Druckartikel: Freundschaft funktioniert ohne Worte

Freundschaft funktioniert ohne Worte


Autor: Evi Seeger

Schlüsselfeld, Freitag, 26. Mai 2017

Dass die Verständigung zwischen den Besuchern aus Ungarn und ihren Gastgebern aus Franken oft nur über Mimik und Gestik verlief, trübte die Stimmung bei einem Empfang in der Zehntscheune nicht. Schlüsselfeld und Hévizgyörk sind seit 2005 verbunden.
Schlüsselfelds Altbürgermeister Georg Zipfel (Zweiter von links mit Frau Helga) ist einer der Väter der Partnerschaft. Im Bild mit ungarischen Gästen Foto: Evi Seeger


Es wurde noch einmal eine "Rosen-Hochzeit". Obwohl die Schlüsselfelder das zehnjährige Bestehen der Verbindung mit einem Besuch in der ungarischen Partnergemeinde bereits 2015 gefeiert hatten. Denn die offizielle "Hochzeit" der Stadt Schlüsselfeld mit der ungarischen Gemeinde Hévizgyörk hatte im Jahr 2005 stattgefunden. Anlässlich des Gegenbesuchs der ungarischen Freunde wurde im Steiger-waldstädtchen noch einmal gefeiert und die Freundschaft durch eine Urkunde bekräftigt.
Einer der "Väter" der deutsch-ungarischen Beziehung ist Schlüsselfelds Altbürgermeister Georg Zipfel. In seiner Amtszeit wurde die Partnerschaft ins Leben gerufen und besiegelt. Der eigentliche Gründer ist nach Zipfels Worten aber Helmut Hartwig. Der Memmelsdorfer besitzt ein Ferienhaus in der Nähe von Hévizgyörk. Als dort nach einer deutschen Partnergemeinde gesucht wurde, hat Hartwig das in die Hand genommen und wurde über das Landratsamt im Steigerwald fündig.
Ersten Kontakten folgten Besuche und Gegenbesuche von Delegationen in den beiden Kommunen. 2005 wurde der Partnerschaftsvertrag von den Bürgermeistern unterzeichnet und besiegelt. Inzwischen habe es etwa zehn Besuche und Gegenbesuche "offizieller Natur" gegeben, erzählt Altbürgermeister Zipfel. Er selbst war mit seiner Frau schon sehr viel häufiger in der Partnergemeinde.
Der Empfang in der historischen Zehntscheune zu den Klängen der Steigerwaldkapelle unter Leitung von Geo Sturm dürfte den Gästen gefallen haben. Nach dem offiziellen Teil wurde den weitgereisten Besuchern und ihren Gastfamilien Spießbraten mit Klößen und am vorgerückten Abend eine fränkische Brotzeit serviert. Die Stimmung war bestens, dazu verhalfen auch ein Gläschen Sekt oder ein Bier.


Bei Gastfamilien untergebracht

Denn die Verständigung an sich war schwierig und lief größtenteils über Mimik und Gestik. Nur die ganz jungen Leute wie die 17-jährige Edina konnten sich auf Englisch unterhalten. Allerdings waren unter den Schlüsselfelder Bürgern auch einige, die der ungarischen Sprache mächtig sind. Zum Beispiel Maria Butterer, die ihren Mann im Urlaub kennengelernt hat und seit 33 Jahren in Thüngfeld lebt. Dank einer Dolmetscherin klappte auch die Verständigung zwischen Bürgermeister Johannes Krapp (CSU) und seinem ungarischen Kollegen Tibor Bazan. Beide unterzeichneten eine Urkunde, mit der die Freundschaft aufgefrischt und bekräftigt wurde.
Die Tage bis zur Abreise am Samstag waren mit einem umfangreichen Programm gefüllt. Alle Besucher konnten in Schlüsselfeld und seinen Ortsteilen bei Gastfamilien privat untergebracht werden.
Hévizgyörk zählt laut Helmut Hartwig, der sich in der Region gut auskennt, 3100 Einwohner. Gewerbe gebe es in der ländlich strukturierten Gemeinde kaum. Die jungen Leute würden nach Budapest zur Arbeit gehen. Viele Familien hätten einen Garten oder kleine Felder, dazu Schweine, Hühner oder Gänse und wären damit Selbstversorger. Vor allem ältere Frauen würden selbst gezogenes Obst, Gemüse, Kartoffeln, Paprika auf dem Markt in Budapest verkaufen. Hartwig berichtet auch von dem "sehr regen kulturellen Leben" der Partnergemeinde. Es gebe fünf Kirchen verschiedener Konfessionen, zwei Frauenchöre, einen Rentnerclub und zwei Folklorevereine.