Schaurige Geschichten

3 Min
Die "Georg-Utz-Marter"
Die "Georg-Utz-Marter"
Fotos: Heidi Amon
Die "Dennerlein-Marter"
Die "Dennerlein-Marter"
 
Die "Kügel-Marter"
Die "Kügel-Marter"
 
Die "Hack-Marter"
Die "Hack-Marter"
 
Die "Amon-Marter"
Die "Amon-Marter"
 

Was Flurdenkmäler und Martern in Weilersbach erzählen. Ein Rundgang zu Unfall- und Tatorten.

Beim Spazierengehen oder Radfahren hat sie jeder schon gesehen: Flurdenkmäler und Martern rund um Weilersbach , die in Gärten stehen oder Straßen und Wege säumen. Jeder Stein hat eine ganz eigene Geschichte zu erzählen.

Sie sind ein Symbol des tiefen Glaubens ihrer Erbauer - aber auch derer, die diese oft ruinösen Steinzeugen wieder auferstehen ließen und mit Bildtafeln aus Bronze oder Hinterglasmalerei sowie Texten, die die Geschichte der Bauwerke erzählen, ergänzten.

Verdienst von Pfarrer Adolf Schrenk

Es war in den 1980er Jahren, beinahe 40 Jahre her, dass dem damaligen Weilersbacher Seelsorger von St. Anna, Geistlichem Rat Adolf Schrenk, die oftmals heruntergekommenen Martern und Denkmäler auffielen, an denen der Zahn der Zeit nagte. Seinem besonderen Bemühen um die Erhaltung heimatlichen Kulturguts sowie der Hilfe und finanziellen Unterstützung der Grundstücksbesitzer ist es zu verdanken, dass die Gedenkmartern im Gemeindegebiet der Nachwelt erhalten wurden.

In einem kleinen Buch " ... dann werden die Steine reden" hat Pfarrer Schrenk die in Weilersbach vorhandenen Flurdenkmäler, Martern und besonderen religiösen Gedenksteine zusammengefasst. Ob denn ein Exemplar noch zu haben sei? Dies wird von der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Barbara Stähr verneint. "Es ist nichts mehr da. Und ich glaube, wer so ein Buch noch hat, wird es sicher nicht mehr hergeben", sagt sie.

Beginn einer kleinen Rundtour ist in Unterweilersbach. Dort steht in der Kapellenstraße, nahe der B 470, die "Amon-Marter". Der Sage nach wurde an dieser Stelle ein pflügender Bauer zu Tode geschleift, nachdem seine Tiere wegen eines Wespennestes scheuten. Eine andere spricht von einem Bauern, der seinen Sohn im Zorn erschlug, weil er seiner Meinung nach zu schlampig ackerte.

Spaziert man von dort aus Richtung St. Anna, erinnert das dort am Fuße des Annabergs stehende sehr schöne Kreuz an den Tod des Unterweilersbacher Landwirts Heinrich Hack, der nach einem tödlichen Erdrutschunfall an dieser Stelle verstarb. In unmittelbarer Nähe ist im Schütz-Keller ein Gedenkstein zu finden, der Zeugnis von diesem schlimmen Ereignis gibt. Durch den Einsturz einer Erdmasse fand mit Heinrich Hack auch der Landwirt Georg Kügel, ebenfalls aus Unterweilersbach, einen jammervollen Tod.

Von dort aus geht es dann bergauf, an der Wallfahrtskirche vorbei entlang der Kirchenstraße nach Mittlerweilersbach, den Kapellenweg hinunter bis zur Dorfstraße und bis zum "Übelacker"-Kreuz. Schräg gegenüber ist im Garten der Familie Kügel eine hohe Steinmarter zu sehen, die wohl 1730 aufgestellt wurde. Der Erzählung nach soll hier ein Bauer tödlich verunglückt sein.

Von dort aus führt ein Feldweg, die sogenannte Hohe Straße, bis zur "Georg-Utz-Marter", deren Info-Tafel eine schauerliche Geschichte erzählt. Durch einen Prozess habe sich der Gemeindevorsteher Georg Utz einen Todfeind zugezogen, der ihm eines abends, als Georg Utz nach Hause ging, auflauerte und ihn erschlug. Bevor man den Ermordeten an dieser Stelle dann am Morgen fand, soll sein Hund die ganze Nacht geheult haben.

Säule vom Schuttplatz geholt

Wieder zurück zur Hauptstraße geht die Wanderung über die Weißenbacher Straße zum nächsten Ziel nach Oberweilersbach - Ecke Tannenwaldstraße/Reifenberger Weg - zur "Dennerlein-Marter". Bei diesem Bildstock handelt es sich um die Auferstehung eines Denkmals ganz besonderer und privater Art. Die Eheleute Paula und Heinrich Dennerlein, die bereits beide verstorben sind, holten die Steinsäule in den 1970er Jahren vom Weilersbacher Schuttplatz, ließen sie restaurieren und gaben ihr einen Ehrenplatz in ihrem Garten. Einst soll diese auf dem alten Kirchweg in Unterweilersbach gestanden haben und war wegen eines tödlichen Unglücks eines Bauern im Jahr 1662 aufgestellt worden.

Nicht weit entfernt davon im Oberndorf erreicht man in der Tannenwaldstraße die "Hack-Marter" aus dem Jahr 1680. Von ihr wird nur vage berichtet. Im dortigen Gelände soll ein Weiher gewesen sein, in dem jemand ertrunken ist oder gar ertränkt wurde.

Nicht leicht zu finden ist der Gedenkstein auf dem "Fritzenbuckel", der im nahe gelegenen Tannenwald steht und an Friedrich Kreller aus Mittlerweilersbach erinnert, der dort von einem Baum erschlagen wurde.

Über die Hohe-Rain-Straße in Oberweilersbach mit einem beeindruckenden Ausblick für den Wanderer in die Fränkische Schweiz und aufs Walberla, vorbei am "Erlersheimer-Kreuz" erreicht man den "Hanns-Thoma-Stein", der am Rande des Auerbergwalds (Nähe Wohngebiet Annaleite) steht und der an Hanns Thoma aus Serlbach oder Bammersdorf erinnert, der dort auf einer Steinbank erfroren sein soll. Hier endet schließlich ein informativer Spaziergang durch ein kleines Stück kulturelle Dorfgeschichte Weilersbachs.