Frankreich bei den Franken
Autor: Redaktion
Herzogenaurach, Montag, 11. Februar 2019
Nicht nur durch die Städtepartnerschaft mit Sainte-Luce-sur-Loire gibt es in Herzogenaurach besonders enge Bindungen zu unseren westlichen Nachbarn. In der Alltagssprache wird das immer wieder deutlich.
Frankreich war über Jahrhunderte die Kulturnation in Europa schlechthin. An den höheren Schulen in Deutschland wurde bis in die 1940er Jahre Französisch als erste Fremdsprache gelehrt. Im deutschen Sprachgebrauch gibt es auch heute noch viele französische Lehnwörter wie Portemonnaie, Trottoir oder Jalousie.
Herzogenaurach unterhält seit über 30 Jahren eine Städtepartnerschaft mit Sainte-Luce-sur-Loire. Ein besonderes Verhältnis mit Frankreich hat Herzogenaurach nicht nur durch die bestehende Städtepartnerschaft, von 1807 bis 1810 gehörte die Aurachstadt mit dem Fürstentum Bayreuth zum französischen Kaiserreich. Ein Grund, das Verhältnis von Franken und Frankreich etwas näher zu beleuchten.
Am 26. August 1801 wurde Erzbischof Peter Ludwig von Leyssin von Embrun (Frankeich) in der Stadtpfarrkirche von Herzogenaurach beigesetzt, ein Jahr später Ludovica Felicitas Leduc. Beide waren vor der Französischen Revolution geflohen. In der napoleonischen Zeit gelangten die fränkischen Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth und damit auch Herzogenaurach an Frankreich. Erst 1810 wurde die Aurachstadt bayerisch.
Von älteren Stadtbewohnern hört man gelegentlich noch Ausdrücke, die heute kaum mehr im Sprachgebrauch verwendet werden. Kleine Kinder waren vif und hoffentlich kein Enfant terrible, das Trottoir vor dem Haus wurde jeden Freitag gefegt, im Portemonnaie wurde das nötige Kleingeld zum Einkaufen aufbewahrt. Zum Schlafen im Bett deckte man sich mit einem Plumeau (=Federbettdecke) zu, darunter befand sich ein Potschamber (Pot de chambre), denn die Toilette war nicht immer in der Wohnung. Geheizt wurde mit Briketts.
Paraplü schützt vor Regen
In der guten Stube stand eine Chaiselongue (langer Stuhl), wo man sich ausruhen konnte, aber auch zum Kaffeetrinken Platz nahm. Der Herr trug zu diesem Anlass Krawatte und Manschetten zum Jacket, die Brille trug man im Etui bei sich. Die Damen trugen Rüschen und legten Eau de Cologne auf und hatten gegen das schlechte Wetter ein Paraplü bei sich.
Wer zur Arbeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fuhr, dessen Billet wurde im Omnibus von einem Kontrolleur überprüft, in der Tram gab es den Kondukteur.
Zur Kerwa im Nachbardorf fuhr man mit dem Veloziped auf einer Chaussee. Für die Kinder gab es kein großes Brimborium, sondern das Karussell oder das Marionettentheater, ansonsten hieß es: "Mach keine Fisimatenten". Wer zu viel getrunken hatte, dem wurde es vielleicht blümerant und er musste aufs Pissoir.