Druckartikel: Erste eiserne Brücke war von 1878

Erste eiserne Brücke war von 1878


Autor: Andreas Welz

Lichtenfels, Dienstag, 21. August 2018

Vor 140 Jahren gab es einige Neuerungen in Lichtenfels. Auch das Telefonieren wurde eingeführt.
Die erste Lange Brücke aus Stahl führte im Jahre 1878 über den Main. Links daneben vor dem Brückenstübla erkennt man das Widerlager der ehemaligen Holzbrücke.  Foto: Andreas Welz


Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bahnte sich nach der industriellen Revolution, die von England herüberschwappte, das Zeitalter der Kommunikation an. Der schottische Erfinder Maximilian Bell brachte sein "Telephonapparat" zur Serienreife. Erstmals war es möglich direkt miteinander zu kommunizieren. Die New York Times erwähnt das Telefon erstmals am 12. Mai 1877 unter dem Titel "Prof. Bell's Telephone". Im Dezember 1877 wurde das Telefon in Lichtenfels eingeführt.

Pechdraht und Plapperfaden

Die Drahtverbindung mussten die Teilnehmer selber herstellen. Eine Telefongesellschaft gab es noch nicht. Ein Meter Telefondraht kostete 30 Pfennige. Die Sensation wurde von der Bevölkerung eher humorvoll aufgenommen. Die Lichtenfelser Zeitung druckte rund 30 Bezeichnungen ab. Zum Beispiel: Redebüchse, Ohrenbläser, Pechdraht, Sprechanismusnudel, Plapperfaden, Surrschnur, Plaudertasche oder Tonstrick.

Die Verbreitung des elektrischen Lichts war ein wichtiges Element des gesellschaftlichen Umwandlungsprozesses des 19. Jahrhunderts. Im Berliner Telegrafenamt erstrahlte erstmals die helle Beleuchtung. In Lichtenfels sollte es noch einige Jahre dauern. Gaslicht beleuchteten einige Straßen zum Bahnhof und die Ballsäle im Schießhaus und im Hotel "Zur Krone" am Marktplatz.

Der Luftdruck-Bierapparat wurde im März 1877 erfunden. "Dieser Apparat ermöglicht es, während der ganzen Dauer des Abzapfens von Fässern in jeder beliebigen Größe frisch moussierend zu erhalten", hieß es in einer Anzeige der Zeitung. Staffelstein führt zum 1. Januar das Dezimalsystem ein. Es galten statt Tagwerk Hektar, Ar und Quadratmeter.

Am 3. Januar hatten die Verhandlungen mit Preußen wegen einer Eisenbahn von Fulda nach Lichtenfels begonnen. Am 17. Februar schaffte die Freiwillige Feuerwehr Lichtenfels "selbstwirkende Feuerlöschapparate" an. Ein großer Haufen trockenen Fichtenholzes, mit Teer übergossen, wurde in fünf Sekunden gelöscht.

Frosteinbruch im Juli

Am 12. April wurde eine neue Uhr auf der Stadtpfarrkirche eingeweiht. Endlich wurde einem katholischen Gewissen die Zeit angezeigt. Es folgte Schlagwerk und Uhr in der Spitalkirche. In der Nacht zum 9. Juli wurde ein Frosteinbruch in Nedensdorf gemeldet. "Auf einem Wasserzuber bildete sich eine Eisschicht von zwei Millimetern, die erst gegen 8.30 Uhr abtaute", schrieb das Blatt. Beim Lichtenfelser Freischießen trat im August Fräulein Antonia auf, die sieben Fuß und drei Zoll maß, Schwester Paulina wog 350 Pfund. Truppenübungen mit 15 000 Mann fanden am 21. und 22. September in den Bezirkssprengeln Kulmbach, Lichtenfels, Staffelstein und Bamberg statt. Herzog Max von Bayern stellte seinen Marsstall in Schloss Banz für die berittenen Offiziere zur Verfügung. Allein Staffelstein war mit 136 Offizieren, 2677 Unteroffizieren und Mannschaften und 183 Pferden belegt. Die Unterbringung erfolgte in Privatquartieren. Vergütet wurde die Verpflegung mit 85 Pfennigen am Tag für Mannschaften und 1,70 Mark für Offiziere.

