Druckartikel: Eingängige Melodien statt rhythmischer Krawall

Eingängige Melodien statt rhythmischer Krawall


Autor: Stephan Stöckel

Kulmbach, Donnerstag, 04. Mai 2017

Sanfte Gitarrenklänge ertönen vor einem Meer aus Teelichtern, über denen Wolken aus Pappe hängen. Es ist die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Trommelschläge, di...
Die Gruppe "Lions From Alaska" mit (von links) Tizian Alsan, Oliver Sommerer und Manuel Mann stellt am 6. Mai im Bayreuther "Zentrum" die Stücke ihrer EP "Rebirth Of The Phoenix" vor.  Foto: Stephan Stöckel


Sanfte Gitarrenklänge ertönen vor einem Meer aus Teelichtern, über denen Wolken aus Pappe hängen. Es ist die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Trommelschläge, die einem Donnerhall gleichen, garniert mit rasiermesserscharfen Gitarrenakkorden und markerschütternden Schreien, prasseln auf den Zuhörer herab.


Sturmflut und ruhiges Fahrwasser

Kurz darauf befindet sich die Band schon wieder in ruhigerem Fahrwasser, umsäuselt ein hymnisch-melodischer Refrain die Gehörgänge des Zuhörers. Verantwortlich für dieses audiovisuelle Erlebnis aus Melancholie und Sturmflut zeichnet die Kulmbach-Weißenstadter Band "Lions From Alaska" im Video zum Song "Dead Thoughts".
Die Musiker haben sich ganz bewusst für diesen Kontrast entschieden, wie Gitarrist Manuel Mann erläutert: "Wir gehören nicht zu den Bands mit stumpfen Gekloppe und rhythmischem Krawall. Bei uns findet der Zuhörer mit eingängigen Melodien Zugang zur Musik. Damit erreicht man ein breiteres Publikum." Entstanden ist das Video in Eigenregie in der Turnhalle der Gößmannsreuther Kulturschule. In dem Lied, so Mann, gehe es um Gedanken, die einen verfolgen. Die Wolken aus Pappe symbolisierten sie.
Hören kann man das Lied auf dem aktuellen Mini-Album "Rebirth Of The Phoenix", dessen Veröffentlichung die Gruppe morgen im Bayreuther "Zentrum" feiert.
Was hat es mit dem Albumtitel auf sich? "Der antike Mythos vom Vogel, der verbrennt und aus seiner Asche wieder neu ersteht, ist der Tatsache geschuldet, dass wir nach einer Phase der Umbesetzung eine Wiedergeburt erfuhren", bringt Mann Licht ins Dunkel.


Mit Bedacht gewählt

Der Auftrittsort wurde mit Bedacht gewählt. Nach erfolgreichen Konzerten in Kulmbach entschieden sich Tizian Alsan (Gesang), Manuel Mann (Gitarre und Gesang), Daniel Mücke (Gitarre), Oliver Sommerer (Bassist) und Marcel Losert (Schlagzeug), ein Konzert in der Wagnerstadt auf die Beine zu stellen. "Dort gab es schon seit längerem keine Hardcore-Konzerte mehr", führt Mann als Grund an. Da die Kapelle nicht genügend eigenes Material für ein abendfüllendes Programm hat, lud man sich Freunde aus der Hardcore-, Screamo- und Metalszene ein. Darunter sind Rudi Schwarzer von der Dessauer Band "Arctic Island" oder Elisa Fuchs.
Wie der Zufall es will, finden sich Bands aus der Provinz unvermittelt im internationalen Musikbusiness wieder. Der Kulmbacher Thrash-Metal-Band "Dying Gorgeous Lies" ist es so ergangen, die derzeit durch Amerika tourt. Das ist auch Mann nicht entgangen. "Wir haben schon unsere Fühler ausgestreckt. Wir lassen das Ganze auf uns zukommen." Obgleich er seiner Band selbstbewusst unterstellt, das künstlerische Potenzial für eine überregionale Karriere zu besitzen, ist er doch Realist geblieben. Mann weiß, dass für Hardcore-Bands die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Sollte es nicht klappen, würde für ihn nicht die Welt untergehen: "Schließlich musizieren wir aus Spaß an der Freude."