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Was die Unternehmen hemmt


Autor: Redaktion

Forchheim, Montag, 31. Januar 2022

Wirtschaft  Die Energie- und Rohstoffpreise bleiben laut IHK ein unkalkulierbares Risiko für Oberfrankens Betriebe. Im Tourismussektor sind 82 Prozent mit der Geschäftslage unzufrieden. Wie kommt man an dringend benötigte Fachkräfte?
Die steigenden Energiepreise machen den Unternehmen zu schaffen.


Die Konjunkturerwartungen für 2022 bleiben im Einzugsgebiet der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken (Bayreuth) verhalten optimistisch, legen gegenüber dem Vorjahr sogar leicht zu. Allerdings wird die aktuelle Geschäftslage laut Pressemitteilung spürbar negativer beurteilt. Der Konjunkturklimaindex der IHK für Oberfranken verliert deshalb acht Zähler und liegt nun bei 112 Punkten.

„Das vierte Quartal war für die oberfränkische Wirtschaft ein Quartal der Herausforderungen. Omikron, steigende Energie- und Rohstoffpreise, Materialknappheit sowie mangelnde Planungssicherheit: Diese drücken die aktuelle Geschäftslage der oberfränkischen Unternehmen “, macht Sonja Weigand , Präsidentin der IHK Oberfranken, deutlich.

Aktuelle Wirtschaftslage

Die aktuelle Geschäftslage im Kammerbezirk der IHK Oberfranken werde von den befragten Unternehmen im Saldo positiv beurteilt. 38 Prozent der Befragten melden eine positive, 23 Prozent eine negative Geschäftslage . Damit sinkt der Saldo um 20 Zähler, was vor allem dem Status quo im Tourismus geschuldet sei. Preissteigerungen, nicht verfügbare Waren, die verhaltene Konsumlaune und der Fachkräftemangel brächten den Konjunkturmotor zum Stottern.

Blickt man im Detail auf die Lagebeurteilung, so ergibt sich ein zweigeteiltes Bild. Vor allem das Baugewerbe und der Dienstleistungssektor sind mit der Geschäftslage zufrieden, aber auch Industrie und Großhandel sowie – etwas überraschend – der Einzelhandel. Ganz anders ist die Situation im Tourismus, wo gerade einmal drei Prozent mit ihrer Geschäftslage zufrieden sind, aber 82 Prozent unzufrieden. Es sind die Maßnahmen und Beschränkungen in der Corona-Krise , die dem Tourismussektor extrem zusetzen. „Die Einschätzung der Tourismusbranche verschlechtert das Gesamtergebnis spürbar“, bilanziert die IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. Sie stellt weiter fest: „Erfreulich ist, dass wieder vermehrt Impulse aus dem Ausland kommen.“ Vor allem aus Europa und Nordamerika steige die Nachfrage nach oberfränkischen Produkten und Dienstleistungen spürbar an. Das Inlandsgeschäft verzeichne einzig im Dienstleistungssektor nennenswerte Zuwächse.

Immer mehr Sorgen

„Die Liste der aktuellen Einschränkungen und Hemmnisse für die Wirtschaft in Oberfranken ist lang. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer haben mit den Auswirkungen zu kämpfen“, berichtet Weigand. Unangefochtene Nummer 1 der aktuellen Herausforderungen sei die Entwicklung der Energie-, Rohstoff- und Warenpreise. Hohenner ergänzt: „Preiszuwächse von bis zu mehreren Hundert Prozent in einzelnen Sparten sind keine Seltenheit, heben jede langfristige und solide Wirtschaftsplanung aus ihren Angeln und gefährden ganze Branchen.“

Über 80 Prozent der befragten Betriebe berichten demnach von einer erheblichen oder teilweisen Einschränkung durch die jüngsten Preisentwicklungen. Zudem hätten über zwei Drittel aller Unternehmen – und zwar branchenübergreifend – mit einer Material- und Rohstoffknappheit zu kämpfen. Hohenner klagt: „Stornierungen, Strafzahlungen und ein überhitzter Markt sind die Folge.“

Mit einer Entlastung der Lieferketten rechnen 28 Prozent der Befragten erst in der zweiten Jahreshälfte, 24 Prozent nicht vor 2023. Weitere 28 Prozent der befragten Unternehmen wagen hierzu überhaupt keine Einschätzung.

Ein weiteres großes Hemmnis ist und bleibt die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen. Das Spektrum reicht von Einschränkungen und Verboten, über Corona-Schutzauflagen bis hin zum Ausfall von Mitarbeitern wegen Quarantäne. Immerhin gut 40 Prozent der Unternehmen sehen Letzteres als reale Gefahr.

Die Prognose für das Jahr 2022 fällt trotz der aktuell angespannten Lage verhalten optimistisch aus. Im Saldo rechnen 28 Prozent in den kommenden zwölf Monaten mit einer Verbesserung, 20 Prozent mit einer Verschlechterung. Damit hellt sich die Prognose der oberfränkischen Wirtschaft zum fünften Mal in Folge seit dem Tiefstwert im Mai 2020 auf, wenn auch nur leicht. Das Wachstum wird gleichermaßen von den Inlands- wie auch von den Auslandsmärkten getragen.

Der Einzelhandel

Bis auf den Einzelhandel, wo vor allem der stationäre innerstädtische Einzelhandel unter Druck steht, sind alle Branchen optimistisch gestimmt. Dieser steht vor der enormen Herausforderung, Boden gutzumachen, der während der Pandemie verloren gegangen ist.

In diesem trotz allem optimistisch gestimmten Umfeld bewegen sich auch die Investitionsplanungen der Unternehmen . „Gerade die Industrie will wieder vermehrt im Inland investieren“, kommentiert Weigand die aktuellen Zahlen. Und auch die Beschäftigtenentwicklung werde von der oberfränkischen Wirtschaft leicht positiv eingestuft. Größeren Bedarf melden vornehmlich Betriebe aus dem Groß- und Einzelhandel sowie dem Baugewerbe an. Die größte Herausforderung werde es sein, auf dem leer gefegten Arbeitsmarkt die benötigten Fachkräfte zu finden. red