Es liegt in der Hand der Menschen
Autor: Rainer Glissnik
Kronach, Mittwoch, 20. Mai 2020
Drei Kronacher Ärzte appellieren an die Besonnenheit ihrer Mitbürger. Die Erfolge bei der Virus-Bekämpfung stünden auf dem Spiel.
Noch vor wenigen Wochen ging eine Welle der Sympathie für die Tätigen in Medizin und Pflege durch das Land, die in Zeiten der Corona-Pandemie ihre ganze Kraft in die Pflege und Gesundheit ihrer Mitmenschen stecken. Jetzt sehen sich genau diese engagierten Personen durch die vielen Demonstranten gegen die erfolgreichen Corona-Maßnahmen, Verschwörungstheorien und Kämpfer für ihre Freiheitsrechte gebrandmarkt und den Erfolg zunehmend gefährdet.
"Die Situation hinsichtlich der Auswirkungen von Corona ist deswegen so gut, weil rechtzeitig gehandelt wurde", sind sich drei namhafte Kronacher Mediziner einig. Der Vergleich mit anderen europäischen Ländern und Ländern in Amerika zeige: "Wir haben zum richtigen Zeitpunkt klug gehandelt, die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hat die Maßnahmen unterstützt. So ist es uns gelungen Schlimmeres zu verhindern."
Angesichts der zunehmenden Proteste gegen Corona-Schutzmaßnahmen - auch in Kronach - wenden sich die drei Mediziner eindringlich an die Bevölkerung. Der Appell kommt von Chefarzt Uwe Fleischmann, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Kronach sowie Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin an der Helios-Frankenwaldklinik Kronach, vom Hausarzt und Versorgungsarzt in der Corona-Schwerpunktpraxis, Matthias Rudolph, sowie von Peter Witton, Mitglied im Kreisausschuss Gesundheit und Soziales.
"Wir in Deutschland sind mit den ergriffenen Maßnahmen in der Corona-Pandemie gut weggekommen und konnten Schlimmeres verhindern", unterstreicht Uwe Fleischmann seine Sicht. Aber ob die Vernunft ausreicht, die wirksamen Maßnahmen noch ein wenig aufrechtzuerhalten, da kommen ihm mittlerweile Zweifel. "Als jemand, der eine Intensivstation leitet, bin ich schon heilfroh, dass uns Situationen wie in Italien oder im Elsass erspart geblieben sind, dadurch dass wir beherzt und zum richtigen Zeitpunkt gehandelt haben", betont er. Es sei für ihn einfach pervers, wenn in einem Land, das mit am Besten davongekommen sei, all die Erfolge infrage gestellt werde - so, wie es derzeit immer stärker geschehe.
Keine Praxis geschlossen
Im ambulanten Bereich musste im Kreis Kronach keine einzige Praxis geschlossen werden, freut sich Hausarzt Matthias Rudolph. "Die positive Entwicklung im Landkreis ist darauf zurückzuführen, dass schnell und richtig gehandelt wurde." In dieser Situation gehe es nicht nur darum, was erlaubt und was verboten ist. Viel wichtiger sei, dass jeder und jede selbst mitdenkt sowie Eigeninitiative ergreift, dass jeder Bürger die Konsequenzen seines Verhaltens für die Mitmenschen bedenkt.
Peter Witton macht dies an einem Beispiel fest: Da kam eine Gruppe von Skifahrern aus dem Risikogebiet zurück. Deren Leiter hörte an der Grenze im Radio, dass das Urlaubsgebiet zwischenzeitlich wegen Corona abgeriegelt worden ist. Zu Hause benachrichtigte er alle, die dabei waren - und alle gingen in Quarantäne. Sie machten dies schon vor einem Test.
Solche besonnenen Handlungen hätten viel dazu beigetragen, dass sich Corona bei uns nicht so massiv verbreiten konnte, ist Witton überzeugt. Es waren neun Skifahrer, und mit Kontaktpersonen insgesamt 74 Betroffene.