Keine Hilfe mehr für Bedürftige
Autor: Carmen Schwind
Ebermannstadt, Montag, 01. Februar 2021
Der "Treffpunkt Klamotte" in Ebermannstadt, ein Kleiderladen für Flüchtlinge und Bedürftige, macht zum 6. Februar zu. Der Grund ist naheliegend.
Der Vorstand des Vereins "Flüchtlingsnetz EBS" ist sich einig: Der "Treffpunkt Klamotte" ist mehr als nur ein Laden, viel mehr. Doch dieser muss zum 6. Februar schließen.
"Das war ein geniales Projekt mit viel Frauenpower", schwärmt Susanne Löser. Die Vorstandsvorsitzende erklärt: "Es war nicht mehr tragbar, denn durch die Schließung durch Corona haben wir ein Defizit eingefahren." Sie erzählt, dass der Verein wohl gut gewirtschaftet habe, aber es müsse ja trotzdem die Miete bezahlt werden: "Und man muss ehrlich sagen, dass bei so einer Arbeit nach sechs Jahren bei den Ehrenamtlichen auch die Luft heraus ist."
40 Ehrenamtliche waren aktiv
40 Ehrenamtliche haben sich in dieser Zeit engagiert. Und zahllose Menschen konnten hier günstig einkaufen. Viele Freundschaften wurden geknüpft und in vielen Gesprächen konnte wenigstens ein wenig Leid gelindert und Last von der Seele genommen werden. Ein Treffpunkt der besonderen Form von Integration.
Antje Wimmer erinnert sich noch an den Anfang des Projekts: Im September 2014 wurden in Ebermannstadt Flüchtlinge begrüßt und in drei Unterkünften untergebracht. Schnell entstand ein Netzwerk von ehrenamtlichen Helfern, die zum Beispiel Fahrdienste übernahmen oder Sprachkurse anboten.
Große Spendenbereitschaft
Und auch die Spendenbereitschaft der Bevölkerung war riesig groß. Nach einem Aufruf im Mitteilungsblatt konnten die Helfer im Rathaus eine große Menge Kleider sortieren und in Umzugskisten packen. Dabei entstand eine Kiste "Dessous". Die Kartons mit den Klamotten wurden in die Unterkünfte gebracht und die Flüchtlinge konnten sich umschauen und die Kleidung probieren. Den Damen fiel dann die Kiste mit den Dessous auf. So wurden die Männer weggeschickt und die Kleidung aus der Kiste probiert. "Da gab es eine Art Dessous-Party. Mich hat es sehr beeindruckt, die Frauen mit Schleier zu beobachten. Nach dem, was sie Schlimmes erlebt hatten, war das befreiend für sie", erzählt Susanne Löser.
Garage als Umkleide
Restliche Kleidung wurde in einer Garage neben dem Bürgerhaus gelagert. Diese diente dann auch als Umkleide. "Da kamen die Flüchtlinge hin und mussten im Dunkeln probieren, denn wir konnten ja das Garagentor nicht offen lassen", berichtet Löser. So wurde der Verein "Flüchtlingsnetz EBS" gegründet und ein Ladenkonzept erarbeitet.