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Frisches aus der Region


Autor: Lea Winkelmann

LKR Lichtenfels, Freitag, 12. Juni 2020

Die Nachfrage nach Eiern von glücklichen Freilandhühnern steigt. Zu Besuch im grünen Zuhause der Bad Staffelsteiner Wanderhühner.
Der Automat der Familie Teuchgräber ist einfach zu bedienen.


Bad Staffelstein — Unverhofft kommt oft und schon steigt man an einem dampfig schwülen Juninachmittag über einen Hühnerzaun. Freudig gackernd begrüßen uns Dutzende Bad Staffelsteiner Wanderhühner und beginnen sogleich beglückt an unseren Schnürsenkeln zu picken. Auf die Frage, warum sie das denn machen, lacht die Landwirtin Katharina Teuchgräber und erklärt: "Ja, da haben sie eine Vorliebe für." Angefangen mit der mobilen Legehennenhaltung hat die Familie vor vier Jahren mit einem Wagen und weniger als der Hälfte des jetzigen Hühnerbestands. "Am Anfang hatten wir nicht mit so viel Nachfrage gerechnet", berichtet Katharina Teuchgräber. Heute besitzt die Landwirtin insgesamt 640 Hühner und zwei mobile Hühnerställe, verteilt auf zwei Wiesenflächen.

Das Konzept der Wanderhühner funktioniert so ähnlich wie das der Wanderschäfer. Die Hühner grasen meist zwei Wochen auf demselben Wiesenstück, bevor sie mit ihrem kleinen Wagen umgesetzt werden. Der kleine Wagen ist sozusagen der mobile Hühnerstall, in welchen die Hühner zum Schlafen und Eierlegen gehen. Durch das Umherziehen von Wiese zu Wiese haben die Hühner stets eine grüne Auslauffläche und werden nicht so schnell krank. "Denn bei stationärer Stallhaltung wird der Auslauf durch den Kot schnell überdüngt und Krankheitserreger können sich ausbreiten", sagt Katharina Teuchgräber. Auf der frischen Wiese mit Banzblick weidet es sich gut. Hier wäre man auch gerne Huhn.

Eierverkauf in der "RegioBox"

Die Eier der glücklichen Wanderhühner verkauft die Familie Teuchgräber in ihrem Verkaufsautomaten "RegioBox". Der in einem Verkaufshäuschen geschützt stehende Automat sei nun seit zwei Jahren auf dem Hof und wird sehr gut angenommen. An dem Automaten können die Kunden rund um die Uhr die Freilandeier und je nach Angebot Nudeln, Marmelade und Kartoffeln kaufen. Die Nachfrage nach den Produkten der Familie Teuchgräber sei sehr gut. "Da wir keinen eigenen Hofladen besitzen, verkaufen wir alles über den Automaten. Damit sind wir zeitlich und personell unabhängiger", erklärt Katharina Teuchgräber. Einen Einbruch der Verkaufszahlen der Direktvermarktung am Hof aufgrund der Pandemie verneint Teuchgräber, eher das Gegenteil sei der Fall.

Zeitweise seien der Landwirtin zufolge Nudeln und andere Produkte ausverkauft gewesen. Auch wenn die Nachfrage manchmal größer als das Angebot sei, möchte Teuchgräber nicht über den Einzelhandel verkaufen. Sei das gewünschte Produkt mal ausverkauft, wäre das der Landwirtin zufolge auch nicht so schlimm, es zeige doch vielmehr, dass die Tiere keine Maschinen seien.

Situation der Direktvermarkter

Während Katharina Teuchgräber mit ihren Wanderhühnern zuversichtlich in die Zukunft blickt, beobachtet Hans Rebelein, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), sorgenvoll den Rückgang der Direktvermarkter in der Region Lichtenfels. "Es ist ein Generationenproblem", erklärt Rebelein. Nur wenige junge Leute hätten Ambitionen, das aufwendige Geschäft der vorherigen Generation weiterzuführen. Auch erweitern viele Einzelhändler ihr Angebot der Regional- und Biotheken, wodurch sie eine zunehmende Konkurrenz für Direktvermarkter seien. Nur einzelne Direktvermarkter der Region seien bei Einzelhändlern gelistet, das Nachsehen haben die Nicht-Gelisteten. Je ländlicher die Region ist, desto mehr Leute hätten auch Platz für einen eigenen Garten und den Anbau eigener Produkte. Dies fördere Rebelein zufolge nicht gerade das Geschäft der Direktvermarkter.

Dabei ist die Direktvermarktung in der Region laut Hans Rebelein eine besonders nachhaltige und wertvolle Ressource. "Man weiß wo das Produkt herkommt und wie es erzeugt wurde", sagt der Geschäftsführer des BBV. Das Angebot der Direktvermarkter ist saisonal und regional. Dadurch kann viel CO2 gespart werden, da die Transportwege wesentlich kürzer als bei vergleichbaren, nicht regionalen Produkten aus dem Einzelhandel seien. Zum regionalen Anbau im Landkreis Lichtenfels stellt Rebelein fest: "Wir sind keine Gemüseanbaugegend". Vielmehr beschränke sich das regionale Angebot vor allem auf Milchviehhaltung, Schweinemast und Getreideanbau. Eine positive Entwicklung nehme derzeit die mobile Legehennenhaltung, wie die der Familie Teuchgräber aus Bad Staffelstein. Rebelein zufolge erfreue sich gerade das Direktvermarktungsprodukt der Freilandeier in der Region an großer Beliebtheit, die Zahlen der "Hühnermobile" würden zunehmen.

In Grillsaison beliebt

"Die für Freilandeier und Milch verwendbaren Verkaufsautomaten erfahren derzeit einen regelrechten Boom", so Rebelein. Vor allem Betriebe mit guter Verkehrsanbindung stellen diese Automaten auf ihrem Gelände auf. Befüllt werden können die Automaten mit allen möglichen direktvermarkteten Produkten, neben Milch und Eiern auch beispielsweise mit Käse, Nudeln oder Fleisch. Gerade zur sommerlichen Grillsaison sind Rebelein zufolge die Fleischautomaten der regionalen Metzger beliebt. An diesen Automaten kann man sich auch mal an einem Sonntag oder nach Ladenschluss Steak besorgen.

Was Katharina Teuchgräber an der Automatenlösung wertschätzt, führt auch Hans Rebelein an: "Die Automaten sind äußerst praktisch, da sie personell, zeitlich und örtlich unabhängig betrieben werden können." Rebelein schätzt die weitere Entwicklung der Automaten als positv ein. Er könne sich gut vorstellen, dass in Zukunft noch mehr Direktvermarkter auf diese Verkaufslösung zugreifen.