Forstamtsrat Stirnweiß: "Städter mögen den Wald"
Autor: Pauline Lindner
Forchheim, Donnerstag, 18. Juni 2015
Forchheim — Der Forchheimer Forstamtsrat Stefan Stirnweiß ist zuständig für die Betreuung von Privatwäldern. Zusammen mit Gregor Schießl, Verantwortlicher für die forstliche Öffent...
Forchheim — Der Forchheimer Forstamtsrat Stefan Stirnweiß ist zuständig für die Betreuung von Privatwäldern. Zusammen mit Gregor Schießl, Verantwortlicher für die forstliche Öffentlichkeitsarbeit in Mittel- und Oberfranken, und vielen Kollegen aus den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bamberg und Fürth hat er den überregionalen Waldtag im Forchheimer Kellerwald am kommenden Sonntag organisiert.
Als Austragungsort des Annafestes ist der Kellerwald bekannt. Ist er auch aus forstwirtschaftlicher Sicht ein besonderer Wald?
Stefan Stirnweiß: Unsere Grundidee war es, den Wald in die Stadt zu bringen, denn der Städter geht gern in den Wald. Der Kellerwald mit seinem Eichen- und Buchenbestand ist zudem nahe an dem, was wir Waldbauern empfehlen zu pflanzen. Nicht vergessen darf man auch die Attraktivität des Standorts.
Was man beim Waldtag erfahren hat, kann man gleich bei einem Seidla Bier besprechen.
Forchheim liegt an der Grenze zwischen Ober- und Mittelfranken. Die Regnitz ist aber auch eine geologische Grenze. Wirkt sich das auf den Wald aus?
Die geologischen Gegebenheiten sind recht unterschiedlich: westlich der Sandsteinkeuper und östlich der Anstieg des Jura mit seinen drei Stufen Lias, Dogger und Malm samt den Spitzen aus Dolomitriffkalken. Wobei der Dogger oder braune Jura auch ein Sandstein ist. Der Keuper hat weniger Nährstoffe, dafür aber stauende Nässe durch Lehmschichten. Sein Baum ist die Stieleiche.
Und die Kiefer?
Die kommt auf beiden Seiten nur durch Menschenhand vor. Auf den hiesigen Böden ist sie zu konkurrenzschwach. Sie wurde durch Streunutzung auf verarmten Böden angesiedelt; auch auf den mageren Karsthöhen des Jura. Ursprünglich ist dort ein Orchideen-Buchenwald beheimatet.
"Kalk macht die Buche lang", so lautet ein altes Forstsprichwort. Der Jura ist für sie das Optimum. Man kann ruhig von einer uneingeschränkten Herrscherin sprechen.
Wie wirkt sich das für den Waldbesitzer aus?
Wir empfehlen den 16 000 Waldbesitzern in unserer Region, sich an der potenziellen natürlichen Vegetation (pnV) zu orientieren. Darunter versteht man die Pflanzengemeinschaften, die aufgrund der geo- und hydrologischen Eigenarten an einem bestimmten Standort ohne menschliches Zutun vorkommen. Danach ist auch unser Wald-Leitbild ausgerichtet. Gleichzeitig aber müssen wir eine Prognose geben: Im Jura bleibt die Buche, im Keuper wird die Eiche die Nase vorn haben, wenn es noch wärmer und trockener wird.
Nicht vergessen darf man die 200 Meter Höhenunterschied zwischen den beiden Regionen und die bessere Niederschlagssituation am Jura-Westrand.
Wie steht es um die Fichte?
Ein Diskussionsthema sind die Fichtenbestände auf Eisensandstein: vor allem dann, wenn es der Fichte zu warm wird. Soll man sie durch die nordamerikanische Douglasie ersetzen? Oder ist die Gebirgsbaumart Lärche das Richtige? An den Nordseiten wird sie durch die Tanne abgelöst, das ist zu erwarten. Nach wie vor gilt für den Wald der Lehrsatz meiner Studienzeit in Weihenstephan: "Der Wald soll ein breitsortiertes Warenlager sein."
Mehr Holzöfen, Pellets- und Hackschnitzelheizungen, der Wald ist wieder was wert. Kann man das so stehen lassen?
Die Schwachholzverwertung läuft sehr, sehr gut, denn Brennholz ist wieder gefragt. Für mich ist das auch unter einem umweltpolitischen Ansatz die besserer Wahl.
Erdöl ist für Hauswärme zu wertvoll. Man darf nicht vergessen, dass die Menge, die aus dem Wald geholt werden kann, durch den Zuwachs an Holzmasse begrenzt ist. Brennholz ist eine Verwertung auch für die Besitzer von schlechtem Wald auf schlechtem Boden. Im Jura kommt aber die technische Herausforderung dazu.
Welche?
Auf den steilen Hängen kann kein Harvester eingesetzt werden. Dafür braucht man die bodenschonende Kleinseilanlage. Ihre Kosten sind aber nur vertretbar, wenn eine entsprechende Menge Holz eingeschlagen werden kann. Das ist aber bei den oft recht kleinen Waldparzellen schwierig. Stammholz hat aber ebenfalls mehr als auskömmliche Preise.Die am Waldtag vertretenen Waldbesitzervereinigungen sind die idealen Partner für Holzernte und Vermarktung.
Das Gespräch führte Pauline
Lindner.