Druckartikel: Entspannen im Alltag: Aufmerksamkeit bewusst ins Jetzt lenken

Entspannen im Alltag: Aufmerksamkeit bewusst ins Jetzt lenken


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Montag, 06. Juni 2016

Die Hoffnung ruht meist auf dem Abend: endlich mal runterfahren. Doch warum klappt das häufig nicht? Entspannungspädagogin Silke Lengemann, die in Bamberg p...


Die Hoffnung ruht meist auf dem Abend: endlich mal runterfahren. Doch warum klappt das häufig nicht? Entspannungspädagogin Silke Lengemann, die in Bamberg praktiziert, sagt: "Immer der jetzige Moment ist entspannend."

Frau Lengemann, was steckt hinter Ihrer Aussage?
Silke Lengemann: Genau das, worum es geht: Wir rauschen von einer Aktion in die nächste. Klassisch ist die Gewohnheit, zu sagen: Wenn du das und das erledigt hast, dann kannst du entspannen. Dieses "dann" kommt aber nie. Entspannend ist immer der jetzige Moment. Doch unser Verstand läuft, produziert Bilder aus Vergangenheit und Zukunft. Das liegt an unserem Gehirn, denn es simuliert Situationen, wie wir Gefahren entkommen können. Dieses Überlebensprogramm verursacht Stress.

Wie können wir rennende Gedanken und den Stress ausbremsen?
Es gibt verschiedene Entspannungsmethoden. Wichtig ist, sich auf das zu besinnen, was gerade wirklich stattfindet. Mit der Aufmerksamkeit hier zu sein, in diesem Raum, in dem keine Gefahr droht. Aufmerksamkeit ist der Motor für neurologische Veränderungen, eine Art neurologisches Update.

Erklären Sie das bitte.
Der Bereich im Gehirn, der für das Überleben und Stress zuständig ist, ist die Autobahn. Das, was uns guttut, kann man sich eher als Schotterpiste vorstellen. Wir können das neurologische Umschalten in unserem Gehirn trainieren, indem wir unsere Aufmerksamkeit bewusst auf ungefährliche Dinge lenken - wie das Hier und Jetzt.
Wie funktioniert das?
Zum Beispiel durch spezielle Achtsamkeits-Übungen. Wir können auch im Kleinen etwas tun: am Abend zu Hause darüber nachdenken, was wir geschafft haben - und nicht daran, was liegen geblieben ist.

Was ist mit dem klassischen Entspannungsbad, und ein gutes Buch dazu?
Badewanne ja, aber nicht dabei lesen! Bei der Entspannung ist es wichtig, nur eine Sache zu tun. Spüren Sie Ihren Körper im Wasser, die Wärme, wie er sich darin anfühlt. Unseren Körper haben wir immer dabei, in ihn können wir jederzeit hineinspüren.

Haben Sie noch einen Merksatz und ein paar praktische Tipps?
Je öfter Sie Übungen zum achtsamen Innehalten machen, umso besser ist es. Dadurch entstehen andere Verknüpfungen von Nervenzellen im Gehirn. Denken Sie daran, dass es immer um den Moment geht. Es ist das, was beim Entspannen wichtig ist.

Die Fragen stellte
Anna Lienhardt


"Machen wir es kurz" heißt unser neues Kurzinterview, in dem wir aktuelle Themen aufgreifen.