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Entsetzen packt ganz Wallenfels


Autor: Marco Meißner

Wallenfels, Freitag, 07. Oktober 2016

Acht tote Babys, versteckt in einem Wohnhaus, zerstörten im November 2015 die Idylle eines kleinen Städtchens im Frankenwald. Über Nacht stand Wallenfels bundesweit im Blickpunkt der Medien.
Wallenfels rückte nach der Tat in den Blickpunkt der Medien. Der Rummel hat es den Bewohnern zunächst sehr schwer gemacht, die Situation zu verarbeiten und zum Alltag zurückzufinden. Fotos: Peter Groscurth


Die Stadt Wallenfels im Landkreis Kronach ist vor allem für ihre Tourismusflößerei bekannt. Eine traurige Berühmtheit erlangte der Ort am 13. November 2015. Acht tote Babys wurden in einem Wohnhaus entdeckt. Grausame Taten hatten sich dort abgespielt. Diese trafen die Seele der Wallenfelser im tiefsten Inneren - und lockten Reporter und Kamerateams aus ganz Deutschland an.
Völlig unbemerkt spielten sich die Ereignisse inmitten der Dorfgemeinschaft ab. "Es ist ein Schock. In der Großstadt ja, aber bei uns auf dem Land, damit rechnet doch keiner. Hier kennt man ja die Leute", sagte ein erschütterter Wallenfelser, als er am Tatort vorbeikam; Polizeibeamte gingen ein und aus, während eine Schar Journalisten die Szenerie umrahmte.
Was war geschehen? Die Polizei war in ein Wohnhaus im Stadtkern gerufen worden. Dort stieß sie auf die versteckten Leichen von acht Babys. Die Ermittlungsgruppe "Schlossberg" nahm die Nachforschungen auf. Unter Tatverdacht stand schnell die 45-jährige Mutter der toten Babys. Sie war zunächst verschwunden, wurde später aber in einer Pension aufgegriffen, wo sie sich mit ihrem Liebhaber aufgehalten hatte. Die Frau legte ein Teilgeständnis ab. Sie wollte mehrere der (lebensfähig geborenen) Kinder getötet haben.
Unklar war zunächst die Rolle, die der Vater der Kinder spielte. Zunächst wurde er auf freiem Fuß gelassen. Im April wendete sich das Blatt. Die Staatsanwaltschaft erhob doch Anklage. Der Vorwurf: Beihilfe zum Mord. Diese Anschuldigung wurde vor Gericht (siehe Artikel unten) jedoch nicht bestätigt. Der Familienvater lebt heute wieder in seinem Heimatort, während die 45-Jährige in Haft ist.
Die Wallenfelser hingegen versuchen nach Monaten, in denen dieses Thema die Stadt nicht hat zur Ruhe kommen lassen, wieder in den Alltag zurückzufinden. Das ist nicht einfach, nachdem einige Medienvertreter über Gebühr den Finger in die Wunde gelegt hatten. "Ich muss den Wallenfelsern ein großes Lob aussprechen", stellte Bürgermeister Jens Korn (CSU) vor einiger Zeit fest. "Sie haben das Spiel einiger Medien, die im Dreck graben wollten, nicht mitgespielt."