Erbstücke erzählen Geschichte
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Donnerstag, 16. Sept. 2021
Erinnerung Bis heute erinnern Denkmäler an den deutsch-französischen Krieg 1870/71. Wie ein Wermerichshäuser den Krieg erlebt hat, ist in seinem Tagebuch beschrieben. Von einem Münnerstädter ist noch eine Originalfotografie erhalten.
Den deutsch-französischen Krieg kennen die meisten nur noch aus dem Geschichtsunterricht. Es ist ein Ereignis aus einer fernen Zeit. Um so erstaunlicher ist es, dass sich 150 Jahre nach Kriegsende Erbstücke erhalten haben, die an die Männer erinnern, die als Soldaten diese Auseinandersetzung erlebt haben.
Einer dieser Männer war Johann Schmitt, der Urgroßvater von Josef Schmitt aus Münnerstadt. Die Schmitts geben von Generation zu Generation eine Original-Fotografie weiter, die ihren Ahnen im Kreis seiner engsten Gefährten im Krieg zeigt. Neben seinem Großvater sollen noch zwei weitere Münnerstädter auf dem Foto zu sehen sein. Einer, weiß Schmitt, steht direkt neben dem Großvater und heißt Heinrich Brückner.
Josef Schmitt bewahrt bis heute auch den Militärpass seines Uropas auf. Darauf ist zu lesen, dass Johann Schmitt als Kanonier 1868 eingezogen wurde und in dieser Funktion gedient hatte. Auch ein Regiments-Anhänger von Johann Schmitts Einheit ist unter den Erbstücken.
1846 wurde Johann Schmitt geboren. Seinen Militär- und Kriegsdienst leistete er in der 1. Feldbatterie des kgl IV. Feld-Artillerie-Regiments Koenig. Aus Erzählungen weiß Josef Schmitt, dass sein Vorfahre bei der Belagerung von Paris mit dabei war. Sein Großvater habe da noch "Geschichtlich" erzählt. Der Lohn für die Strapazen, Entbehrungen und Ängste um das eigene Leben war eine lebenslängliche Rente für den Kriegseinsatz.
Einen Eindruck davon, wie die Soldaten den Kriegseinsatz erlebt haben, hat Josef Schmitt durch ein Tagebuch erhalten, das Erich Beck aus Salz von seinem Ururgroßvater in Ehren hält. Becks Vorfahre war der gebürtige Wermerichshäuser und später in Theinfeld verheiratete Daniel Borst (geb. 1846).
Dieses Tagebuch ist in Kopie weitgehend erhalten geblieben und wurde von Erich Beck bearbeitet; er hat Karten und Stiche aus dieser Zeit der Schrift zugefügt. Als "Erlebnisse eines bayerischen Fahrkanoniers während des Feldzuges gegen Frankreich 1870/71" hat Beck das Tagebuch binden lassen.