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Forchheimer Liederverein bringt Messe mit Pop-Anspruch auf die Bühne


Autor: Pauline Lindner

Forchheim, Montag, 04. Januar 2016

Große Chorwerke kommen im Forchheimer Kolpingsaal gut zur Wirkung. Das hat viele Jahre lang der Chor der Universität Bamberg bewiesen. Am Sonntag folgte nun eine Aufführung der "Ma...
Der Forchheimer Liederkranz ließ das neue Jahr musikalisch beginnen.  Foto: Pauline Lindner


Große Chorwerke kommen im Forchheimer Kolpingsaal gut zur Wirkung. Das hat viele Jahre lang der Chor der Universität Bamberg bewiesen. Am Sonntag folgte nun eine Aufführung der "Mass" von Harry W. Schröder vom Liederverein Forchheim. 67 Sänger, die zwei Solistinnen Andrea Wurzer und Adelheid Lang sowie ein zwar kleines, aber instrumental reich besetztes Orchester füllten den Raum.
Die Lichttechniker des Jungen Theaters gaben dem Saal mit seiner gewölbten Decke und den Leuchten aus den 50er-Jahren ein neues Farbgewand. Die wechselnden Nuancen wurden besonders vom glänzenden Vorhang vor der alten Kastenbühne reflektiert. Das durfte durchaus als Anspielung auf die Auftritte von Popmusikern verstanden werden. Denn der Komponist nennt sein 1997 geschriebenes Werk ausdrücklich eine Popmesse - mit der Absicht wohl, dadurch ein etwas breiteres Publikum zu erreichen. Ohne die Messe, die durchgängig dem lateinischen Text der katholischen Liturgie folgt, schmälern zu wollen, darf man im Sinne des Komponisten sagen, dass sie den Zuhörer nicht zu einer Auseinandersetzung mit Ungewohntem und nie Gehörtem herausfordert.
Vielmehr durfte der Zuhörer auf schon Gehörtes zurückgreifen, seien es Anklänge an Filmmelodien, seien es Arienstrukturen in den Solopartien, wie sie in barocken Messen oder Oratorien gepflegt wurden. Dies galt gerade bei der stimmlich fordernden "Agnus Dei"-Arie des Soprans.


Harmonisierende Klangfarben

Ja, selbst auf Klangmuster aus der Renaissance greift Schröder im Gloria-Duett zwischen den beiden Solostimmen mit der gezupften Begleitung zurück. Gerade hier kam die Harmonie zwischen den Klangfarben der beiden Frauenstimmen wohltuend zur Geltung.
Schröders Melodien sind eingängig, was aber keineswegs bedeutet, dass der Chor nicht gefordert ist. Ein wellenförmiges Weitergeben der Melodie von einer Stimme zur anderen prägt besonders den Schlusssatz über den Text "Dona nobis pacem", der dann fast barock in einem Trommelwirbel endet. Das Spiel mit den Hörgewohnheiten und der Sprung zwischen den Zeiten war am ausgeprägtesten im Credo.
Dem Alt oblag es, das "Et incarnatus est" in klanglicher Fülle zu interpretieren. Unmittelbar danach trat zum ersten und auch einzigen Mal das Schlagzeug in den Vordergrund. Seinem rockigen, treibenden Rhythmus folgte der Chor mit der Kernaussage zur Auferstehung "Et surrexit". Jens Birnbach, der seit 2010 den Liederverein leitet, hat eine gute Werkauswahl für diesen Konzerttermin zu Jahresbeginn getroffen, in der sein persönliches Herkommen aus Oper und Kirchenmusik durchscheint.
Mit den Instrumentalisten russischer Herkunft des früheren Forchheimer Kammerorchesters standen ihm - und natürlich auch dem Chor - Musiker zur Seite, denen ein breites Spektrum vor allem des spätromantischen Musikschaffens vertraut ist. Und die so nuanciert die bewussten Rückgriffe des Komponisten in den Chorsätzen verstärkten.