Fensterbrettla
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Mittwoch, 01. März 2017
Wer fastet, gesteht eine Schwäche ein. Das ganze Jahr hat er oder sie über die Stränge geschlagen - und übt nun Verzicht. Doch manche können das gar nicht, ...
Wer fastet, gesteht eine Schwäche ein. Das ganze Jahr hat er oder sie über die Stränge geschlagen - und übt nun Verzicht. Doch manche können das gar nicht, weil sie zu tugendhaft sind. Sie habe keine Laster, erklärte mir eine Kollegin kurz vor der Fastenzeit. Sie wüsste gar nicht, worauf sie verzichten sollte, worauf sie nicht schon ohnehin verzichte. Im letzten Moment dachte die Kollegin dann doch noch um. Per SMS-Botschaft kündigte sie plakativ den Beginn der Fastenzeit an. Auf dem roten Plakat steht in weißen Lettern: "Wir verzichten auf Menschen, die uns nicht gut tun. Menschen, die uns unser Lachen rauben. Dinge, die uns den Schlaf rauben. Dinge, die uns traurig machen." Das klingt nach einer komplizierten Herangehensweise an das Fasten. Da bin ich froh, dass ich mich auf den einfachen Fasten-Klassiker konzentrieren darf: sechs Wochen ohne Alkohol. Natürlich, ein Stück weit wird mir das mein Lachen rauben. Wird mich vielleicht auch traurig machen. Wahrscheinlich gehöre ich jetzt zu den Menschen, auf die meine Kollegin bis Ostern verzichtet. roe