"Ich liebe die Geselligkeit und habe es daher besonders genossen, im Kreis meiner lieben Familie, zu der meine beiden Töchter, drei Enkel und zwei Urenkel zählen, in meinen Geburtstag hineinfeiern zu können", sagte Erna Möller, die am Sonntag 90 Jahre alt wurde. Gerne nahm die humorvolle Jubilarin die Glückwünsche des stellvertretenden Landrats Oskar Ebert und des Dritten Bürgermeisters der Stadt Haßfurt, Stephan Schneider, entgegen.
Ehemann in Gießen getroffen
Erna Möller, geborene Hainer, kam in Gießen zur Welt, wo sie nach der Volksschule die Handelsschule besuchte. Sie arbeitete fünf Jahre als Stenotypistin, war dann zehn Jahre im Besatzungskostenamt, dem späteren Amt für Verteidigungskosten, und arbeitete bis zu ihrem Renteneintritt 1986 als Institutssekretärin an der Universität Gießen.
1946 lernte sie ihre große Liebe, den Flugzeugbauer Hermann Möller aus Danzig kennen. Er war im Krieg in Frankreich in amerikanische Gefangenschaft geraten und hatte, um nach dem Krieg nicht in die sowjetisch besetzten Gebiete überstellt zu werden, Gießen als Heimatstadt angegeben. "Wir begegneten uns quasi auf der Straße", erzählte die Jubilarin. "Ich kam mit meinen Freundinnen vom Handballtraining, als uns eine Gruppe von jungen Männern ansprach." Ein Jahr später feierte das Paar Hochzeit. "Wir wohnten anfangs mit meinen Eltern in einer 56 Quadratmeter großen Wohnung, doch ich war glücklich, dass sich meine Mutter um unsere Kinder kümmerte, während mein Mann und ich arbeiteten. Denn sie war die beste Oma, die man sich vorstellen konnte", so Erna Möller. Mit ihrem Mann und den Kindern reiste sie gerne mit Wohnwagen oder Wohnmobil durch Europa.
Nachdem ihre Töchter erwachsen waren und die Eheleute eine neue Wohnung suchten, zogen sie 1995 nach Haßfurt. "Meine jüngste Tochter wohnte hier und sagte: Kommt doch auch hierher", berichtete die Jubilarin. "Ich habe den Umzug bis heute nicht bereut und ich würde nie mehr von hier wegziehen."
Witwen-WG gegründet
Nachdem ihr Mann, der am Armeestützpunkt der Amerikaner in Gießen gearbeitet hatte, 2001 starb und ihre Freundin Resi aus Duisburg ebenfalls ihren Mann verlor, eröffneten die beiden Frauen im Bayernstift am unteren Turm in Haßfurt eine Witwen-WG. "Wir hatten eine schöne Zeit, doch seit Resi 2004 starb, wohne ich nun allein in meiner großen Wohnung." Erna Möller ist dankbar, dass sie ein zweites Zimmer besitzt. Denn dort können Familienmitglieder übernachten. Ihr selbst geht es gut, auch wenn sie nicht mehr so gut sehen kann.
Sie sieht gerne fern, lauscht Hörbüchern, geht jeden Tag spazieren und pflegt den Kontakt mit Nachbarn. Auch wenn sie nicht an Parkinson erkrankt ist, besucht sie jede Woche die Parkinsongruppe, um Gedächtnistraining zu betreiben und an Bewegungs- und Koordinationsübungen teilzunehmen.