Druckartikel: Er hat die Realschule "erforscht"

Er hat die Realschule "erforscht"


Autor: Anette Schreiber

Hirschaid, Montag, 25. April 2016

Seit zwei Monaten leitet Michael Arnold die Bildungsstätte in Hirschaid. Der Memmelsdorfer ist noch in der Phase der Eingewöhnung. Am Dienstag wird er offiziell eingeführt. Der FT besuchte ihn vorab.
Michael Arnold ist der neue Leiter der Realschule Hirschaid.  Foto: Anette Schreiber


Anette Schreiber

Als Erstes sticht der Bistrotisch ins Auge, dann der Kaffee-Vollautomat. Wer nach Persönlichem sucht, muss den gut sortierten Schreibtisch genau suchen. Da liegt diskret ein Bambergbild. Dann stehen da ebenso diskret ein Familienfoto und ein weiteres: Michael Arnold und Gattin. "Kommen Sie in fünf Jahren wieder, dann sieht's hier anders aus", erklärt der neue Leiter der Hirschaider Realschule. Bewährtes ausbauen, Neues reifen lassen, das ist sein Motto. Seit zwei Monaten leitet der Memmelsdorfer die Bildungsstätte mit 860 Schülern und einem 65-köpfigen Kollegium, plus der derzeit zwölf Referendare.
Einen gut funktionierenden Betrieb hat ihm da der allseits geschätzte Karlheinz Lamprecht, der zum Ministerialbeauftragten für Realschulen in Unterfranken aufgestiegen ist, hinterlassen. "Große Fußstapfen", bemüht Arnold einen volkstümlichen Ausdruck. Jetzt befindet sich der 44-Jährige noch in der Kennen-Lern-Phase - Kollegium, Schüler, Eltern. Wieder einmal.
Der Memmelsdorfer besuchte in Bamberg das Franz-Ludwig-Gymnasium, studierte dann in Erlangen Mathematik und Wirtschaftswissenschaften zuerst für das Lehramt an Gymnasien, dann schwenkte er auf Realschulen um. Genau in der Zeit, in der die sechsstufige Realschule entwickelt wurde. "Ich dachte da ist der Arbeitsmarkt besser." Eine richtige Entscheidung, wie sich schnell zeigen sollte.
Der leidenschaftliche Koch, Weinkenner, Hobby-Radrennfahrer und Symphoniker-Fan erkundete mit der Wissbegier und Gründlichkeit eines Naturwissenschaftlers das Gebiet Realschule. Das Referendariat absolvierte er im niederbayerischen Abensberg sowie im schwäbischen Wertingen. Seine erste Stelle führte ihn 1999 nach Bad Neustadt an der Saale. "Eine fachlich und kollegial gute Zeit." Bereits da interessierte ihn die Realschule weit mehr als nur auf den Unterricht bezogen. Doch fühlte er sich mehr nach Bamberg sowie in den Erlangener Raum gezogen. Lebensmittelpunkt wurde die Welterbestadt Bamberg. An der Realschule Erlangen I, an die er sich im Jahr 2000 versetzten ließ, durchlief er alle Stationen beziehungsweise Funktionen: Klassenleiter, Personalrat, Verbindungslehrer, Systembetreuer, Seminarlehrer und Jahresbericht-Verfasser. Ab 2005 arbeitete Arnold zudem als Konrektor in der Schulleitung mit.
Nachdem er all diese Funktionen kennengelernt hatte, reizte es ihn, nur noch Schulleitung zu machen. Das ließ ihn 2009 als Konrektor an die Realschule Forchheim wechseln. Geografisch auch wieder ein Stück näher an Bamberg, wo die Familie zunächst ihren Lebensmittelpunkt hatte, der letztlich nach Memmelsdorf "wanderte".
Vom Menschlichen her habe es hier sehr gut gepasst, sagt der zweifache Familienvater, der das Miteinander in Forchheim lobt. Er war hier intensiv in die Organisation des Projektes Schulsanierung eingebunden. Als sich freilich in Hirschaid die Chance auftat, Schulleiter zu werden, habe er sich nach nur kurzem Nachdenken beworben; und nach drei Monaten Wartezeit vom "Zuschlag" erfahren. Mit der Folge, dass er die Feier zur Fertigstellung in Forchheim als Gast erleben durfte. "Ein eigenartiges Gefühl."


Auch Persönliches wichtig

Jede Schule ist anders, hat der Pädagoge in seinen verschiedenen Stationen gelernt. "Jede Schule ist ein eigenes System, das sich entwickelt hat. Man muss es von Grund auf verstehen." Das versucht er nun in Hirschaid. Bereits verstanden hat er, dass es für die Kapazitätsengpässe im Hallensport einer neuen räumlichen Lösung bedarf. Wieder ein Bauprojekt also. "Nett wäre, wenn wir die Turnhalle mit Fachräumen bis 2018 realisiert hätten."
In der Kennenlernphase stellt der Bistrotisch ein wichtiges Element dar. Für die eher informellen Gespräche, die Arnold als nicht minder wichtig als die offiziellen erachtet. "Ich will die Kollegen nicht nur von der fachlichen Seite kennenlernen." Persönliches müsse man wissen, um Menschen führen zu können. Die Zeit dafür müsse und wolle er sich geben. Auch das ist das Resultat eines eigenen Lernprozesses.
Die Hirschaider Realschule stehe gut da, sei technisch sehr breit aufgestellt. Die Kunst sei es nun, Vorhandenes und die Schule als Lebensraum insgesamt weiterzuentwickeln - mit individuellen Lösungen und Angeboten. Wozu wohl auch das eine oder andere Gespräch am Bistrotisch beitragen wird, geführt bei einer oder mehreren Tassen Espresso aus dem Vollautomaten. Am Dienstag wird Arnold offiziell ins neue Amt eingeführt.