Entscheidung dringend erbeten
Autor: Friederike Stark
LKR Haßberge, Donnerstag, 02. Februar 2017
Eigentlich hatte sich Bayern für ein Nebeneinander von acht- und neunjährigem Gymnasium entschieden. Die Junge Union fordert aber eine Rückkehr zu G9. Schulen und Eltern im Landkreis Haßberge wollen nur eins: ein Ende der Diskussion.
Friederike Stark
Im Schuljahr 2010/2011 erlangten die ersten Schüler schon nach acht Jahren am Gymnasium ihr Abitur. Seither ist keine Schuljahr vergangen, in dem nicht über Sinn und Unsinn des G8 diskutiert wurde. Ein Kabinettsbeschluss im Sommer 2016 läutete scheinbar das Ende der Diskussion ein: Denn der Beschluss sieht bisher vor, dass jede Schule machen kann, was sie will. Die Gymnasien dürften demnach ab dem Schuljahr 2018/2019 frei entscheiden, ob sie beim G8 bleiben, auf ein neunjähriges Modell wechseln oder beide Varianten parallel anbieten wollen.
Kein Ende der Diskussion in Sicht
Doch der Haken an der Sache: Die konkrete Ausgestaltung ist bis jetzt noch immer unklar. "Wir stochern noch immer im Nebel und wissen nicht, was ab September nächsten Jahres auf uns zu kommt", sagt Max Bauer, Schulleiter am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt. Denn noch befindet sich Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) mit Verbänden und anderen Beteiligten in einer Dialogphase. Immerhin: Sowohl Klauspeter Schmidt, Schulleiter am Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern, als auch Schulleiter Max Bauer signalisieren, dass sie an ihren Schulen jedes Modell anbieten könnten: "Unsere Schule ist groß genug, um ein Nebeneinander von acht- und neunjährigem Gymnasium anbieten zu können", sagt KLauspeter Schmidt. Auch in Haßfurt könne man alles umsetzen. "Am liebsten wäre mir, endlich eine klare Linie zu haben", sagt Schulleiter Bauer.
Denn das kommende Modell - welches auch immer - werde für die Schüler, die im September 2017 ans Gymnasium kommen, schon relevant. "Im April finden bereits die Informationsveranstaltungen für die Eltern der zukünftigen Fünftklässler statt. Denen würden wir gerne sagen können, wohin die Reise für ihr Kind geht", betont Marco Heumann, der Elternbeiratsvorsitzende des Regiomontanus-Gymnasiums in Haßfurt.
Die Zeit drängt
Eigentlich warten die Lehrer und Elternvertreter also nur noch darauf zu erfahren, ab wann sie die Parallelführung starten können. Und plötzlich will ein nicht unerheblicher Teil der Union die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium: Die Junge Union (JU) fordert in einem Papier ein einheitliches G9 und lehnt Pläne zu einer Parallelführung strikt ab.
Opposition und JU wollen G9
So zitiert die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus dem JU-Papier: "Zwei parallel bestehende Gymnasiallaufzeiten (...) würden das bayerische Schulsystem unnötig verkomplizieren und zu einem erheblichen finanziellen und organisatorischen Mehraufwand beitragen." Damit schlägt die JU in die gleiche Kerbe wie die Opposition im Landtag. Denn SPD, Freie Wähler und die Grünen fordern eine Rückkehr zu G9. So sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete Thomas Gehring gegenüber der dpa: "Bis auf ein paar CSU-ler in der Fraktion will keiner mehr das G8." Im Landkreis Haßberge befürworten hingegen nicht alle eine komplette Kehrtwende zurück zum neunjährigen Gymnasium. Für den Eberner Schulleiter Schmidt wäre es ein Erfolg, würde sich die Regierung für die Parallelführung entscheiden. "Es ist immer gut, Optionen zu haben." Schließlich, so auch die Meinung des Haßfurter Elternbeiratsvorsitzenden Heumann aus Haßfurt, gebe es durchaus Kinder, die gut mit dem achtjährigen Gymnasium zurechtkämen. Ulrich Nembach, Elternbeiratsvorsitzender am FRG in Ebern, hat festgestellt, "dass eine verlängerte Lernphase, also ein zusätzliches Jahr, von vielen Eltern begrüßt werden würde." Ulrich Nembach könnte der Rückkehr zum G9 durchaus etwas abgewinnen.
"Auf jeden Fall aber sollte man die zweite Fremdsprache erst in der siebten Klasse einführen", sagt er. Derzeit müssten Schüler in der fünften und dann gleich wieder in der sechsten Klasse eine Fremdsprache erlernen. "Das ist zu viel", meint Nembach. Er kritisiert, ebenso wie Heumann, dass das G8 eingeführt wurde, ohne die Lehrpläne sinnvoll anzupassen. Heumann: "Anstatt über die Rückkehr zu G9 oder eine Parallelführung zu diskutieren, sollte man das G8 optimieren."