Einmalig schöne Tour
Autor: Redaktion
Stadtsteinach, Freitag, 15. April 2016
Der Fünf-Kapellen-Weg im Stadtsteinacher Oberland ist ein Geheimtipp für Wanderer. An der zwölf Kilometer langen Strecke liegen auch drei Wirtshäuser zur Einkehr.
Siegfried Sesselmann
Wandern ist viel gesünder als nur antriebslos in der Sonne zu liegen. So reisen viele Bewegungsfreudige an den Rennsteig, nach Südtirol, nach Mallorca oder nehmen sich den Jakobsweg vor. Doch auch in unmittelbarer Nähe gibt es herrliche, aber leider wenig bekannte Touren, die einmalig schön sind.
So ist der Fünf-Kapellen-Weg im Stadtsteinacher Oberland eine Wanderung wert. Sie beginnt bei 362 Höhenmetern, steigt auf maximal 637 Meter an und geht wieder zum Ausgangspunkt zurück. Aber das Wunderbare an der zwölf Kilometer langen Strecke sind fünf herrliche Kapellen, die zum Betrachten einladen. Auch gibt es drei Möglichkeiten einzukehren.
"Christus in der Rast"
Man lässt sein Auto in Unterzaubach bei der Gaststätte Frankenwald stehen und läuft unmittelbar daneben den Weg hoch zur nahen Kriegergedächtsniskapelle.
Dieses ehrwürdige kleine Gotteshaus entstand 1932 aus dem Bedürfnis der ehemaligen Gemeinde Zaubach, ein eigenes Gotteshaus zu besitzen. Auf der hell getünchten Kapelle thront ein Satteldach mit Dachreiter, auf dem Altar steht eine Figur von "Christus in der Rast". Daneben sind auf drei großen Tafeln die Namen der Gefallenen beider Weltkriege angebracht.Bis 1996 schickte sich die Familie Sünkel mittags um 12 Uhr und abends um 19 Uhr an, zum Gebet zu läuten - und das über 35 Jahre lang. Außerdem übernahm man noch die Pflege und Reinigung des schmucken Gotteshauses. Beim Tod eines Zaubachers "stimmelt" die Glocke drei Mal. Früher stand hier noch ein Harmonium, das von Sofie Ott und Jakob Göldel zu Maiandachten gespielt wurde.
Seit 1971 liegt die Pflege und Erhaltung im Aufgabenbereich der Stadt. Da der Zahn der Zeit an der Kapelle nagte, entschloss man sich, ein neues Gotteshaus zu errichten. Mit unendlich großem Einsatz der Zaubacher und immenser Eigenleistung konnte zum Zaubacher Kirchweihsonntag am 19. Oktober 2003 nach zweieinhalb Jahren Bauzeit die Weihe stattfinden.
Nun beginnt der weitere Weg Richtung Vorderreuth. Wie Serpentinen schlängelt sich die geteerte Straße durch den Wald. Mitten in Vorderreuth steht die Hauskapelle der Familie Johann Schüßler. Im Jahre 1921 wurde von Johann und Anna Schüßler (Hausnummer 7) sowie von Nikolaus und Margareta Schüßler (Hausnummer 4) eine Kapelle errichtet, wie auf einem Schild über dem Eingang zu erfahren ist. "Zur Erinnerung an den Feldzug 1914 - 18. Im Kugelregen, Sturm und Wetter war stets Gott unser Retter." Gerhard Schüßler und sein Sohn Frank hegen und pflegen mit ihren Frauen dieses Kleinod mit viel Liebe. Ein Blick durch das Fenster zeigt sieben Figuren auf einem Altar, Bilder mit biblischen Szenen hängen an den Seiten.
Aus Ziegelsteinen errichtet
Nach einer Stärkung im Ferienhaus Martinshof und nach dem Genuss des herrlichen Ausblickes geht die Wanderung weiter in Richtung Forkel. Vorbei an Kreuzen mit dem Leib Jesu, Marterln und Steinkreuzen erreicht man 800 Meter westlich vom Ort an einer Altstraße an der Abzweigung zum Einöd Forkel eine Wegkapelle. Diese ist aus Ziegelsteinen errichtet und mit einem schiefergedeckten Dach versehen. Über dem Eingang ist eingemeißelt: "Erbaut/ von/ Joh. Kremer/1891." Auf dem gepflegten Altar stehen eine Madonna sowie mehrere Figuren und Bilder. Davor erkennt man eine große Herz-Jesu-Figur.