Lebensmittelbetrug war damals an der Tagesordnung. Insbesondere das Panschen von Milch mit Wasser war gang und gäbe. Ein neuer Milchprüfer aus Metall war für alle Haushalte erschwinglich und zeigte auf einer Skala einen erhöhten Wassergehalt an. Die bisherigen Geräte waren aus Glas und zerbrachen leicht. Im November wurde der Ausbruch der Rinderpest in Böhmen gemeldet. Um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern, wurden lebende Rinder und andere Wiederkäuer an der Grenze zu Bayern zurückgewiesen. Der Lichtenfelser Bezirksamtmann Zeller ordnete eine Revision aller Tierställe an, die von den Ortspolizeibehörden ausgeführt wurde.

Am 29. Dezember prallte im Bahnhof Hochstadt ein Eilzug wegen falscher Weichenstellung auf einen stehenden Güterzug. Verletzt wurden ein Passagier und der Bahnpostbeamte.

Das Bayerische Justizministerium listete die Straftaten auf. Lichtenfels nahm mit 1147 Anzeigen die 7. Stelle ein. Wegen Forstfrevel wurden 942 Personen abgeurteilt. Ruhestörung (153), Bettel- und Landstreicherei (108), Körperverletzung (79), Beleidigung (78), Diebstahl (64), Übertretung der Maß- und Gewichtsordnung (24), Dienstbotenwesen (23).

Von Soldaten gesprengt

Die alte, wacklige Lange Brücke in Lichtenfels wurde 1878 durch eine neue eiserne Brücke ersetzt. Sie wurde um Brückenbreite versetzt, die bestehende blieb zunächst als Notbrücke erhalten. Die Eisenkonstruktion wurde vor dem Einmarsch der Amerikaner von deutschen Soldaten gesprengt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die heutige Brücke gebaut.

Für den Neubau einer Schule in Buch am Forst wurden im März 52 Angebote abgegeben. Für die Erd-, Maurer- und Steinhauerarbeiten waren es nur zwei. Das Angebot von Maurermeister Herzog aus Schmölz wurde angenommen. Ein neuer Friedhof wurde am 22. Juni eingeweiht, es folgte im November das neue Leichenhaus. Die Lichtenfelser Tagblatt Lokalzeitung schrieb: "Der neue Friedhof bildet in Verbindung mit dem neuen Leichenhause eine prächtige Zierde der Stadt."

Vierzehnheilgen bekam eine neue Wasserleitung. Das Wasser, 15 Liter in der Minute, wurde aus dem Schönthal gepumpt. "Ein Gutthäter stiftete einen Brunnen mit der Reiterstatue des heiligen Georg vor dem Kloster und zwei Fontänen im Klostergarten", lobte das Blatt.

Max Freiherr von Lerchenfeld, Rittergutsbesitzer in Heinersreuth und Vorfahr des heutigen Landtagsabgeordneten Ludwig, wurde im Wahlkreis Oberfranken 4 (Kronach, Lichtenfels) in den Reichstag gewählt. Die Behauptung seiner Gegner, er sei katholisch getauft, aber mit einer evangelischen Frau verheiratet, stimme nicht, sie treffe nur für den Vater des Abgeordneten zu, hieß es.

"Lieder auf Banz" ist keine Errungenschaft der Neuzeit, sondern sie fanden bereits im Wald oberhalb des ehemaligen Klosters statt. Das Lokalblatt schrieb: "Am 8. Juli erfreuten Chöre aus Schney und Lichtenfels die Waldfestbesucher. Sie flüchteten bei Regenschauern in die gastlichen Räume des Schlosses."