Forchheimer schenken Hoffnung
Autor: Petra Malbrich
Forchheim, Mittwoch, 18. März 2015
Hilfsaktionen "Maranatha" versucht, das unendliche Leid in Rumänien zu linden.
von unserer Mitarbeiterin Petra Malbrich
Forchheim — "Maranatha - Hoffung durch Hilfe" heißt ein Forchheimer Verein, der - wie der Name schon sagt - Familien, die in Rumänien unter menschenunwürdigen Bedingungen leben, ein bisschen Hoffnung geben will. Vorsitzender Manfred Schönfelder, viele Mitglieder und zahlreiche Menschen, die das Ansinnen mit Geld- oder Sachspenden unterstützen, stehen hinter "Maranatha".
Beispiele, wie und wo die Spenden halfen, gibt es unzählige. Das Elend ist unvorstellbar. "Wir kamen in ein Haus, bemerkten die Kälte, und fragten die Mutter dort, ob sie einen Wunsch hätte. Sie schämte sich, lehnte ab, aber der Sohn bat um Holz", erzählt Schönfelder.
Überall in den Häusern fehlt es an etwas. Türen und Fenster müssen eingesetzt werden. In einem Armenhaus leben 50 Familien.
Schon alleine das ist eine Zumutung, zudem laufen die Toiletten über, alles auf den Flur. "Ein Bazillennest" nennt Schönfelder das.
Viele Menschen im Armenhaus Europas leben Schönfelder zufolge vom Kindergeld - zehn Euro im Monat. "Vater und Mutter arbeiten nicht, denn es gibt keine Arbeit. Wenn diese Menschen vom Staat als Bedürftige eingestuft werden, können sie sich Essen von der Armenküche holen", so der Vorsitzende. Die Jugend versuche, Arbeit zu finden, gehe ins Ausland, nach Italien, Spanien oder Deutschland. "Wenn sie Geld nach Hause bringen, geht es den Familien etwas besser."
Zu neunt in einem Zimmer
Eine Familie, die die Forchheimer besucht haben, lebt mit neun Kindern in einem kleinen Zimmer. Ein Ofen, der gut hundert Jahre alt ist, steht dort. Es gibt kein Wasser, keine Heizung, keinen Strom. Mit einer Sonderspende konnte "Maranatha" helfen.
Jetzt gibt es einen Stromanschluss, ein weiteres Zimmer konnte angebaut werden.
"Ein Kind hatte eine so extreme Hasenscharte, dass es nur flüssige Nahrung zu sich nehmen konnte. Als wir die Kleine ins 80 Kilometer entfernte Krankenhaus brachten, war sie zu schwach für die Operation. Wir kauften eine spezielle Kindernahrung, damit wir sie wiederbringen können", erzählt Schönfelder von einem der unzähligen Schicksale. Die Not der Menschen berührt Schönfelder sehr, lässt ihn schlecht schlafen. Manche Mitglieder schaffen es emotional nicht, mit vor Ort zu gehen. Aber Hilfe sei notwendig, immer und immer wieder.
Mit den Krankenhäusern in Rumänien verstehen sich Mitarbeiter von "Maranatha" gut, auch mit den Behörden und der Polizei. Das ist wichtig, denn in manche Gegenden kann man nur mit Polizei gehen, um die Hilfsgüter zu verteilen.
Im Armenghetto, einem ehemaligen Gefängnis, sind die Leute in den Zellen untergebracht, an den Türen hängen alte Vorhänge, Toiletten gibt es nicht. 30 Familien leben dort.
Der Staat Rumänien übergibt die Verantwortung dem Bürgermeister, der das Geld für das Sozialwesen erwirtschaften muss. "Die Hilfe, die wir leisten, ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber wir nehmen uns der schwersten Fälle an", sagt Schönfelder.
Viele Bitten würden an den Verein herangetragen, der in Rumänien eine Außenstation eingerichtet hat. Lebensmittel, aber auch Medikamente fehlen an allen Ecken und Enden. Vor Weihnachten sah er eine ältere Frau im Müll nach verdorbenem Essen suchen. Die Frau lebte in einer Hütte aus Pappe und Blech, schürte mit Maishalmen Feuer. Eine jüngere Frau, querschnittsgelähmt, saß in einem Rollstuhl. Sie bat dringend um Schmerzmittel.
Ein anderer Mann mit fürchterlichen Schmerzen konnte nicht operiert werden. Er hatte die 150 Euro nicht, was dann "Maranatha" übernahm. "Wir bekommen Hilferufe von den Ärzten, von allen Seiten."
Der Vorsitzende ist den vielen Spendern unendlich dankbar: dem Autohaus Zolleis, das für die Kosten einer Notoperation eines Kindes aufkam, dem Rotary Club, den Schülern des Herder Gymnasiums, vielen Ärzten, Krankenschwestern, Studenten, Firmeninhabern und Menschen aller Berufsgruppen, die das Leid sehen und einfach nur helfen möchten.
Ganz aktuell hat "Maranatha" die Zusage einer Mannheimer Firma erhalten, die die dem Verein eine komplette Lastwagen-Ladung Windeln in verschiedenen Größen spenden wird. Die Transportkosten nach Rumänien werden gut 3000 Euro kosten. Jetzt werden Spender gesucht, um die Fahrt zu finanzieren ...