Druckartikel: Was tun, wenn’s schiefgeht?

Was tun, wenn’s schiefgeht?


Autor: Carmen Schwind

LKR Forchheim, Donnerstag, 26. August 2021

Freizeit  Die Fränkische Schweiz gilt als Paradies für Wanderer und Kletterer. Entsprechend häufig kommt es hier zu Unfällen. Ein Ratgeber für Kenner und Neulinge.
Tausende Routen bieten sich in der Fränkischen Schweiz den Kletterern. Aber auch beim Wandern kann man sich schnell den Fuß verknacksen.


Die Fränkische Schweiz ist für Wanderer ein Paradies, denn hier gibt es mehr als 4500 Kilometer idyllische Wanderwege durch Täler und Felslandschaften. Und auch Kletterer können sich hier auf rund 12 000 Kletterrouten an etwa 800 Felsen austoben. Denn die Kalkfelsen des Frankenjura bieten Abwechslung mit Rissen, Fingern, Kaminen oder Gottesbrücken. Gerade während der Pandemie nutzen viele Menschen die Möglichkeit, in Deutschland Urlaub zu machen.

Doch nicht jeder ist geübt, bei manchen Besuchern hat vielleicht die Kondition während des Lockdowns ein wenig gelitten. Deshalb sollte sich jeder, der sich auf den Weg macht oder an den Felsen wagt, vorher fragen, ob er geübt, genügend vorbereitet und gut ausgestattet ist.

„Wichtig sind vorher eine richtige Selbsteinschätzung und die richtige Routenwahl“, erklärt der Bereitschaftsleiter der Bergwacht Forchheim, Tom Obeth. Gerade wenn man zum Beispiel tagein, tagaus am Schreibtisch sitzt, sollte man nicht gleich zum Beginn der Saison eine anspruchsvolle Wanderroute wählen. „Bei den Kletterern sind oft die unvorsichtig, die nur in Kletterhallen geübt haben und dann an den Felsen gehen. Am Felsen ist das Klettern einfach anders“, so Obeth. Ansonsten passiere den Profikletterern eher wenig: „Die wissen, was sie tun, und sind auf eigene Gefahr unterwegs.“

Wichtig: gute Karten

Anders sei das bei Wanderern , die ihre Kräfte nicht richtig einschätzen oder vielleicht nicht richtig vorbereitet sind. „Wichtig ist, dass man die richtige Route wählt und sich gutes Kartenmaterial besorgt“, zählt der Bergretter auf. Er empfiehlt, dass man gute Karten aussucht und ausdruckt, damit man auch ohne Handy-Empfang nachschauen kann.

Das Handy sollte man aber auf jeden Fall mitnehmen, um im Notfall Hilfe holen zu können. Ohne Handy sollte in einer Notsituation der alpine Notruf abgesetzt werden. „Im Notfall kann man den Standort zum Beispiel über Google-Maps ermitteln und weitergeben. Die Rettungsleitstelle hat auch die Möglichkeit, an einen Anrufer eine SMS zu senden, die der dann bestätigt. Und damit hat die Leitstelle dann die Ortung“, erklärt Tom Obeth.

Thomas Eckert, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Pottenstein, empfiehlt ebenfalls eine gute Vorbereitung: „Man sollte sich einen Tourenplan besorgen und überlegen wo man wie lange hin will und welches Gelände dort ist.“ Wanderer sollten entsprechende Kleidung tragen und an eine Brotzeit und Getränke denken. Laien rät er, vor dem Klettern einen Kletterkurs zu besuchen, um über Sicherheitsgrundlagen Bescheid zu wissen. Und erst dann mit guter Ausrüstung und einem zuverlässigen Partner auf einer gut abgesicherten Route zu beginnen.

Sollte doch etwas passieren, wählt man die 112. „Der Notruf kommt bei der Leitstelle an, die dann entscheidet, wer an den Unfallort fährt. Wenn wir Rettungsmittel sind, wird das unserem Einsatzleiter gemeldet“, so Eckert. Diese Stelle ist jeden Tag 24 Stunden besetzt. Je nach Unfall rücken dann fünf Mitglieder der Bergwacht aus. Oder zum Beispiel bei einer Vermissten-Suche alle, die erreichbar sind. In manchen Notfällen arbeiten die einzelnen Stellen auch zusammen. „Wenn die Wanderer und Kletterer gut vorbereitet sind, können sie bei uns großen Spaß haben“, meint Thomas Eckert.

Wenn nun aber doch etwas passiert, wer zahlt das eigentlich? „In Deutschland werden alle Kosten von der Krankenkasse übernommen. Egal welcher Aufwand das ist“, antwortet Thomas Eckert. „Zuerst zahlt die Krankenversicherung und übernimmt die Behandlungskosten. Sie zahlen aber nur einen Teilbereich und keine Rente und nur 70 Prozent des Nettolohns “, erklärt Versicherungskaufmann Walther Metzner aus Pretzfeld. Wenn ein Unfall nicht vorhersehbar war und eine dauerhafte Beeinträchtigung vorliegt, zahlt eine Unfallversicherung .

Metzner erklärt, dass das wichtigste Kriterium die Invalidität sei. Riskante Hobbys werden gegen einen Risikozuschlag versichert. Wer ständig einem solchen Hobby nachgeht, könnte über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenken, um abgesichert zu sein, wenn man seinen Beruf nicht mehr nachkommen kann. Metzner erklärt weiter, dass eine private Haftpflicht eintritt, wenn ein anderer verletzt wurde.