Diskussion mit starken Frauen
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Forchheim, Sonntag, 24. Oktober 2021
Nur ein Viertel der Podienteilnehmer in Deutschland ist weiblich. Das möchte der Soroptimist-Club Forchheim-Kaiserpfalz ändern und hat eine neue Podie...
Nur ein Viertel der Podienteilnehmer in Deutschland ist weiblich. Das möchte der Soroptimist-Club Forchheim-Kaiserpfalz ändern und hat eine neue Podienreihe gestartet: Aufs Podium eingeladen sind künftig jedes Jahr starke Frauen aus der Region.
Den Auftakt machte eine Runde anlässlich des 100. Geburtstag des internationalen Dachverbandes der Frauenorganistation Soroptimist International zum Thema „Karrierefrauen – Frauenkarriere?“. In der Digitalwerkstatt Forchheim diskutierten Prof . Areti Papastavrou, Daniela Singer und Rebecca Ottmann über Gleichberechtigung , die Frauenquote und wie man junge Mädchen besser an technische Berufe heranführen kann. Moderiert wurde der Abend von Melanie Ebert und Annika Falk-Claußen.
Papastavrou, die Professorin für Mathematik und Technische Mechanik an der TH Nürnberg ist und in Forchheim lebt, wünscht sich, dass Mädchen früher mit Mathematik in Verbindung kommen. Die fünffache Mutter hat selbst Bauingenieurwesen studiert und musste sich auf dem Weg zur Professorin „sichtbar machen“, wie sie betont. Das Selbstbewusstsein zu haben, sich das zuzutrauen, sei wichtig.
„Einfach machen“ ist das Motto von Singer. Die Geschäftsführerin von Schmetterling Reisen aus Obertrubach erzählte davon, wie sie sich in einer männerdominierten Branche durchgesetzt hat: „Entweder du hast Autorität oder du hast sie nicht“, so Singer, die sich als Chefin in einer Männerwelt, in der ein hoher Anteil der Mitarbeiter Migrationsanteil hat, Respekt erarbeitet hat. Zur Not fährt sie den Bus selbst vom Hof, wenn es aus ihrer Sicht unnötige Diskussionen gibt.
Ottmann, die in Kleinsendelbach wohnt, hat für Siemens viele Jahre lang verschiedene Initiativen begleitet, um Mädchen für technische Berufe zu begeistern. „Die Wirkung ist ziemlich übersichtlich“, ist ihr nüchternes Fazit. „Wir bedienen wieder Stereotype, wenn wir sagen, dass ein Girls’ Day notwendig ist und Mädchen gezielt gefördert werden müssen.“ Man würde suggerieren, dass die Mädchen es sonst nicht alleine schaffen.
Die zweifache Mutter sieht die Verantwortung bei den Lehrkräften , diese Themen unterschwellig im Unterricht unterzubringen. Ottmann, die für die Siemens-Stiftung viel in afrikanischen Ländern unterwegs ist, bewundert es, wenn Frauen beispielsweise im nördlichen Teil Nigerias, der muslimisch geprägt ist, selbstbewusst aufstehen und den Mut haben, gegen Strukturen anzukämpfen: „Da können wir uns eine Scheibe abschneiden.“
Beim Thema gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit sei es wichtig, Frauen in Dingen wie Verhandlungsgeschick und entsprechendem Einfordern für einen fairen Lohn zu schulen. „Und wir sollten mehr Transparenz leben und darüber sprechen, wer was verdient. Das ist in anderen Ländern definitiv anders als in Deutschland“, so Ottmann, die sich mehr familienfreundliche Betriebe wünscht. „Die Pandemie hat uns etwas in die Karten gespielt, da Arbeitgeber gesehen haben, dass der Arbeitnehmer, auch wenn er nicht im Büro ist, die Leistung erbringt“, so Ottmann.