Wetter aus dem Wildpark
Autor: Pauline Lindner
Hundshaupten, Donnerstag, 24. Juni 2021
Forschungsprojekt Im leer stehenden Wisentgehege in Hundshaupten werden derzeit Klimadaten gesammelt, die unter anderem Waldbesitzern und Obstbauern helfen sollen.
„17,8 Grad und 91 Prozent Luftfeuchtigkeit “ hat Harald Zandler von der Uni Bayreuth als aktuelle Werte von der vorsichtshalber eingezäunten Klimastation im Wisentgehege des Wildparks abgelesen, auch wenn es derzeit nach dem Tod des 17-jährigen Wisents Joseph leer steht und umgebaut werden soll. Die Station im Gehege ist eine von vier im näheren Umfeld von Oberzaunsbach; eine zweite befindet sich auf dem Wolfsplateau im Park, also gut 60 Meter höher, die zwei anderen haben ihren Standort in den Obstbaumanlagen talwärts.
Ein lauter Eselschrei unterbricht Zandlers Erläuterungen. Die tierischen Nachbarn machen sich bemerkbar. Auch sie sind Teil eines wissenschaftlichen Projekts zum Erhalt der alten Haustierrasse Thüringische Waldesel. Von ihnen gibt es nur mehr 100 Exemplare; durch Zucht will man einen Genpol gewinnen, erläuterte Parkleiter Daniel Schäffer seinen Gästen aus einem anderen Wissenschaftszweig.
Das Gemeinschaftsprojekt Klimastation zwischen den Bayreuther Klimatologen, den Geografen von der Erlanger Uni und dem Landratsamt dient der kontinuierlichen Messung und Aufzeichnung von Wetterdaten , aus denen die Entwicklung der lokalen Klimasituation abzulesen ist. Ausgangspunkt der Zusammenarbeit ist die Beteiligung des Landkreises am EU-Projekt Strench, das sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Wald und Obstbau befasst und nach Anpassungsmöglichkeiten der Kulturlandschaft sucht. Das Projekt gehört zum Aufgabenbereich von Sebastian Maier , der in Bayreuth studiert hat und so das Uni-Institut als Partner gewinnen konnte.
Klimafolgen besser abschätzen
Der Landkreis Forchheim ist eine Modellregion wie andere in Italien oder Tschechien. Mit den erhobenen Daten sollen Klimafolgen besser abzuschätzen und Risiken einzugrenzen sein. Dabei geht man sehr systematisch vor und hat als erstes schon eingetretene Klimaveränderungen festgehalten. „Als ich dazu Landwirte befragte, sagten fast alle: ,Wir merken es bereits heute‘“, teilte er seinen Fachkollegen beim Treffen an der Klimastation mit. Solche Beobachtungen sind, dass sich die Hitzetage (Temperatur über 30 Grad) von fünf auf elf bis zwölf im Jahr verdoppelt haben.
Merkbar ist auch der frühere Beginn der Vegetationsperiode. Apfelbäume blühen in unserer Region zehn Tage früher als noch vor einigen Jahren. Da Apfelbäume in ganz Europa vorkommen, gibt es schon seit Langem Karten, die das Fortschreiten des Blühbeginns von Südwest nach Nordost in Linien darstellen. Die älteren Darstellungen sind eindeutig überholt.