Fachwerk kommt auf Prüfstand
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Dienstag, 03. Sept. 2019
Die Schäden am Jörgentor sind offensichtlich nicht so stark wie zunächst angenommen. Die Netze müssen ausgetauscht oder repariert werden. Jetzt folgt eine umfassende Untersuchung.
Es ist schlicht ein Problem der Höhe. "Eigentlich ist es ganz normaler Verschleiß", sagt Stefan Schlicht vom Büro Schlicht Lamprecht Architekten (Sanierungsbeauftragte der Stadt). Bei jedem normalen Fachwerkhaus bröckele nach einer gewissen Zeit der Putz. Dann wird ein Gerüst gestellt, die Trennfugen werden eingebaut und der Putz ausgebessert. Dann hält es wieder etliche Jahre. Beim Jörgentor könne man nicht eben schnell mal ein Gerüst hinstellen, und durch die Höhe sei das Fachwerk noch viel mehr dem Wind und Wetter ausgesetzt. "Die letzte große Sanierung war im Jahr 1984", betont Stefan Schlicht.
Gefährlich für Passanten
Es gibt noch einen Unterschied: "Durch die Höhe wird herabfallender Putz auch viel gefährlicher", fügt Helmut Blank hinzu. Weil das so ist und weil sich Putzbrocken gelöst haben, sind die Ost- und Westseite des Fachwerks seit geraumer Zeit mit Netzen abgesichert, und die Fußgänger werden zusätzlich durch eine Holzkonstruktion geschützt. Inzwischen hat es einen Besichtigung gegeben, an der auch Vertreter der Federlein Ingenieurgesellschaft teilgenommen haben. Über das Ergebnis hat Bürgermeister Helmut Blank (CSU) in der jüngsten Stadtratssitzung informiert.
Dabei gab es durchaus auch erfreuliche Ergebnisse: "Das Dachtragwerk ist optisch in einem guten Zustand, Holzschädlinge und Feuchtigkeit sind nicht zu erkennen", heißt es in der Aktennotiz der Federlein-Ingenieure. Die Ausbesserungsarbeiten am Dachstuhl, die im Jahr 2007 vorgenommen worden sind, seien zu erkennen und in einem einwandfreien Zustand. Dann aber wird auf Vertikalrisse in einer Giebelseite aufmerksam gemacht, die sich vom Dachtragewerk im Erdgeschoss bis ins nächsttiefere Geschoss ziehen.
Zur Grundlagenermittlung für ein Sanierungskonzept haben die Ingenieure verschiedene Empfehlungen abgegeben. Sie gehen davon aus, dass das vorhandene Innenmauerwerk die Hinterlüftung und Austrocknung des Giebelfachwerks verhindert. Es müsste lokal geprüft werden, ob sich hier bereits Schäden am Fachwerk gebildet haben. Außerdem wird empfohlen, die derzeit angebrachten Sicherungsnetze auszutauschen oder zu reparieren. Es haben sich bereits mehrere Putzteile gelöst und in dem Netz verfangen, manche haben das Netz aber auch beschädigt, informiert der Bürgermeister.
"Der Sanierungsaufwand wird nicht so gravierend, wie wir es am Anfang befürchtet haben", sagt Helmut Blank dazu. Aber die notwendigen Arbeiten müssten umgehend erledigt werden. "Der Turm ist für uns ein wichtiger touristischer Aspekt." Deshalb hält er eine erweiterte Nutzung des Turmes für sehr wünschenswert.
Entsprechend dem Vorschlag der Federlein-Ingenieure wird jetzt das Fachwerk kartiert und ein umfassendes Schadensbild erstellt, sagt Stefan Schlicht. Daraus kann dann ein Sanierungskonzept erstellt werden. Die notwendigen Untersuchungen sollen mit einer Hubbühne erledigt werden, ein Gerüst ist dafür nicht notwendig. Erledigt werden sollen die Arbeiten in den Herbstferien. Während der Untersuchung muss die Jörgentorgasse für den Verkehr gesperrt werden.