Entscheidung übers Bad verschoben
Autor: Reinhard Löwisch
Egloffstein, Donnerstag, 04. Juni 2020
Es ist derzeit nicht einfach, zu planen. Das erfuhr auch das Egloffsteiner Gremium, als es unter anderem darum ging, ob das Freibad wieder öffnen soll.
Das Freibad ist der Egloffsteiner liebstes Kind. Das wissen die Gemeinderäte, seit sich in einer Umfrage vor acht Jahren 97 Prozent der Bürger für den Erhalt des Bades aussprachen. Deshalb nahm man auch in Kauf, dass das Bad alljährlich rund 80 000 Euro Defizit einfährt.
Aber dieses Jahr ist alles anders. Die Pandemie sorgt für neuen Zündstoff, weil an eine Badöffnung - von Staats wegen ab dem 8. Juni möglich - strenge Hygieneregeln geknüpft sind. Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU/FWA) hatte mit der Verwaltung ein Hygienekonzept entwickelt, das sich an das Konzept des Ebsermare in Ebermannstadt anlehnt. Herausgekommen ist die Schätzung, dass durch eine Öffnung des Freibads unterm Strich ein noch höheres Defizit entstehen würde als bisher. Einerseits, weil weniger Bürger ins Bad dürfen und andererseits, weil fast die doppelte Menge Personal notwendig wäre, um die Einhaltung der Hygienevorschiften zu überwachen.
Auf bis zu 50 000 Euro schätzt Förtsch die Mehrkosten, wenn das Personal nicht aus Ehrenamtlichen rekrutiert werden kann. Ein finanzieller Schlag, weshalb Gemeinderäte die Entscheidung über die Badöffnung um eine Woche vertagten. Die einen möchten gerne auf jeden Fall das Bad öffnen, um den Bürgern wieder ein Stück Normalität zurückzugeben, andere meinen, man sollte das Bad nicht öffnen und das eingesparte Defizit für andere Projekte ausgeben, wie den Ausbau der Kita oder die Sanierung des Marktplatzes.
Regina Löhrl (FWA): "In der letzten Sitzung haben wir um fünf Euro Erhöhung des Sitzungsgeldes stundenlang gerungen und jetzt wollt ihr auf einen Schlag 100 000 Euro Defizit genehmigen? Das kann nicht sein." Manuel Vogel (UGL) dagegen plädierte für eine Öffnung auch unter dem Gesichtspunkt, dass man damit "ein Zeichen setzt für die Unterstützung der touristischen Leistungsträger im Ort".
Das Hygienekonzept
Das Hygienekonzept sieht vor, dass maximal 214 Personen auf einmal in das Bad dürfen; für höchstens drei Stunden. Dann müssten alle Badegäste gehen und Neuankömmlingen vor dem Eingang Platz machen. Im Schwimmerbecken dürften sich höchstens 25 Personen auf einmal aufhalten und auch nur für kurze Zeit, denn es würde ein Schwimmparcours eingerichtet, den man nach Erreichen der Ziellinie am Ende der Schwimmbahn unverzüglich verlassen müsste.
Am schlimmsten träfe es die Kinder. Das kleine Planschbecken dürfte von maximal drei Kindern gleichzeitig benutzt werden. Ein ständiger Wechsel ist praktisch unmöglich, konstatierten Mütter unter den Gemeinderäten. Deshalb rechnet man damit, dass die Familien das Freibad mit Hygienekonzept meiden und nur die "Hardcore-Schwimmer" (Bürgermeister Förtsch) die Vorschriften auf sich nehmen und das Bad besuchen - also nur Leute, die das Schwimmen als Sport begreifen.