Für 321 Kilometer zuständig
Autor: Sabine Weinbeer
Haßfurt, Sonntag, 02. Oktober 2016
Wer beim Kreisbauhof arbeitet, ist ständig im Kreis Haßberge unterwegs. Das Straßennetz erfordert Aufmerksamkeit und Pflege. Aber die Behörde hat ein Problem.
Der Kreisbauhof hat ähnlich wie Handwerksbetriebe und andere Firmen ein Problem: Es wird immer schwieriger, Auszubildende zu finden. Manuel Goger, Philipp Schumann, Tobias Horcher und Dominik Wolf sind vier junge Männer, die diese Berufsentscheidung nicht bereut haben. "Der Beruf ist abwechslungsreich, und in den vergangenen Jahren vor allem technisch anspruchsvoller geworden", erklärt Otto Stark. Er ist Straßenbaumeister und der Chef der 31 Beschäftigten, die sich von den Bauhöfen Haßfurt und Ebern aus um insgesamt 321 Kilometer Kreisstraßen kümmern. Die Stellensuche des Landkreises war für unsere Zeitung Anlass, den Beruf einmal näher zu beleuchten.
Die Straßenwärter - oder auch Straßenwärterinnen - sind in erster Linie für die Verkehrssicherung zuständig, also für die Reparatur von Schlaglöchern, die Vollständigkeit der Beschilderung, den Winterdienst, aber auch für
die Landschaftspflege im Umgriff der Straßen. Zweimal pro Woche fahren die Streckenwarte alle Kreisstraßen einmal ab, sehen nach dem Rechten, nehmen Schäden auf, bewerten sie und leiten sie weiter, damit Reparaturen geplant werden können.
Philipp Schumann hat gerade ausgelernt, Tobias Horcher sein zweites Lehrjahr begonnen. Sie sind gerade bei Teerarbeiten in Altenstein, quasi beaufsichtigt vom hölzernen Ritter vor dem Burgen-Informationszentrum.
Mit Vorarbeiter Manuel Goger besprechen sie die angehenden Arbeitsschritte. Philipp Schumann weiß, dass er gute Berufsperspektiven hat. Goger ist ein Beispiel für ihn. "Unsere Alterspyramide ist über 50 ziemlich breit", gesteht Otto Stark ein.
Deshalb bildet der Kreis seit Jahren aus und wirbt auch um "Seiteneinsteiger" aus Bauberufen, die in verkürzter Zeit den Facharbeiter nachholen können.
Für Tobias Horcher stand bei der Berufswahl fest, dass er einen technischen Beruf anstrebt und gern draußen arbeiten wollte. Photovoltaikanlagen zu installieren, hätte er sich vorstellen können, dann war am Kreisbauhof die Ausbildungsstelle ausgeschrieben und er bewarb sich. Diese Entscheidung habe er bis heute nicht bereut, erklärt er im Gespräch. Im zweiten Lehrjahr geht es für ihn jetzt auch in Richtung Lkw-Führerschein, der zur Ausbildung gehört.
Schließlich ist der Umgang mit großem Gerät Tagesgeschäft, wie auch das Treffen mit Dominik Wolf zeigt. Der pausiert gerade mit dem Mähgerät im Bauhof an der Uchenhofener Straße in Haßfurt.
321 Kilometer Straßen, das bedeutet auch 642 Kilometer Straßenränder, Gräben und Böschungen, die gemäht werden müssen. Auch für ihn stand bei der Berufswahl fest: technisch, abwechslungsreich und draußen sollte es sein. Da kam ihm die Stellenanzeige in der Tageszeitung gerade recht.
"Die Strasser" im leuchtenden Orange ihrer Sicherheitskleidung sieht der Autofahrer oft bei der Arbeit, sie installieren eine Umleitungsbeschilderung, markieren Straßen neu, mähen, teeren oder räumen Schnee. Doch viele Arbeiten sieht man auch nicht oder eher selten. Die Straßenwärter kontrollieren etwa Stützmauern und Brücken und sorgen für die Sicherheit, unterhalten die Entwässerungseinrichtungen und bedienen modernste Informations- und Kommunikationsgeräte.
Den "Quali" sollten Bewerber mitbringen "und eben technisches Verständnis und handwerkliches Geschick", so Otto Stark.
In der dreijährigen Ausbildung werden sie von fachkundigen Mitarbeitern begleitet und umfassend auf die künftigen Aufgaben vorbereitet, der Blockunterricht erfolgt im Berufsbildungszentrum in Würzburg. Dazu kommen praxisbezogene Lehrgänge im überbetrieblichen Ausbildungszentrum in Gerolzhofen
Nach abgeschlossener Berufsausbildung ergeben sich je nach Neigung oder "Spezialgebiet" auch weitere Entwicklungschancen, etwa zum Maschinisten, Streckenwart, Vorarbeiter, Kolonnenführer oder Straßenmeister. Mit Weiterbildungen kann ein Straßenwärter Bauaufseher oder Techniker werden.
Otto Stark freut sich auf neue Bewerber. "Wenn es gut läuft, könnten wir im nächsten Jahr auch zwei Auszubildende nehmen", erklärt er. Die Stellenausschreibung findet sich auf der Homepage des Landkreises.