Flötenklänge für die Ewigkeit
Autor: Alfred Thieret
Lichtenfels, Mittwoch, 10. Oktober 2018
Referenten berichteten über die heilsame Kraft der Trauer und die verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten.
Der 5. Lichtenfelser Friedhofstag wurde wie schon im Vorjahr auf zwei Tage ausgedehnt. Einer Vortragsveranstaltung in der Synagoge folgten tags drauf zwei Rundgänge auf dem Friedhof.
Zur Eröffnung des Informationsabends in der Synagoge stellte 2. Bürgermeisterin Sabine Rießner die Friedhofstage als Gemeinschaftswerk hervor. Insbesondere wolle man darüber informieren, wie sich die Bestattungskultur auch bei uns verändert habe. Im Mittelpunkt standen drei Vorträge zum Thema "Friedhof und Trauer". Mit dem Thema "Trauer und Friedhof aus Sicht der Kirche" befasste sich Pfarrer Ralph-Peter Zettler. Früher seien die Toten von zu Hause im Rahmen eines langen Trauerzuges zum Friedhof begleitet worden oder in einem Meer von Blumen aufgebahrt worden. Heutzutage würden immer mehr Einäscherungen vorgenommen. Bis vor 200 Jahren befanden sich die Friedhöfe im Umkreis der Kirche, ehe sie an den Ortsrand verlegt wurden. Schließlich übernahmen die Gemeinden die Friedhöfe und stellten eine Friedhofsordnung auf. So habe sich die Einstellung zu vielen Dingen geändert. "Trauer und Abschiednehmen haben etwas mit der Grundhaltung der Menschen zum Leben zu tun", meinte Pfarrer Zettler abschließend.
Stadtarchivarin Christine Wittenbauer referierte über die Geschichte des Friedhofs. Mit dem Aufkommen der Hochkulturen hätte sich auch das Bestattungswesen entwickelt. Mit der schwierigen Frage "Wie viel Trauer brauchen wir?" setzte sich Barbara Popp-Heimerl, die ehemalige langjährige Vorsitzende des Hospizvereins Lichtenfels, auseinander. "Erleiden wir einen Verlust, so findet unsere Seele ohne unser Zutun eine Antwort, indem wir Trauer empfinden", unterstrich sie.
Trauer kann krank machen
Trauer könne krank machen, wenn sie nicht gelebt, wenn sie verdrängt werde. So heilsam die Trauer sei, der Weg durch die Trauer sei ein schwerer, ein schmerzhafter Weg. Es erfordere das Verständnis und die Solidarität der Mitmenschen, eine Bereitschaft, Trauer mitzutragen und sie in die Gemeinschaft hineinzunehmen. Neben dem Raum im übertragenen Sinn, den Trauer braucht, seien Friedhöfe der reale Raum, ein Ort für Trauernde, eine Stätte der Erinnerung, der die Verbindung zu den Verstorbenen hält, die Verbundenheit auch zu den Trauernden schafft und der gleichzeitig die Solidarität untereinander stärkt. Die Trauer brauche so viel Raum in uns und letztendlich auch in der Gesellschaft, dass Leben und Lebendigkeit in all seinen Facetten, in seiner Vielfalt und in der ganzen Fülle gelebt werden könne, dass trotz schmerzhafter Verluste, die wir im Laufe des Lebens erleiden, die heilsame Kraft der Trauer es ermöglicht, sich immer wieder zum Leben hin mit neuer Kraft und neuem Mut zu öffnen, bekräftigte Popp-Heimerl abschließend.
Für die musikalische Umrahmung sorgte das Flötenensemble des evangelischen Erwachsenenbildungswerkes unter der Leitung von Dorothea Lintzmeyer.
Am Sonntag stellte die Leiterin des Friedhofsamtes, Angelika Seidel, bei einer Friedhofsführung die unterschiedlichen Urnengrabstätten vor. Eingangs erinnerte sie daran, dass die Stadt sechs Friedhöfe unterhalte, und zwar in Lichtenfels, Buch am Forst, Mistelfeld, Oberlangheim, Trieb und Schney. Im Lichtenfelser Friedhof, der etwa 4000 Grabstätten umfasse, würden jährlich etwa 250 Bestattungen stattfinden, wobei der Anteil der Urnenbestattungen mittlerweile schon bei 70 Prozent liege. Aktuell hätten allerdings die Erdbestattungen wieder zugenommen.