Fachwerk unterstreicht Charakter
Autor: Josef Hofbauer
Effeltrich, Freitag, 28. Dezember 2018
Johannes Kotz hat in Effeltrich an seinem Wohnhaus das mehr als 200 Jahre alte Fachwerk wieder freigelegt. Dabei stieß er auf die Jahreszahl 1793.
Josef Hofbauer Tradition ist für den "Füllenbauern" Hans Kotz (81) wichtig. Er hat die Geschichte seiner Vorfahren elf Generationen zurückverfolgt. Nun hat sein Sohn Johannes (51) das "Leika-Haus", das er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen bewohnt, saniert. Dabei hat er das alte Fachwerk des Anwesens "Mittlerer Bühl 5" in Effeltrich wieder freigelegt, das vor rund hundert Jahren verputzt worden war. Ein altes Familienfoto zeigt die Bewohner, die vor dem verputzten Haus posierten, in dem die Großmutter des jetzigen Besitzers aufgewachsen ist.
"Die Vermutung lag nahe, dass sich unter dem Putz ein Fachwerk verbirgt", erzählt Johannes Kotz. Den Beweis lieferten Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera. Angefertigt wurden sie, weil die junge Familie das alte Haus, das übrigens nicht unter Denkmalschutz steht, energetisch sanieren wollte.
Es bestand Handlungsbedarf
"Es bestand Handlungsbedarf. Besonders an der Westseite, der Wetterseite, und an der Ostseite des Hauses", erinnert sich der Bauherr. Hier war eine Ecke so morsch, dass sie nach außen wegzukippen drohte. In mehreren Tranchen wurde das Gebäude abgefangen, ein tragfähiges Fundament eingezogen und wieder komplettiert. Während das restliche Gebäude auf einem Fundament ruht, hatten die Vorfahren hier auf einen tragfähigen Untergrund verzichtet. Das Haus wurde irgendwann um drei Meter nach Westen verlängert.
Freischwebendes Fachwerk
Weil hier auch von unten Feuchtigkeit in das Gebälk eindringen konnte, waren in diesem Bereich die Schäden am größten. "Teilweise stießen wir auf Fachwerk, das völlig frei schwebte", erinnert sich der Bauherr. Einer der Balken war so morsch, dass sich bei der Analyse des Bauzustandes dahinter ein richtiger Hohlraum offenbarte. "Den gab es wahrscheinlich schon vor hundert Jahren, als der zweigeschossige giebelständige Fachwerkbau verputzt wurde", vermutet Johannes Kotz, der wissen wollte, wie alt das ererbte Gebäude ist und deshalb eine dendrochronologische Untersuchung durchführen ließ. Nach Analyse der Balken datierten die Experten das Haus auf das Jahr 1793.
"Wir haben aber nicht schlecht gestaunt, als wir bei der Freilegung des Fachwerkes in einem Balken an der südwestlichen Ecke genau diese Jahreszahl gefunden haben", freut sich Johannes Kotz. Er weiß auch, dass es zu diesem stattlichen Gebäude einen Vorgänger-Bau gegeben haben muss.
Darauf lasse ein vollständig erhaltener Gewölbekeller schließen, der vermutlich aus dem Mittelalter stammt, erklärt der gelernte Ingenieur, der es sich mit seiner Familie in dem historischen Gebäude so richtig gemütlich gemacht hat. Bemerkenswert findet Johannes Kotz auch, dass eine Skizze der Hetzleser Architektin Elisabeth Sternecker, die sie vom damals noch verputzten Fachwerk-Gebäude angefertigt hat, bis ins Detail mit der Realität übereinstimmte.