Druckartikel: Es führt kein Steg nach Nirgendwo

Es führt kein Steg nach Nirgendwo


Autor: Günter Flegel

Knetzgau, Montag, 04. Februar 2019

Der Main teilt den Landkreis Haßberge in eine südliche und eine nördliche Hälfte. Von hier nach dort gelangt man am ehesten mit dem Auto. Zu Fuß über den Fluss zu kommen ist nicht so einfach.
Der kürzeste Weg von Knetzgau nach Augsfeld führt über den Steg des Kraftwerks - jetzt aber erst mal nicht, denn das Wasser- und Schifffahrtsamt hat den Weg gesperrt (Bilder oben). - Noch offen, wenn auch nur geduldet und offiziell verboten, ist der Übergang über das Main-Kraftwerk in Limbach (Bild unten rechts). Und ganz offiziell für Fußgänger gebaut wurde der Steg bei Ottendorf (unten links). Fotos: Günter Flegel


Günter Flegel Bei Radfahrern und Wanderern gilt der Landkreis Haßberge als Paradies. Der Maintal-Radweg ist eine nahezu brettebene Rennstrecke, wer es bergiger mag, erobert die Haßberge oder den Steigerwald. Nur eines ist schwierig: der Marsch quer durchs Maintal vom Steigerwald in die Haßberge oder in umgekehrte Richtung.

Bei dieser Frage müssten wohl sogar Fremdenverkehrsexperten passen: Wie viele Flussübergänge exklusiv für Fußgänger und Radfahrer gibt es im Landkreis Haßberge auf den 35 Main-Kilometern von Roßstadt im Osten bis Gädheim im Westen?

Streng genommen ist es nur ein einziger, der Steg für Radler und Wanderer, der den Main bei Ottendorf (Gemeinde Gädheim) überspannt und nach Untereuerheim im Landkreis Schweinfurt führt. Bei allen anderen Wegen über den Main sind Fußgänger und Radfahrer nur Randfiguren, denen man eine mehr oder weniger komfortable Spur neben einer Straße schenkt.

Wege über den Fluss

Solche Wege finden sich, von Ost nach West aufgezählt: beidseits der Mainbrücke bei Eltmann/ Ebelsbach, auf der 1995 komplett erneuerten Brücke zwischen Zeil und Sand und neben dem Autobahnzubringer bei Augsfeld. Für Zweibeiner und Zweiräder ist auch die Haßfurter Mainbrücke geeignet, wenngleich wegen des schlechten Zustandes und der Bordsteinkanten nicht uneingeschränkt.

Ein Provisorium für Radler und Läufer ziert seit wenigen Jahren die Mainbrücke bei Obertheres; hier wurde mit Planken und Auffüllungen ein Teil der Straße umfunktioniert; die neue Brücke, die hier bald gebaut wird, dürfte deutlich mehr Komfort für alle bringen. Noch weiter im Westen folgt dann noch der Fußgängersteg, der wegen des Mainausbaus einem Neubau weichen wird.

Es gibt noch zwei weitere große Brücken im Landkreis, bei deren Bau gar nicht an Radfahrer und Fußgänger gedacht wurde: Die Weiherer Brücke bei Gädheim (B  303/A 70) und die vierspurige Autobahnbrücke bei Eltmann (A 70) verfügen zwar über mit Geländern von der Fahrbahn getrennte "Trampelpfade"; die stehen aber nur für den Notfall oder Straßenwärtern bei Arbeiten zur Verfügung und sind keine offiziellen Fußwege.

War's das? Nicht ganz. Den Main überspannen im Landkreis drei weitere Bauwerke, die es theoretisch und teilweise auch praktisch möglich machen, den Fluss trockenen Fußes zu überqueren: die Staustufen. So ein Bauwerk besteht immer aus zwei Kanälen: der Schleuse, durch die die Schiffe fahren, und dem Wehrarm mit dem Kraftwerk, in dem bewegliche Walzen den Wasserstand regulieren.

Vorübergehend (?) geschlossen

Die Kraftwerke sind begehbar, nicht aber selbstverständlich öffentlich zugänglich. Die Schleuse ist überhaupt nicht als Mainübergang geeignet, denn die Tore lassen zwar Schiffe durch, Fußgänger aber nicht drüber. Deshalb geht es an der Schleuse Ottendorf gar nicht von hüben nach drüben. Bei der Staustufe Knetzgau geht das, da überspannt eine kleine Brücke die Schleusenkammer. Allerdings ist der halb-offizielle Steg über das Kraftwerk bis zum Jahrsende wegen Bauarbeiten gesperrt (siehe gesonderten Bericht).

Möglich ist der Main-Transit in Limbach. Hier wurde zwar vor einigen Jahren der Fußgängersteg vor der Schleuse ersatzlos abgebrochen, man kann aber zu Fuß die neue Brücke nutzen, die über die Schleuse zum Sportgelände des TSV führt. Von da ein kurzer Marsch und über den Steg des Kraftwerks - dieser Weg führt aber ins Nirgendwo, auf eine vom Altmain gebildete Halbinsel. Sackgasse.