Fiskus setzt auf Zettelwirtschaft
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Montag, 13. Januar 2020
Händler müssen für jeden Bezahlvorgang einen Kassenzettel ausgeben. Angeblich wegen der Steuergerechtigkeit. Unternehmer halten das für überflüssig, Umweltschützer sind entsetzt.
JOsef Hofbauer Zusätzlich zum Leberkäsbrötchen bietet die Metzgerei-Fachverkäuferin den Kunden nun auch den Kassenzettel an. Der Gesetzgeber will das so. "Diesen Kassenbon braucht kein Mensch" , wettert Werner Oppel, Ehrenmeister der Handwerkskammer für Oberfranken. Die Belegausgabe sei "ökonomischer und ökologischer Irrsinn".
Alfred Seel, Obermeister der Bäcker-Innung Bamberg-Forchheim rechnet auf Grund der gesetzlichen Neuerung in seinen Betrieben mit rund 300 Kilo Papiermüll. Sondermüll, denn die Bons bestehen häufig aus Thermopapier, das nicht wiederverwertet werden kann.
Der Abfallberg wird riesig, denn allein in Oberfranken gibt es 300 Bäckereien. Bei 100 000 Kunden im Jahr pro Bäckerei heißt das 30 Millionen Bons in Oberfranken. Deutschlandweit muss diese Zahl mit 11 000 multipliziert werden, aber dann sind erst sämtliche Bäckereien erfasst.
Neuregelung überflüssig
Die Bon-Pflicht gilt aber auch für alle anderen Betriebe, von der Apotheke über den Frisör bis zum Metzger. Maximal ein Fünftel der Kunden wollten einen Beleg für ihren Einkauf, informiert die Handwerkskammer Oberfranken.
Metzger Andreas Schumm aus Hetzles hält die Neuregelung auch deshalb für überflüssig, weil die neuen Kassen, die er bereits 2017 angeschafft hat, jeden Vorgang automatisch dokumentieren. Unabhängig von Bonausgabe wird jeder Pressack, jedes Paar Wienerla und jedes Stück Fleisch aufs Gramm genau aufs Gramm genau gewogen und mit dem Kilopreis multipliziert. Diese Daten speichere die Waage automatisch. Zudem würden diese Angaben zur Kontrolle auf einem USB-Stick gespeichert.
Keine Manipulation möglich
"Es gibt da keine Möglichkeit, irgendetwas daran zu manipulieren", betont Andreas Schumm. Auch die Handwerkskammer von Oberfranken bestätigt: "Die Besteuerung wird in keiner Weise beeinträchtigt, weil die Kassen, die den gesetzlichen Vorschriften entsprechen, alle Zahlungsvorgänge lückenlos und manipulationssicher aufzeichnen".
Gleichwohl würden alle Handwerksbetriebe durch die Bonpflicht unter Generalverdacht gestellt. "Da wird jeder Handwerker als potenzieller Steuersünder hingestellt" ereifert sich Innungs-Obermeister Werner Oppel. Das sei so nicht hinnehmbar.