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Es war Traumjob und Traumblick


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Dienstag, 21. Juli 2015

Amtswechsel  Fritz Angerer leitete zum Ende seiner Laufbahn in der Bauverwaltung seit 2005 das Staatliche Bauamt Bamberg. Im Rückblick bedauert er, dass der Einfluss von Bürokratie und Politik immer mehr zunehmen.
Die Aussichten aus seinem Büro mitten in der Altstadt wird Fritz Angerer vermissen. Foto: Matthias Hoch


von unserem Redaktionsmitglied 
Jutta Behr-Groh

Bamberg — Es gebe kaum noch ein Bauprojekt, das ohne Prozess zu Ende geht. Dass inzwischen "um jeden Euro gestritten" wird, ist eine der Entwicklungen, die Fritz Angerer (64) den Abschied von einem "Traumjob" erleichtert. Er stand elf Jahre lang an der Spitze des Staatlichen Bauamts Bamberg. Der 31. Juli ist sein letzter Arbeitstag.
"Ich durfte alles machen, was die Bauverwaltung bietet." Es sei ein erfüllendes Berufsleben gewesen, "ein Traumjob", der ihn unter anderem an das sächsischen Finanzministerium in Dresden führte. 2005 kam er dann nach Bamberg, wo zum Traumjob noch ein Traumblick aus dem Chefbüro im ehemaligen Dominikanerkloster an der Kasernstraße dazukam.
Weniger angenehm wurden im Lauf der Jahre die Umstände seiner Tätigkeit, gibt er in einem Rückblick zu verstehen. Vor allem der wachsende Einfluss der Euro-Bürokratie und Politik tue der Sache oft nicht gut und schränke die Entscheidungsfreiheit eines Amtsleiters ein. Als Beispiel nennt er den Zwang, alle Arbeiten auszuschreiben. Niemand müsse sich über die langen Verfahrenszeiten und Ärger im Nachhinein wundern. Nicht mehr die Kompetenz und Zuverlässigkeit eines Betriebs entscheide, ob er einen Auftrag erhält, sondern der Preis. Der Chef von 342 Beschäftigten würde diese Entwicklung nur zu gerne stoppen, wenn es in seiner Macht stünde.
Vor kritischen Anmerkungen schreckte Angerer schon früher nicht zurück. Kaum hatte er die Leitung des Staatlichen Bauamts Bamberg übernommen, ließ er aufhorchen und beklagte öffentlich eine Benachteiligung der Welterbestadt bei der Mittelvergabe durch das Bayerische Kultusministerium. Anlass für seine unverblümten Anmerkungen - "So langsam stinkt es uns ein bisschen!" - waren die Restaurierungsarbeiten in der Neuen Residenz, die damals schon seit Jahren auf Eis gelegt waren. Seine Klage zeigte Wirkung: 2007 floss plötzlich reichlich Geld und gab es obendrein die Ausstellung "KaiserRäume - KaiserTräume" mit lebenden Werkstätten in den Schauräumen der Neuen Residenz.
Angeeckt ist Angerer in den Ministerien und bei der Obersten Baubehörde immer wieder - das sei es wert gewesen, wenn sich hinterher etwas bewegt hat. Er räumt aber auch ein: "Ein dickes Fell braucht man schon."
Das Staatliche Bauamt Bamberg ist eine in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannte Behörde. Die Amtsleitung und der Hochbau befinden sich in der Kasernstraße. Aus der Zeit vor 2006, als der staatliche Straßenbau noch eine selbstständige Behörde war, rührt es her, dass die Straßenbauer bis heute in der Franz-Ludwig-Straße untergebracht sind. Servicestellen unterhält das Staatliche Bauamt in Coburg und Kronach.
Es nimmt Aufgaben des staatlichen Hoch- und Straßenbaus in den Städten und Landkreisen Bamberg, Coburg, Forchheim, Kronach und Lichtenfels wahr. Das Spektrum ist breit gefächert. Es reicht vom Unterhalt, der Planung und Pflege von Bundes- und Staatsstraßen, Brücken und Radwegen bis zum Neubau von Museen und Hochschul-Gebäuden, der Sanierung von Baudenkmälern in staatlichem Besitz wie der ehemaligen Bamberger Dominikaner-Kirche (Uni-Aula) und dem laufenden Unterhalt kirchlicher Baudenkmäler, eine Folge der Säkularisation. Darunter sind Objekte von Weltrang wie der Bamberger Dom.
Die größten Projekte in naher Zukunft stehen der Behörde unter Angerers Nachfolger, der im September eingeführt werden soll, außerhalb von Bamberg bevor: der Neubau der Landesfinanzschule für rund 55 Millionen Euro in Kronach und die Sanierung des Landestheaters Coburg für 53 Millionen Euro.
Der bisherige Amtsleiter wird die baulichen und politischen Entwicklungen aus einer gewissen Distanz verfolgen - von Bad Kissingen aus, wo er mit seiner Familie lebt.