Der höchste Punkt
Mit 637 Höhenmetern ist der Forkelknock der höchste Punkt der Wanderung und man biegt nach 300 Metern auf die Straße rechts nach Schwand. Schon immer mussten die Einwohner von Schwand über Deckenreuth und die Boxmühle in die Kirche nach Wartenfels. Ein steiler und beschwerlicher Weg, besonders im Winter. Wer nun eine Einkehr braucht, ist bei der Familie Sesselmann in ihrem "Feststadel zum Eisbären" willkommen. Inmitten des Ortes Schwand steht beim auf dem Weiterweg in den Gärten von Hausnummer 1 und 18 rechts die nächste Wegkapelle. Den hell gestrichenen Steinbau mit einen schiefergedeckten Satteldach errichtete Andreas Wunder aus Dankbarkeit für die glückliche Heimkehr aus dem Weltkrieg 1914/18. Zwischen sechs Heiligenfiguren erhebt sich erhöht in der Mitte auf dem Altar die Figur der heiligen Maria von Lourdes. Herrliche Bilder schmücken die Wände. Die ursprüngliche Kapelle wurde im Jahre 1998 weggerissen, und die drei Brüder Wunder aus dem Haus Nummer 18 errichteten mit weiteren engagierten Nachbarn dieses Schmuckstück.
Wenn man nun weiterläuft, kommt man zur Staatsstraße 2195, die von Stadteinach kommend nach Presseck führt. Man überquert diese und geht links auf der schmalen geteerten Straße im Wald hoch bis zur Einmündung links nach Römersreuth. Mitten im Ort rechts gelegen wartet die letzte Kapelle unserer Wanderung.
Heilige Zwillinge
Die Römersreuther Kapelle ist den heiligen Zwillingen St. Benedikt und St. Scholastika geweiht und die jüngste der fünf Kapellen, die erst im Oktober 1990 eingeweiht wurde. Die Idee zur Erbauung liegt noch 32 Jahre zuvor. Im Jahre 1856 heiratete ein Johann Pfreundner aus Schöndorf in das Anwesen Hohner Nummer 6.
Aus dieser Linie Pfreundner verstarb im Jahre 1958 Karolina Schuberth, eine geborene Pfreundner. Ihr Bruder Karl musste auf ihrem Sterbebett versprechen, eine Kapelle zu errichten. Doch erst im Jahre 1985 begann Rudolph Zickert, der mit Gertrud, geborene Pfreundner verheiratet ist, zusammen mit Armin Pfreundner, das Versprechen in die Tat umzusetzen. Man wählte das Bauprinzip des Goldenen Schnittes (alles im Verhältnis fünf zu drei). Im Innenraum steht ein Altartisch mit den vier Evangelistensymbolen und ein Kreuz mit den Initialen JNKJ. Auf dem Schieferdach leuchtet ein vergoldetes Kreuz, das von Familie Kremer gestiftet wurde. Der Weg der Glocke führt aus einem aufgelösten Kloster der Vinzentinerinnen in Berlin über Trebgast, wo sie im Dachboden schlummerte, bis nach Römersreuth, wo sie sonntags um 12 Uhr läutet. Traditionell am Pfingstmontag findet eine Wallfahrt von Stadtsteinach nach Römersreuth statt.
Genau diesen "Wallfahrtsweg" betritt man, wenn man den Ort wieder Richtung Schwand verlässt, jedoch vorher links abbiegt. Ein Weg mit herrlichen Ausblicken hinab nach Stadtsteinach. Unten angekommen biegt man rechts in die Grünbürgstraße bis zur Bundesstraße. Nachdem man rechts abbiegt und den Radweg bis Unterzaubach läuft, sieht man den Ausgangspunkt mit der Gaststätte Frankenwald wieder. Dort kehrt man noch ein und stärkt sich nach der Wanderung auf dem Fünf-Kapellen-Weg.