgehensweise kann doch nicht der Ernst unserer Behörden sein.