Feuerwerk der Barockmusik
Autor: Alfred Thieret
Lichtenfels, Sonntag, 28. Oktober 2018
Das Bamberger Streichquartett und die Cembalistin Natalia Solotych beeindruckten im Lichtenfelser Stadtschloss.
Schon seit fast 40 Jahren stellen die Benefizkonzerte des Fördervereins des Lionsclubs Lichtenfels mit dem renommierten Bamberger Streichquartett einen Höhepunkt des Musikgeschehens in der Korbstadt dar, wie der Lions-Präsident Florian Schille zu Beginn des Konzertes im Festsaal des Stadtschlosses feststellte. Auch diesmal begeisterten die vier Musiker, verstärkt durch Natalia Solotych am Cembalo, die Besucher mit einem musikalischen Feuerwerk aus der Zeit des Barocks.
Das weit über Deutschland hinaus bekannte Bamberger Streichquartett spielte in der Besetzung Raul Teo Arias (1. Violine), Andreas Lucke (2. Violine), Branko Kabadaic (Viola) und Karlheinz Busch (Violoncello), der als Gründungsmitglied auch die Moderation übernahm.
Erstmals als Matinée
Ein Novum war allerdings der Konzertbeginn. Da die Musiker am Abend bei einem Konzert der Bamberger Symphoniker mitwirkten, fand das Konzert des Lions Clubs erstmals als Matinée statt. Ungewöhnlich war auch die Tatsache, dass die Musiker öfters nicht als Quartett, sondern als Solisten oder als Trio im Zusammenspiel mit der Cembalistin in Erscheinung traten. Dass es sich diesmal um ein reines Barockkonzert handelte, war nach Aussage von Karlheinz Busch ebenfalls ein Novum. Busch verwies darauf, dass die Barockmusik im 19. Jahrhundert durch die Wiener Klassik verdrängt wurde und man erst im Lauf der Zeit wiedererkannte, wie lebendig und tiefberührend diese doch Musik ist.
Dies zeigte sich schon beim Concerto grosso G-Dur op. 6 Nr. 1 von Georg Friedrich Händel (1685-1759), einer typischen Musikform des Barocks, bei der Händels große melodische Inspirationskraft und thematische Vielfalt deutlich zum Ausdruck kam. Obwohl Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Händel Zeitgenossen waren, trafen sie nie aufeinander. Dies lag natürlich nicht zuletzt daran, dass Händel mehrere Jahre in Italien und dann viele Jahre in England wirkte, während Bach zeitlebens als Kirchenmusiker auf Orgelbänken saß, wie Busch dies ausdrückte. Auch wenn Bach sich vor allem durch seine Klavier-, Orchester- und Vokalmusik hervortat, so zählen die drei Gambensonaten zu seinen bekanntesten Kammermusikwerken.
Die viersätzige Sonate für Viola da Gamba und Cembalo D-Dur BWV 1028, dargebracht von dem Bratschisten Branko Kabadaic und Natalia Solotych am Cembalo, stellte einen ausdrucksvollen Zwiegesang der beiden Instrumente dar, der in einem Satz mit Tanzcharakter mündete, wobei besonders im Schluss-Allegro die beiden Solisten ihre instrumentale Virtuosität unter Beweis stellen konnten.
Das nächste Stück, dem sich die Bamberger Musiker widmeten, stammte von dem eher weniger bekannten italienischen Komponisten Benedetto Marcello (1686-1739), der als Jurist in der Republik Venedig dem Rat der Vierzig (oberster Gerichtshof) angehörte.
Virtuoser Schlagabtausch
Besonders hervorzuheben ist der poetische und mitfühlende erste Satz der Sinfonia G-Dur "Il pianto e il riso delle quattro stagioni", der die Aufnahme Mariens in den Himmel zum Thema hat. Auch Antonio Vivaldi (1678-1741) war ein Venezianer. Aus seinem zwölfteiligen Triosonaten-Opus 1 sticht besonders das glanzvolle "La Follia" heraus, das von den beiden Violinisten, dem Cellisten und der Cembalistin interpretiert wurde. Das Stück, das den Namen "Verrücktheit" aufgrund der starken Variationen zwischen langsam und schnell sowie zwischen Dur und Moll erhielt, bot den beiden Violinisten Gelegenheit zu einem virtuosen Schlagabtausch.