Frau und Mann: alles Tiere
Autor: Rudolf Görtler
Bamberg, Freitag, 05. August 2016
Die "Verlorene Liebesmüh" des Fränkischen Theatersommers reduziert naturgemäß Personal und Sprachwitz von Shakespeares Vorlage. Was bleibt? Angenehme Unterhaltung für einen lauen Sommerabend.
Rudolf Görtler
Mann und Frau leben eben nicht auf demselben Planeten, ab einem gewissen Alter weiß man das, und diese Erkenntnis wieder und wieder präsentiert zu bekommen, wird das nicht langweilig? Offenbar nicht, denn die Planeten sind wohl ein Doppelgestirn, das sich umkreist, anzieht, abstößt ... ein zeitloses Thema.
Heute wie vor gut 400 Jahren, als William Shakespeare seine Komödie "Verlorene Liebesmüh" schuf, ein Thema auch, das immer noch amüsiert und Publikum zieht. Dachte sich Heidi Lehnert, die man auch vom "Theater im Gärtnerviertel" kennt, und schuf eine feministisch angehauchte Version für die Wanderbühne des Fränkischen Theatersommers, die zurzeit Halt macht im Schlosshof Geyerswörth. Lange wegen seiner Textlastigkeit nicht allzu oft gespielt, erfährt die Komödie nun doch eine Renaissance. Gründe: siehe oben.
Beschnittene Handlung
Freilich ist es sonnenklar, dass bei den begrenzten Ressourcen einer solchen semiprofessionellen Bühne, beim anvisierten Publikum und den Spielstätten das Original mit seiner hoch komplizierten, anspielungsreichen Sprache, die selbst ein Leser nur in einer mit Anmerkungen gespickten Ausgabe durchdringt, das Personal reduziert, der Text gekürzt, die Handlung beschnitten werden muss. Was Heidi Lehnert beherzt getan hat. Also bleiben als Rivalen im Geschlechterkampf der König von Navarra (Martin Habermeyer) samt seinen Hofschranzen Longaville (Stephan Bach), und Biron (Benjamin Bochmann), auf der Gegenseite die Prinzessin (Susanna Bauernfeind) und ihre Damen Rosaline (Laura Mann) und Maria (Maria Albu). Das Volk wird vertreten durch den Diener Schädel (Markus Veith), der in seiner Mischung aus Tölpelhaftigkeit und Mutterwitz das Geschehen teils kommentiert, teils konterkariert. Dies Geschehen ist schnell erzählt: Der König von Navarra verordnet seinen Höflingen Askese in jeder Form - insbesondere, natürlich, in puncto Frauen. Das fällt dem Trio umso schwerer, als ein reizendes Pendant auftaucht: drei Damen um die Prinzessin von Frankreich. Es kommt, wie es kommen muss und jeder erwartet hat. Nach allerhand Neckereien, Tollheiten und verwechselten Briefen finden sich die Paare.
Die Regisseurin setzt viel auf Bewegung, auf Spielereien mit beweglichen Elementen auf der Bühne (David Grimm). Das wirkt bisweilen etwas hektisch und kann den nur ab und an aufschillernden Sprachwitz nur unvollständig ersetzen. Vielleicht hätte man (frau) das Spiel vollends rocken sollen, wozu die Musik der Bamberger Gruppe "Dr. Umwuchts Tanzpalast" trefflich gepasst hätte. Die jungen Schauspieler, vor allem die koketten Damen, gefallen alle. Über den unverwüstlichen Stephan Bach muss man nichts sagen. Einheitliche Beinkleider, ein Tanz mit Tiermasken ganz zu Beginn des Geschlechterspiels signalisieren uns: Unser animalisches Erbe sitzt in uns allen, ob Männlein oder Weiblein. Irgendwie zieht es sie doch zueinander. Und das ist gut so.