Festival der Sprachgewaltigen
Autor: Brigitte Krause
Haßfurt, Freitag, 17. Februar 2017
An zehn Tagen im April explodiert in Haßfurt die Fantasie. Denker und Schreiber, Erzähler und junge Wilde sind beim Literaturfestival zu Gast. Thomas Kraft ist der Kopf und Netzwerker im Hintergrund. Er hat Helfer.
Brigitte Krause
Heiner Geisler, Martin Walser, Axel Hacke sieht man im Fernsehen. Vom 20. bis 30. April kann man sie mit eigenen Augen und Ohren erleben. Sie kommen - wie neun andere bekannte Buchautoren - zum ersten Literaturfestival der Stadt Haßfurt.
Seit 18 Jahren organisiert er die Münchner Bücherschau, seit einigen Jahren das Allgäuer Literaturfestival in 18 (!) Städten: Thomas Kraft, Doktortitel, studierter Philosoph, Literatur- und Theaterwissenschaftler, Schreiber, gewiefter Verlagsmensch und seit ein paar Jahren Freiberufler, nutzt seine Kontakte, um Literaten unter das Volk zu bringen.
Sensibles Berufsfeld
Was nicht einfach ist, denn, sagt er auf Anfrage, "je prominenter ein Autor, desto mehr Anfragen hat er". Und eigentlich keine Zeit, denn die braucht er für Ideen, fürs Recherchieren, fürs Schreiben. Die einen sind kommunikationsfreudig und viel unterwegs, die anderen eher scheu, manche schwer greifbar. Einen Martin Suter, Star bei Diogenes, jetzt zum 2. Literaturfestival nach Bamberg gelockt zu haben, "das bedeutet Arbeit für mich", sagt Kraft, "an dem war ich lange dran". Suter gilt als Weltklasseschreiber und lebt im Zürich. Er kommt zu zehn Lesungen nach Deutschland, nur eine war in Bayern, eben in Bamberg, in Thomas Krafts Heimatstadt, die er nach dem Abitur verlassen hat. Heute lebt er in Hersching am Ammersee, hat aber die Verbindung nie verloren. Er ist zuhause in der Welt der Bücher, weiß genau, wie man Bücher vermarktet und er schreibt selbst. Etwa über den auch im Landkreis sehr bekannten Saxophonisten Klaus Kreuzeder ("Aera") oder den Bamberger Buchhändler ("Colibri") Rudi Sopper. Als "gelernter" Geisteswissenschaftler wünscht er sich, dass "Literatur weiterhin ihre Leser findet". Das kann gut funktionieren über ein Festival wie in Bamberg oder Haßfurt. Denn es vereint Synergien. Für den Veranstalter lassen sich die Kosten - beispielsweise für Werbung - senken, und für die Besucher ist es auch gut, denn hier findet "jeder seinen Autor". Es ist einmal etwas anderes als Kino oder Konzert, aber eben auch eine gemeinsame Unternehmung mit Partner oder Freunden. Für im Vergleich wenig Geld erlebt man da Persönlichkeiten, die etwas zu sagen haben, Menschen, die unterhalten, nachdenklich machen, staunen lassen. Die "Kraft" auf den Boden bringt das Ehepaar Gaby und Wolfgang Heyer. In über drei Jahrzehnten haben die beiden sich als gewiefte Veranstaltungsorganisatoren bewiesen, kennen die Stars aus Rock und Pop und Volksmusik. Gaby Heyder lacht auf die Frage, wer überhaupt die Idee für so ein Literaturfestival hatte. Beim Neujahrsempfang in Bamberg hatte der Kinderbuchautor Paul Maar in trauter Runde mit Landrat Johann Kalb und Stadtmarketingmanager Klaus Stieringer gemosert, alle größeren deutschen Städte brächten Literaturfeste zustande, nur Bamberg nicht. Stieringer erinnerte sich an Thomas Kraft im fernen München - das erste Bamberger Literaturfestival 2016 war ein Erfolg. Das zweite aktuell setzte eins drauf. "Das zweite Buch ist immer das schwerste", zitiert dazu Kraft eine Weisheit aus der Verlagsbranche. Heyders Leben im benachbarten Landkreis Bamberg, sind aber im Landkreis zuhause: Einst organisierten sie im Göller-Saal legendäre Konzerte, die Knetzgauer Franz-Hofmann-Halle füllten sie mit Willy Astor, sorgten mit dem "Sternenzelt" für Zulauf am Main und managen die Schloss-Open-Airs in Eyrichshof.