Feuer unter dem Dach
Autor: Michael Busch
Heßdorf, Freitag, 04. März 2016
Der Heßdorfer Bürgermeister Horst Rehder vernachlässige die Feuerwehr. Das hatte der Kommandant Peter Bock bereits bei der Jahreshauptversammlung gesagt. Doch der Angesprochene hülle sich in Schweigen und verändere nichts.
Michael Busch
Kennen Sie Bad Aibling? Ja, das ist der Ort, der in die Schlagzeilen gekommen ist, weil es dort im Februar zu einem schweren Zugunglück kam. Das ist aber auch der Ort, der ein zweites Mal in den Schlagzeilen war, weil die Feuerwehr dort drohte zu streiken. "Die Gemeinde respektiere das Ehrenamt nicht. Sie respektiere vor allem den ehrenamtlichen Einsatz von Menschen für Menschen in Not nicht", hieß es aus den Aiblinger Feuerwehrkreisen.
Eine Aussage, die der Heßdorfer Kommandant Peter Bock im Grunde unterschreiben kann. Allerdings nicht für die oberbayerische Gemeinde, sondern für das eigene, mittelfränkische Dorf. Mit genau diesen Worten - "Das Ehrenamt scheint Sie nicht wirklich zu interessieren" -, hatte er sich im öffentlichen Teil der letzten Gemeinderatssitzung an den Bürgermeister Horst Rehder (BB) gewandt.
Der reagierte eher unwirsch, fiel dem Kommandanten ins Wort und wurde laut.
"Es sei alles ausgesprochen", erklärte Rehder. "Ich weiß von keinen Problemen, da muss man halt auch zu mir kommen", betonte er in der Ratssitzung.
Peter Bock kann nur verbittert lachen. "Ich weiß nicht, wie oft ich schon die Um- und Zustände im Gerätehaus der Feuerwehr Heßdorf angemahnt habe." Bereits seit Monaten gebe es ein Hick-Hack um das neue Gerätehaus. Und jetzt, obwohl der Gemeinderat den Bau beschlossen habe, gäben die Verwaltung und der Bürgermeister nicht wirklich den Eindruck ab, dass man sich intensiv um dieses Projekt kümmere.
Lauter Gefährdungsstellen
Peter Bock ist vor allem verärgert, weil es unter dem Dach der Feuerwehr "regelrecht brennt". Er moniert, dass es weit über 40 Mängel, zum Teil schwerwiegende Mängel im jetzigen Gerätehaus gebe, die einfach nicht beseitigt würden.
Nur die Aussage: "Wenn wir das alles machen, brauchen wir kein neues Gerätehaus mehr", hält er für nicht legitim. Denn ein Teil der Mängel sind nachträglich gar nicht mehr zu beseitigen. "Diese Säulen dürften gar nicht sein", sagt er und zeigt auf zwei Pfeiler an den Standplätzen der Autos. "Das werden wir erst durch einen Neubau beseitigen können", weiß er. Aber es gibt keine vernünftige Abluftanlage, die die Dieselabgase aus der Halle zieht, der Gemeinschaftsraum ist mit Büromaterialien zugestellt, die Mannschaft bleibt nach Einsätzen in der Halle zur Nachbesprechung zusammen. "Angenehm vor allem im Winter, weil unser Heizkörper ist an der Decke und bringt hier unten rein gar nichts", weiß der Kommandant zu berichten.
Die Einsatzfahrzeuge können zum Teil nur vor der Halle auf- und abgerüstet werden. Das sei vor allem nach Einsätzen in der Nacht frustrierend, wenn man nach einem anstrengenden Geschehen, egal bei welchem Wetter, draußen die Wagen wieder einsatzbereit macht. "In der Halle bekommen die Kameraden die Klappen zum Teil nicht auf - Quetschgefahr an allen Orten."
Die nassen Schläuche werden ebenfalls ums Haus herum in den Keller gebracht, fehlende Umkleiden und mangelnder Platz für Spinde haben dazu geführt, dass der Innenzugang zum Keller nicht mehr existiert.
Rückendeckung erhofft sich der Kommandant mittlerweile von der zuständigen Versicherungskammer. Denn die Unfallverhütungsvorschriften sind nicht mehr gewährleistet - ein untragbarer Zustand. "Und die machen die Tür eventuell zu!" Ein Zustand, den sich der Kommandant gar nicht vorstellen mag. "Wir hatten im vergangenen Jahr 79 Einsätze - und es geht immer wieder um Menschenleben!" Abgesehen davon, das betont Bock: "Meine Kameraden riskieren bei vielen Einsätzen ihr Leben, da hat dieser Zustand hier auch mit Wertschätzung zu tun!"
Gespannt seien die Feuerwehrleute, was passiert, wenn das neue Einsatzfahrzeug kommt. Das so genannte HLF 20 passt ins Gerätehaus nicht mehr hinein. Zu lange und zu hoch.
Dem Wetter will man das gut eine halbe Million teure Fahrzeug aber auch nicht aussetzen. "Wir müssten es beim Hersteller lassen, bis wir den entsprechenden Platz, also das neue Feuerwehrhaus haben."
Das sei im Grunde erst einmal nicht so schlimm, aber man riskiere Fördergelder des Freistaates, die einen immerhin sechsstelligen Betrag der Gesamtkosten ausmachen.
"Es brennt unter unserem Dach", fasst Bock zusammen. "Und wir brauchen schnell Abhilfe." Hinschmeißen? "Wir sind überzeugte Ehrenamtler und das wird ausgenutzt." Jetzt ist der Bürgermeister dran.