Schiris feiern mit Kraus
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Forchheim, Montag, 19. Juni 2023
Sein Auftritt dauert nicht einmal bis zur Halbzeitpause. Dann verlässt Klaus-Karl-Kraus ( KKK) wieder den Platz. Der Kabarettist ist in das...
Sein Auftritt dauert nicht einmal bis zur Halbzeitpause. Dann verlässt Klaus-Karl-Kraus ( KKK) wieder den Platz. Der Kabarettist ist in das schwarz-gelbe Trikot der 101-jährigen Schiedsrichter-Gruppe Forchheim gekleidet. In seiner wortreichen Gratulation zum Jubiläum erklärt er den „Kollegen“, woher das mit der „Arschkarte ziehen“ kommt, wie er laut Taufurkunde tatsächlich heißt, und warum 1922 bei der Gründung der Schiedsrichter-Gruppe Forchheim die Fußballwelt Frankens und darüber hinaus noch in Ordnung war.
Als echter Clubfan muss man ganz weit zurückschauen in der Fußballgeschichte . 1922 ist da keine schlechte Wahl. Als zur gleichen Zeit in Forchheim sieben Verfechter des Fair Play-Gedankens die Schiedsrichter-Gruppe gründen, „da hat man in München noch Missionare gegrillt“. In Nürnberg sprießen damals die Nationalspieler wie Pilze aus dem grünen Rasen. Nun gut: auch in Fürth, aber das sagt ein Clubfan nur ganz beiläufig. In getrennten Abteilen reisen sie als Nationalmannschaft mit demselben Zug zu Auslandsspielen, spielen dann die niederländischen Gegner schwindelig und fahren genauso verfeindet wieder zurück. Im Tor hält ein gewisser Heiner Stuhlfauth beinahe jeden Schuss.
Da erlebt der Noch-Nicht-Kabarettist als Nachwuchskicker ganz andere, viel traumatischere Momente. Einmal beim Duell der DJK Willersdorf gegen den Büchenbacher SC setzt es eine 2:37 Niederlage. Zwischen den Pfosten der kleine „Nikolaus“, der später nur Klaus heißen wird: Klaus Karl-Kraus. „Ein echter Clubberer hält das aus.“
Das alles ist aber nichts gegen die Vollpfosten, denen KKK im Laufe seines langen Lebens auf, am oder hinter dem Platz begegnet ist. „Frau Bindestrich“ und ihr Hausfrauen-Panzer, mit dem sie ihren selbstverständlich genialen Ballkünstler Maximilian am Sportheim aussetzt. Der DFB , der anfangs keine Trikotwerbung im Frauenfußball wollte, weil die Brüste bei der Leserlichkeit der Slogans im Wege wären… Aber auch die „Rumpelfüssler“ im Club-Trikot, die ständig „Ave-Maria-Pässe“ spielen. „Bei denen schlagen sie den Ball nach vorne und beten, dass er ankommt.“ Nur dass der Herrgott ein ums andere Mal ein fieser Fürther zu sein scheint.
Einmal darf auch der Kabarettist aus Spardorf ein Spiel leiten, freilich nur eines unter Freunden. Dennoch: „Ich beneide euch nicht.“ Deshalb hat KKK größten Respekt vor „Dinosauriern“ wie Josef Gold aus Moggast, der seit 52 Jahren pfeift. „Ob das ein Junger heute noch schafft?“
Am Ende der Einwechslung hat KKK nicht nur die „verirrte Bayern-Insel in der Eggerbachhalle verwarnt, sondern auch erklärt, dass die Redewendung „die Arschkarte ziehen“ aus dem Schiedsrichterwesen kommt. Sein rhetorisches Kurzpassspiel bringt Legenden wie Uwe Seeler und einen griechischen Libero namens Platon in Bedrängnis. Nur mit einem Mann wird KKK nicht fertig: Benno Dorn. Der Ehrenobmann aus Buckenhofen steht die ganze Zeit über an der Seitenlinie. Die Erfahrung aus 53 Jahren in den Knochen. Dann winkt er und KKK verlässt das Spielfeld. Die zweite Halbzeit gehört wieder den echten Schiedsrichtern und ihrer Jubiläumsfeier.
Diese Forchheimer Schiedsrichter haben nicht nur in all den vergangenen 100 Jahren einen großen Beitrag geleistet, sondern leisten heute noch im sportlichen und sozialen Bereich einen großen Beitrag für den Fußballsport. Und feiern können Sie auch. red