Erfrieren kann man bei 13 Grad

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Ein Mitarbeiter der Spurensicherung an der Stelle, an der am Montagmorgen ein Mann tot aufgefunden worden war. Foto: Alexander Hartmann
Ein Mitarbeiter der Spurensicherung an der Stelle, an der am Montagmorgen ein Mann tot aufgefunden worden war. Foto: Alexander Hartmann
 
 

Ermittlungen  Der 60-jährige Kulmbacher, der am Montag tot aufgefunden wurde, hat sich wohl im Todeskampf die Kleidung vom Leib gerissen. Das ist ein bekanntes Phänomen, sagt Susanne Luber, die ärztliche Leiterin des Rettungsdienstes.

von unserem Redaktionsmitglied 
Alexander Hartmann

Kulmbach — Bei dem Mann, der am Montagmorgen in der E.-C.-Baumann-Straße tot aufgefunden worden war, handelt es sich um einen 60-jährigen Kulmbacher. "Das haben die weiteren Untersuchungen ergeben", sagte gestern Alexander Czech, der Pressesprecher der oberfränkischen Polizei.
Weil keine Straftat vorliege, seien die Ermittlungen der Polizei damit auch abgeschlossen. Wie Alexander Czech weiter mitteilte, war bei dem Unglücksfall Alkohol im Spiel. Wie viel Promille Alkohol der Mann im Blut hatte, sei allerdings noch unklar.
Der Polizeisprecher geht davon aus, dass der Mann über Stunden hinter dem Zaun eines Firmengeländes in der E.-C.-Baumann-Straße lag, nachdem er ohne Fremdverschulden gestürzt war. Er hat sich beim Sturz Verletzungen zugezogen und war daher offenbar bewegungsunfähig. Eine Mitarbeiterin einer dort ansässigen Firma hatte die Leiche am Morgen entdeckt.

Nahe des Gefrierpunkts

In der Nacht zum Montag lag die Außentemperatur in Kulmbach nahe des Gefrierpunkts. "Kann man da überhaupt erfrieren?", haben sich viele gefragt, als sie von dem Unglücksfall erfahren haben.
"Man kann, denn das hat nichts mit dem Gefrierpunkt zu tun", wie Susanne Luber, die ärztliche Leiterin des Rettungsdienstes, erläutert: Man könne sogar bei einer Außentemperatur von 13 Grad erfrieren, wenn man lange Zeit bewegungsunfähig und ohne Kleidung im Freien liege. Gefährlich werde es, wenn die Körpertemperatur unter 30 Grad sinke und es in der Folge zum Bewusstseinsverlust, zum Atemstillstand und zu Herzrhythmusstörungen komme. Im Wasser sei es aufgrund der besseren Wärmeleitfähigkeit sogar möglich, bei unter 30 Grad zu erfrieren. Da spielten vor allem die Zeit des Wärmeentzugs und die fehlende Möglichkeit, durch Bewegung Wärme zu erzeugen, eine Rolle, erläutert die ärztliche Leiterin des Rettungsdienstes.
Ab welcher Temperatur jemand auskühlt, das hängt laut Luber unter anderem auch von der jeweiligen körperlichen Konstitution ab. Hat jemand viel Alkohol im Blut, sinke die Körpertemperatur schneller, weil sich die Blutgefäße dann schneller erweiterten.
Der 60-Jährige, der am Montagmorgen unweit der Nordumgehung tot aufgefunden worden war, war am Oberkörper nicht bekleidet. Er hat sich wohl im Todeskampf die Kleider vom Leib gerissen. Das sei ein bekanntes Phänomen, sagt dazu Susanne Luber.
Erfrierende würden eine Hitzewelle verspüren. "Da gaukelt einem das Gehirn vor, dass es warm ist", stellt die ärztliche Leiterin des Rettungsdienstes fest.