Druckartikel: Fränggisches budderwaach serviert

Fränggisches budderwaach serviert


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Montag, 20. Januar 2020

Der Liedermacher Wolfgang Buck stellte im Pfarrsaal Verklärung Christi in Forchheim sein neues Programm "Iech wär dann do" vor. Eine Hommage an Franken, tiefgründig, gefühl- und humorvoll.
Wolfgang Buck bei seinem Auftritt in Forchheim Foto: Josef Hofbauer


Josef Hofbauer Kein Zweifel: Liedermacher Wolfgang Buck zelebriert die palatalisierte Aussprache ("Waffel-L") der hadden Konsonanten, die er bei der "Dinde" oder dem "Fillfederhallda" "buddawaach" rüberbringt. Er genießt es auch sichtlich, die weichen Buchstaben ebenso zu betonen, wie die Endsilben.

"Solld ma ned machn, aber des kummt raus, wenn a Frangge hochdeutsch reden will", verdeutlicht Buck vor rund 200 Gästen im Pfarrsaal Verklärung Christi, wo er sein neues Programm "Iech wär dann do" auf die Bühne bringt.

In diesem Titel, so der Liederschreiber und Mundart-Lyriker, der Süßigkeiten nicht widerstehen kann, spiegle sich die fränkische Zurückhaltung wider. Der Konjunktiv signalisiert: "Ich bin da, aber ohne G'schiiß und ohne Gwerch", so Buck. Im Gegensatz dazu klingt das Hochdeutsche Kompromisslos, unerbittlich. Da hört sich der wohl vertraute Dialekt des gebürtigen Puschendorfers doch viel einschmeichelnder an.

Essn und Dringn gehören zu den Dingen, die Buck thematisiert, weil sie essenziell sind in Frangn. Viel und gut muss es sein. Wer da nicht reinmampft, stößt schnell auf Unverständnis. "Gell dir schmeckts net?"

Musikalisch verarbeitet hat Buck seine Liebe zum Dialekt in einem "fränkischen Sprachkurs", in den die Zuhörer einbezogen werden. "Babb des Babberla aafn Babbkaddoon", singt er vor und fragt: "Wo kummst denn du her, dass Du des ned vaschdehst?" Den Zahnarzt, der während der Behandlung seine Weltanschauung zum Besten gibt, will Buck gar nicht verstehen. Zu Wort kommt er eh nicht, auch wenn der Dentist ermuntert: "Wenn 's weh tut, sag'n s' es fei!"

Leise wird es im Saal, als Buck von schwimmenden Wolkenkratzern erzählt und den Dichter Hans Magnus Enzensberger zitiert, der bereits 1979 behauptete: "Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet." Passend dazu folgt das Lied: "Überall is' vull. Da brauchst nimma hie."

Doch schnell hat Buck die Lacher wieder auf seiner Seite, wenn er von Multikulti singt, daran erinnert, dass wir Nachkommen eines bunten Gemisches vieler Völker und Rassen seien. Und wie die Zucchini nach Deutschland kamen, mit denen er überschüttet wird. Der Grund für den Zucchini-Segen: "Die Säu mögen's net, geb ma's dem Pfarrer."

Schaunerhie, hochnerhie

Prokrastination, klärt Buck auf, habe nichts mit Faulheit zu tun, das sei pathologisch. "Aber es hilft nix", ermuntert Buck und greift zur Gitarre. Während der Liedermacher mit "Schaunerhie" der Scheinheiligkeit der Menschen ein Denkmal setzt, zeigt er sich zu den Akkorden von Johann Sebastian Bach ("Wenn ich einmal soll scheiden") versöhnlich. Bei der Beerdigung lässt Pfarrer Buck Milde walten, wenn er unerwähnt lässt, dass der Verstorbene seine Mitmenschen ganz schön gepiesackt hat. Gleichzeitig hofft Buck, dass dem Dahingeschiedenen vor der Himmelstür was Besseres einfällt, als damals bei der Entnazifizierung. Passend dazu die nachdenklichen Texte von: "Mir werfn dich in Himmel nauf", ein Lied aus Bucks letztem Programm, oder "Wenn die Baddi (Party) vorbei is".

"Heimat is doo, wo du blöd oogwaafd werst", verrät Wolfgang Buck. Und wie do g'red wädd, is gloar: "An Hamma gibts ned, gibt aa kan Gips ned. Hammer ned an Hammer, so hammer a kann Gips!"

Und auch die scheinbaren Widersprüche gehören zu diesem Menschenschlag: "Geh zu, bleib doo", "Langsam schicken", "schnell aweng waddn", "gscheid blöd" und "Holz z'sammsägen" kann man nur in Franken. Wir sind eben in der Zerstörung noch konstruktiv, erklärt Buck, der Franken liebevoll lokalisiert: "Genau unter'm Himmel".