"Es war mein Traumjob"
Autor: Thomas Weichert
Ebermannstadt, Freitag, 15. Januar 2021
Porträt Anton Eckert geht in den Ruhestand. Der Kulturreferent des Landkreises Forchheim kann auf ein abwechslungsreiches und interessantes Arbeitsleben zurückblicken.
Es gibt wohl kaum einen Kulturschaffenden, Kommunalpolitiker, Heimatfreund oder einen Sportler in Stadt und Landkreis Forchheim, der den Wahl-Ebermannstädter und gebürtigen Waischenfelder Anton Eckert nicht kennt. Seit 1990 ist Eckert Chef des damals neu geschaffenen Kultur- und Sportamts des Landratsamtes Forchhheim.
Nun geht der 67-jährige Kulturreferent in den wohlverdienten Ruhestand. Seiner Nachfolgerin und bisherigen Stellvertreterin Marion Rossa-Schuster wünscht Eckert eine allseits glückliche Hand und gute Entscheidungen. Für Eckert selbst, den viele "Toni" nennen, war es der Traumjob. Denn er hatte das Glück, sein Hobby, die Kulturarbeit, zum Beruf machen zu können.
Dieser Traumberuf begann im Juli 1981, als Eckert zunächst seinen Dienst als hauptberuflicher pädagogischer Mitarbeiter bei der Volkshochschule (VHS) Forchheim antrat und diese Bildungseinrichtung mit seinen Mitarbeitern organisatorisch zu einer der leistungsfähigsten und größten Kreisvolkshochschulen in Bayern umgestaltete. Damals war Otto Ammon (CSU) Landrat, der Eckert dann 1990 zum Kultureferenten des Landkreises Forchheim berief und ihm die Leitung des neu geschaffenen Kultamts übertrug.
Dies sollte sich für den gesamten Landkreis bis heute als absoluter Glücksfall erweisen. Eckert wurde zum Motor in Sachen Kunst und Kultur, später dann auch als Leader-Manager des Landkreises, der etwa 50 Leader-Projekte initierte und begleitete und damit über 10 Millionen Euro an Fördermitteln der EU, des Freistaats, der Oberfrankenstiftung und zahlreicher anderer Geldgeber in den Landkreis holte.
In Sachen Kultur hatte noch unter Landrat Ammon alles damit begonnen, dass das Schloss Hundshaupten zu einem Kulturzentrum im Forchheimer Land wurde. Die Hundshauptener Schloßkonzerte mit hochrangigen Ensembles zogen massenhaft Gäste an. Nach 15 Jahren, im Jahr 2005, wurde das Kulturzentrum Hundshaupten aufgelöst. Der Verein wurde in das "Kuratorium für Kunst und Kultur im Forchheimer Land" umbenannt und die Konzerte finden seither an wechselnden Orten im Landkreis statt.
In den Jahren 2016/17 wurden auf Initiative des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Forchheim, Ewald Maier, die Balthasar-Neumann-Musiktage in Gößweinstein ins Leben gerufen. Große und namhafte Orchester, wie "La Banda" oder das "Balthasar-Neumann-Ensemble" konnten nach Gößweinstein geholt werden.
Die Lieblingsprojekte
Unter Eckerts Leitung als Kultureferent und dann vor allem auch als Leader-Manager wurden rund 50 Kulturprojekte initiiert und umgesetzt. Darunter Burgenprojekte, Museumsprojekte und Inwertsetzungen, wie beispielsweise die Kapelle St. Gereon in Forchheim oder die Schaffung der "Kulturwerkstatt Fränkische Schweiz" in Morschreuth und zuletzt die Initiierung zur Sanierung des Bahnhofes Behringersmühle.
Wenn Eckert zurückblickt, fallen ihm spontan zwei Lieblingsprojekte ein. Zum einen die Sanierung der Kapelle St. Gereon, mit der ein idealer Raum für Kulturveranstaltungen geschaffen wurde, in den 130 Gäste passen, und zum anderen die Sanierung der bedeutenden Burganlage Neideck in Streitberg, die zusammen mit Reinhold Göller von der Abteilung Bau- und Denkmalpflege des Landkreises Forchheim zum "Archäologischen Park Neideck" ausgebaut werden konnte und jetzt einen der Besucher-Hotspots in der Fränkischen Schweiz darstellt.
Eckerts größtes und schwierigstes Projekt, das noch mitten in der Umsetzung ist, ist das "Wanderleitsystem Fränkische Schweiz". Schwierig deshalb, weil es ein Mobilitätsprojekt ist, bei dem alle Interessen der langjährig erfahrenen Experten in den Gemeinden unter einen Hut gebracht werden müssen.
Eine ganz besondere Herausforderung war auch die Schaffung des Wallfahrtsmuseums Gößweinstein und dann vor allem der Betrieb. Weil es der Wille der Kommunalpolitik war, das ein Verein die Trägerschaft übernimmt. Das war Eckert zufolge eine absolute Ausnahme und es sei problematisch, wenn ein Verein wirtschaftlich ein Museum betreiben soll, da Museen meist subventioniert werden müssen. "Das war von Anfang an schwierig", so Eckert, der noch Geschäftsführer des Trägervereins Wallfahrtsmuseum ist, aber bereits seinen Rücktritt eingereicht hat. Da wegen Corona noch keine Mitgliederversammlung stattfinden konnte, wird er es noch eine Weile bleiben. Wegen Corona sind aber nun Einnahmeverluste programmiert, weil das Museum geschlossen ist. Da sei es nun am Trägerverein, kreativ zu sein.
Zahlreiche Ämter
Eckert bleibt bis zur Neuwahl im Dezember auch Geschäftsführer des Kuratoriums für Kunst- und Kultur im Forchheimer Land. Als Landrat Reinhardt Glauber (FW) im Jahr 2000 den seither jährlich stattfindenden autofreien Sonntag begründete, bat er seine Mitarbeiter um Vorschläge, wie man diesen gestalten und mit Leben erfüllen könnte. Daraufhin wurde vom Sportamt die Organisation eines Marathonlaufs vorgeschlagen.
Eckert nahm auch diese Herausforderung an und entwickelte mit seinen Mitarbeitern ein entsprechendes Konzept. Seither fand der Marathonlauf schon 20-mal statt, bis er 2020 von Corona ausgebremst wurde. In diesem Herbst soll er aber wieder veranstaltet werden.
Eckert ist auch verantwortlich für die Schaffung der Kulturobjektbeschreibungen der Fränkischen Schweiz und Herausgeber zahlreicher Publikationen, darunter des Bandes "Die Burgen und Schlösser der Fränkischen Schweiz".
Ehrenamtlich war Eckert 15 Jahre lang Vorsitzender des Fischereiverbands Fränkische Schweiz und ist Vorsitzender der Ortsgruppe Streitberg des Fränkische-Schweiz-Vereins. Aktuell laufen dort Planungen, eine virtuelle Rekonstruktion der Burg Streitberg zu erstellen.
An richtigen Ruhestand mit Nichtstun denkt Eckert nicht. Er hat inzwischen eine Firma gegründet, die sich "Franconian Culture Networks" nennt. Damit will er zukünftigen Kunden die Unterstützung bei der Verwirklichung von Kulturprojekten anbieten. Außerdem wird er künftig seinen Hobbys, dem Fliegenfischen und dem Fernwandern, intensiver fröhnen können.