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Farbenprächtige Oase für Sinne


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Mittwoch, 03. Juni 2020

Daheim kann es am schönsten sein. Wie man einen naturnahen Garten anlegt, verrät die Gartenexpertin Katinka Uebel aus Forchheim. Gartenbesitzer sollten Mut aufbringen, etwas zuzulassen.
Die weißen Blumen mit den schirmartigen Blüten sind kleine Bibernelle und Wilde Möhre, beides Doldenblütler und Wildstauden. Doldenblütler sollten auch in jedem Naturgarten vorhanden sein, da sie den Nektar wie in flachen Schalen den Insekten anbieten. Fotos: privat


Ein bisschen Abenteuer und Erholung, neue Eindrücke sammeln und entspannen zugleich: So sieht der perfekte Urlaub aus - ein Urlaub, den man jeden Tag erleben kann im naturnahen Garten. Gerade die Beschränkungen in der Corona-Zeit geben Gelegenheit, aus dem Garten einen naturnah gestalteten werden zu lassen.

"Der naturnahe Garten macht weniger Arbeit", sagt Katinka Uebel. Die Forchheimerin ist gelernte Gärtnerin und berät nicht nur vor Ort bei der Gartengestaltung, sondern war vor Corona bei ihrem Gartenstammtisch für Interessierte eine Ratgeberin.

In einem naturnah gestalteten Garten muss nicht jede Woche gemäht, es muss nicht gedüngt und vertikutiert werden. Sind die Pflanzen standortgerecht gepflanzt, muss man der Arbeit nicht hinterherlaufen. Man kann beobachten, Neues lernen und Eindrücke sammeln. "Es ist ein sehr lebendiger Garten mit einer Fülle an Pflanzen und Tiere, die man entdecken und beobachten kann", erklärt Uebel.

"Alle Sinne werden angesprochen", sagt die Gärtnerin über die vielen unterschiedlichen Farben, Formen und Gerüche, die ein naturnaher Garten bietet. Vor allem ist diese Art des Gartens eine Oase, die nicht jährlich gleich aussieht, säen sich doch Pflanzen aus, die dann an einem ganz anderen Ort zur Blüte kommen. Und damit ist schon einer der wichtigen Punkte für einen naturnahen Garten gesagt: der Mut, zuzulassen, dass sich die Pflanzen selbst aussäen dürfen.

Die Akelei ist so ein Beispiel einer Pflanze, die in vielen Gärten nicht aufgeht. Doch wenn sie blüht, sind die Menschen schnell mit der Schere bei der Hand. "Sie wird oft vor dem Aussamen abgeschnitten", sagt Uebel. Die Akelei aber wird nicht sehr alt. Darf sie nicht aussamen, verschwindet sie ganz aus dem Garten.

Noch eine Eigenart der Gartenliebhaber ist, sofort in der Erde zu kratzen, wenn etwas Neues aus dem Boden sprießt. "Wichtig ist jedoch zu sehen, was da keimt und welche Pflanze draus wird", erklärt Uebel, warum es besser ist, abzuwarten.

Doch wie gestaltet man nun einen naturnahen Garten? "Man schaut zuerst, was bereits vorhanden ist. Was ist es wert, erhalten zu bleiben", nennt Uebel die Überlegungen, die jeder Gartenbesitzer treffen sollte, um aus dem Garten eine vielfältige, farbenprächtige Oase zu formen.

Auch Ziergärten umgestalten

Katinka Uebel ist kein Freund davon, alles wegzureißen. Auch der Ziergarten könne nach und nach umgestaltet werden. Deshalb rät sie, langsam mit einem kleinen Bereich anzufangen, was zugleich ein schnelles Erfolgserlebnis verspricht. Die nächste Frage, die sich der Gartenbesitzer stellen muss: Was sind die Bedürfnisse, die mit dem Garten erfüllt werden sollen? Sind kleine Kinder da, muss der naturnahe Garten anders aussehen. "Kinder brauchen eine Fläche zum Toben", erklärt Uebel.

Doch nicht nur wegen der Kinder ist es wichtig, sofort auf Gift jeglicher Art zu verzichten. Man sollte auf torffreie Erde beim Umtopfen umsteigen. Für einen naturnahen Garten muss der Blickwinkel geändert werden. "Der Garten ist kein Wohnzimmer, er muss nicht aufgeräumt werden. Man muss auch einmal etwas liegen lassen", sagt Uebel. Das wäre beispielsweise das Laub bei der Hecke im Herbst. "Es bildet sich ein guter Boden", erklärt Uebel. Selbst kleine Asthaufen, die man für die Tiere als Unterschlupf oder Winterquartier anbietet, können zum Schmuckstück werden, wenn man diese gestaltet. So werde ein Reisighaufen oder ein großer Wurzelstock attraktiv, wenn man am Fuß des Haufens Farne oder rote Lichtnelken pflanze, meint die 50-jährige Forchheimerin.

Ecken verschieden gestalten

Da auf einem Grundstück nie dieselben Bodenverhältnisse bestehen, bietet es sich an, verschiedene Ecken zu gestalten. Ein Hochbeet mit Drainageschicht, verschiedene Pflanzen in Töpfen bei einem mageren Boden oder Sedumpflanzen bei einem eher sandigen Untergrund. Der Natternkopf gedeiht auf einem mageren Boden, aber auch in einem lehmigen. Nur wird er dort doppelt so groß. Man muss einfach ausprobieren und sich trauen. Auch gegen Neophyten, die so mancher Gärtner rigoros ablehnt, hat Katinka Uebel nichts einzuwenden. Ihr widerstrebt die Einteilung in gute oder schlechte Pflanzen. So findet sich in ihrem eigenen Gartenparadies durchaus eine kleine Stelle, auf der eine Goldrute wächst. "Sie ist eine hervorragende Insektenpflanze und schön in Sträußen", sagt Uebel. Ein naturnaher Garten blüht das ganze Jahr und hat keine kahlen Stellen.