Fischers Freude
Autor: Pauline Lindner
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 05. Januar 2016
Teichwirte ziehen in gut zwei Jahren die Karpfen groß, die dann als Aischgründer auf dem Teller landen.
Leonhard Thomann aus Poppenwind darf sich eine Pause gönnen. Der Teichwirt bewirtschaftet 28 Hektar Wasserfläche im Mohrhofgebiet, und sein Arbeitsrhythmus ist von den Jahreszeiten bestimmt. In einem Drei-Jahres-Turnus füttert er Karpfen von den wenigen Tagen alten K0-Winzlingen bis zum K3, dem rund ein Kilo schweren Karpfen, wie er in den Gaststätten als halber Karpfen serviert wird. Das Futter ist Getreide, das der gelernte Landwirt auf seinen Feldern anbaut.
In den Wintermonaten geht es bei Thomann und seinen Kollegen ruhiger zu. Ausbesserungsarbeiten an den Weiherdämmen oder Schlamm entfernen, solche Arbeiten muss er bis zum üblichen Winterbeginn geschafft haben. Der nasse Schnee der letzten Tage lässt ihn in allernächster Zeit keine besonderen Arbeiten erwarten. "Schnee ist nur dann ein Problem, wenn er auf einer geschlossenen Eisfläche liegen bleibt", erklärt er.
Denn dann wird es im Wasser dunkel, die immer noch aktiven Algen sterben ab und der Sauerstoffgehalt sinkt. Zwar ist der Stoffwechsel der wechselwarmen Fische im kalten Wasser verlangsamt, aber dennoch brauchen sie Sauerstoff.
In tiefen Weihern ist das kein Problem, aber im Mohrhofgebiet sind die Teiche flach, von einem halben Meter bis maximal 1,6 Meter am Mönch, wie der Überlauf in der Fachsprache heißt. "Wer eine Winterung hat, also einen tiefen Weiher, den eine Quelle oder ein Zulauf speist, ist fein raus", sagt er. "Der Wasserstand ist unsere größte Sorge hier." Deshalb kontrolliert er auch - "bei schönem Wetter" - den Zufluss, ob alle Mönche intakt sind. Bis März müssen alle Teiche randvoll sein, denn der Zufluss ist in der flachen Senke des Mohrbachs langsam, und in trockenen Sommern - wie dem vergangenen - kommt es immer wieder zu ausgeprägter Wasserknappheit.
Das Belüften der Weiher mit "Propellern", die am Bulldog befestigt sind, ist dann die wichtigste Arbeit, um die Fische über die Trockenperiode zu bringen.
Manchmal setzt man sie auch in langen Frostperioden ein. Früher, so erklärt Thomann, hat man Löcher ins Eis gehauen, wenn man Sauerstoffmangel feststellen musste. Darauf verzichten die meisten Teichwirte seit einiger Zeit. Denn diese Arbeit stört die Fische, sie bewegen sich mehr und verbrauchen so mehr vom knappen Sauerstoff. "Deshalb dürfen auf besetzten Weihern auch keine Schlittschuhläufer fahren", betont er. Ein wachsames Auge auf marodierende Kormoran-Jungvögel hat Thomann immer. Sonst verläuft bis März das Teichwirtsjahr ruhig.
Doch machen wir einen Zeitsprung und beginnen im Juni, das Arbeitsjahr zu verfolgen. Dann hat Thomann seine für das Jahr nötige Menge K0 bei Fachzüchtern erworben und in den für sie vorgesehenen Weihern ausgesetzt.
"Bis zum Herbst sind das dann K1; sie sind im Durchschnitt 30 bis 50 Gramm schwer." Um ihnen den Stress des Umsetzens zu ersparen, belässt sie Thomann bis zum folgenden Frühjahr in ihrem gewohnten Gewässer.
Dann muss er sie auf mehrere Weiher verteilen, denn die Besatzdichte muss geringer werden, je größer die Fische werden. Bis zum Herbst darauf wachsen sie zu K2 heran. Das sind schon anständige Fische, etwa handtellergroß. Sie werden abgefischt und entweder in die tiefen Winterungen gebracht oder neu verteilt. Ab April werden sie dann gut gefüttert, denn im Herbst soll die Ernte üppig ausfallen.
Ende August ist es soweit. Der Tag des Abfischens eines Weihers wird festgelegt. Aus Erfahrung weiß der Teichwirt, wie lange vorher er den Überlauf öffnen muss, damit am Morgen das Wasser nur noch so hoch steht, dass man hineinwaten kann.
Die Arbeit muss zügig ablaufen, damit die Tiere nicht unter Wasser- und damit Sauerstoffmangel leiden.
Der Teichwirt und seine Helfer stehen mit Kübeln und Bütten bereit. Jeder schlüpft in die Wathosen, greift sich einen Kescher und stapft in den Weiherschlamm. Ein geschickter Griff, und die Karpfen zappeln in den Netzen. Der Fang wird aussortiert, die Karpfen von anderen Beifischen getrennt. Sie werden gewogen, und meist ist schon ein Abnehmer herangefahren.
Derweil ist der Teich bis auf Pfützen leergelaufen. "Am besten wäre es, man könnte ihn bis zum Frostbeginn so liegen lassen", sagt Thomann. "Aber bei uns müssen wir gleich wieder mit dem Auffüllen beginnen. Der Zufluss ist so langsam."
Diese Zeitspanne nutzt Thomann zur Kontrolle der Dämme. Im Mohrhof läuft das Wasser von einem Weiher in den anderen. Deshalb wird auch beim höchstgelegenen mit dem Abfischen begonnen.
Und beim Volllaufen geht es anderes herum. "Besitzer von Weihern, die durch Gräben verbunden sind, haben es da leichter", meint er zum eng gesteckten Zeitfenster. Die Abflüsse reinigen, übermäßigen Schilfwuchs bändigen ... nach der Ernte kommt in der Teichwirtschaft keine ruhige Zeit. Bis etwa Dezember müssen alle Arbeiten, besonders das Umsetzen der Fische, erledigt sein. Dann heißt es wieder Ruhepause, bis zum März, es sei denn, es ist ein strenger Winter mit viel Eis und Schnee.