VON Petra Malbrich

"Die Vögel sind nicht verlassen", sagte ein Bekannter, der Vogelzüchter und beim LBV sehr engagiert ist am Telefon eindringlich und riet mir, die kleinen Blaumeisen an eine sehr geschützte Stelle oder wieder in den zu öffnenden Nistkasten oder zu setzen. Dort haben sie Stunden vorher wohl beschlossen, den Start ins wirkliche Leben zu wagen und sind mutig gesprungen. Nur fliegen konnten sie nicht. Also tappten und stolperten sie piepend am Boden herum, versuchten sich in Hecke und Büsche zu verstecken, um den Hackattacken von so manchem Spatz oder Amsel zu entkommen. Alles Piepen blieb erfolglos. Die Eltern kamen nicht. Auch zwei Stunden später nicht, als die kleinen Blaumeisen, die nur blaue Füße hatten, am Köpfchen noch ganz grau waren, schon aufgegeben hatten und schrecklich froren. Der Karton zum Wärmen stand schon bereit. Erst wenige Minuten zuvor erhielt der Bekannte einen ähnlichen Anruf. Auch hier appellierte er, die Tiere nicht mit ins Haus zu nehmen, um sie selbst aufzuziehen. Mit fast keiner Aussicht auf Erfolg. Momentan sei es das Problem, dass viele Menschen glauben, niemand kümmere sich um die Tiere. Aber die Jungvögel sind nicht verlassen. Die Eltern suchen sie noch immer. Also kamen die kleinen Meisen, die leichter als eine Feder waren, wieder in den Nistkasten. Und siehe da: Wenige Minuten später kamen die Eltern tatsächlich mit einer kleinen grünen Raupe angeflogen und fütterten ihre Jungen weiter. Deshalb bitte auf die Fachleute und Vogelschützer hören: Die meisten Tiere sind nicht verlassen und wenn man unsicher ist, lieber anrufen und nachfragen. Den nächsten Sprung ins Leben schaffen die kleinen Meisen sicher fliegend.