Erfolgreiche Förderung für eine zweite Chance zum Schulabschluss
Autor: Klaus Gagel
Michelau im Steigerwald, Sonntag, 14. Mai 2017
"eCn", das klingt wie eine Zauberformel und für viele Schüler, die zuvor an unserem Schulsystem und letztlich auch an sich selbst verzweifelt sind, ist es d...
"eCn", das klingt wie eine Zauberformel und für viele Schüler, die zuvor an unserem Schulsystem und letztlich auch an sich selbst verzweifelt sind, ist es der Rettungsanker. "eCn", das steht für "extra Chance nutzen" und Landrat Christian Meißner sieht darin nach seinen eigenen Worten "eines der ganz großen Vorzeigeprojekte in unserer Bildungsregion." Doch die Extrachance gibt es nicht umsonst, weder was den Einsatz der Schüler, noch was die nötigen Geldmittel anbelangt.
So war es ein großes Zeichen der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, die mit einer Spende von 11 000 Euro das Projekt für zwei Jahre entscheidend fördert. Vorstand Roland Vogel und der gesamte Verwaltungsrat sehen darin eine sinnvolle Investition in die Zukunft von Jugendlichen, die sich ansonsten beim Einstieg in ihr Berufsleben schier unüberwindlichen Hindernissen ausgesetzt sähen.
Eine Spende dieser Größenordnung ruft natürlich eine stattliche Zahl namhafter Persönlichkeiten auf den Plan. So wohnten Landrat Christian Meißner, die Dekanin Stefanie Ott-Frühwald, Schulamtsdirektor Norbert Hauck (Schulamt Lichtenfels), Rektorin Alexandra Kober, ihre Stellvertreterin Alexandra Münch, Andreas Förster (Pädagogischer Leiter der Schulkindbetreuung, Dekanat Michelau) und Walter Partheymüller (Pressesprecher Sparkasse Coburg-Lichtenfels) der Übergabe des symbolischen Spendenschecks bei. Auch der Klassenlehrer der eCn-Klasse, Roland Löffler, registrierte mit großer Freude zusammen mit den beiden Pädagoginnen Kathrin Sünkel und Tina Schardt die Spendenübergabe mit der im Wesentlichen die Weiterbe-schäftigung der beiden Pädagoginnen sichergestellt wird.
Die Trägerschaft für die eCn-Klasse hat das evangelisch-lutherische Dekanat Michelau übernommen. Deshalb erfolgte die Scheckübergabe auch an die neue Dekanin Stefanie-Ott-Frühwald. Das Dekanat übernimmt gerne den Part des Kooperationspartners. "Das ist ja auch etwas, was unseren christlichen Glauben ausmacht, nämlich Menschen nicht auf das festzulegen, was gewesen ist, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, da wo es nicht so gut gelaufen ist, noch einmal eine Extrachance zu haben", erklärt die Dekanin Ott-Frühwald.
Neben dem Kooperationspartner evangelisch-lutherisches Dekanat unterstützen auch die Gemeinde Michelau als Sachaufwandsträger, das Schulamt, die Bezirksregierung und die Bundesagentur für Arbeit das besondere Projekt.
Nur zwei Projekte in Bayern
Für die Johann-Puppert-Schule ist es fast so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Lediglich in Coburg gibt es ein vergleichbares Projekt. Ansonsten herrscht in Sachen eCn gähnende Leere im Freistaat und das, obwohl sich das Projekt in den rund zehn Jahren seines Bestehens bewährt hat.Es ist ein Angebot für Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Landkreis Lichtenfels, die den Qualifizierenden Mittelschulabschluss aus den unterschiedlichsten Gründen bisher nicht erwerben konnten. In einem zusätzlichen Schuljahr können sie einen neuen Anlauf nehmen. Gleichzeitig werden sie auch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt.
Seit Bestehen des eCn-Ansatzes erreichten etwa 85 Prozent den Mittelschulabschluss, und fast 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler fanden eine Arbeit oder eine Ausbildung. "Wir haben hier junge Leute aus allen Schulen", erklären die beiden Pädagoginnen Kathrin Sünkel und Tina Schardt. In der Regel sind die Schüler motiviert. Sie nehmen freiwillig teil. Sie wissen, dass sie über das Praktikum die Möglichkeit haben, dass es nach der Schule beruflich irgendwie weitergehen wird. "Jeder Jugendliche kommt mit einer individuellen Problemlage weshalb die Schulkarriere nicht so gelaufen ist, wie sie sollte. Und da können wir die Jugendlichen individuell abholen," erklärt die Schulleiterin Alexandra Kober. Der Unterricht in der eCn-Klasse startet wie in einer gewöhnlichen neunten Klasse im September zum neuen Schuljahr. An drei Wochentagen besuchen die Schüler den Unterricht, zwei Tage pro Woche sind für die Praktika reserviert.